Städte und Gemeinden müssen Betreuungsangebot weiter ausbauen, um den Rechtsanspruch der Eltern zu erfüllen. Bis 2015 will Norderstedt weitere 160 Plätze schaffen.

Kreis Segeberg. "Wir sind noch lange nicht am Ziel, obwohl wir schon erhebliche Kraftanstrengungen unternommen haben, um den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für die Jüngsten so weit wie möglich zu erfüllen." So beschreibt die für die Kitas zuständige Dezernentin Anette Reinders die Situation in Norderstedt vor dem Tag X. Das ist der 1. August, ab diesem Termin können die Eltern verlangen, dass ihre Kinder bis zu drei Jahren betreut werden - notfalls per Klage.

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte erst vor wenigen Tagen optimistisch auf den Stichtag geblickt: 813.100 Krippen-Plätze gebe es bundesweit, 30.000 mehr, als die Bundesregierung an Bedarf errechnet hatte. Bedarf also gedeckt? Im Kreis Segeberg stellt sich die Situation unterschiedlich dar.

Norderstedt: Die größte Stadt im Kreis steht relativ gut da. 628 Plätze stehen für Jungen und Mädchen unter drei Jahren zur Verfügung. Das entspricht einer Versorgungsquote von rund 37 Prozent. 382 Kinder finden einen Platz in einer Kita, 216 bei einer Tagesmutter, 30 in kindergartenähnlichen Einrichtungen. "Das jetzige Angebot wird bei weitem nicht reichen", sagt Dezernentin Reinders. Das haben die eigenen Hochrechnungen ergeben, die sich mit den Aussagen der Experten decken, wonach gerade in Bereichen mit städtischem Charakter die Nachfrage die ursprünglich vom Bund genannte Durchschnittsquote von 35 Prozent deutlich übersteigen werde.

Bis 2015 will die Stadt weitere 160 Plätze schaffen, auf Dauer müssten weitere hinzukommen. Denn: Die Nachfrage steigt kontinuierlich. Regelmäßig fragt die Verwaltung den Bedarf bei den Norderstedter Eltern ab, immer wieder muss sie die Bedarfsquote nach oben korrigieren. "Fast drei von vier Eltern brauchen einen Betreuungsplatz", sagt die Dezernentin. Bisher lag die angepeilte Versorgungsquote bei 65 Prozent. Von 2009 bis einschließlich 2013 wird die Stadt 8,5 Millionen Euro investieren, um die Betreuung für die Krippenkinder auszubauen. Bis 2015 soll sich die Zahl der Krippenplätze im Vergleich zu 2008 auf dann 860 verdoppeln. Das entspricht einer Quote von 48 Prozent.

Und auch das wird nicht reichen. "Die Zahl der Krippenkinder wird in den nächsten Jahren leicht steigen", sagt Anette Reinders. Die Neubaugebiete locken junge Familien in die Stadt. Laut Prognose wird die Zahl der Jüngsten in den nächsten Jahren von gut 1800 pro Jahr auf rund 1900 im Jahr 2020 steigen. "Der Rechtsanspruch kann auch mit Tagesmüttern abgedeckt werden, auch in diesem Bereich bauen wir das Angebot immer weiter aus", sagt die Stadträtin.

Henstedt-Ulzburg: "Wir sind etwas ins Hintertreffen geraten, weil beispielsweise der Sportkindergarten gekippt wurde und sich andere Projekte verzögert haben", sagt die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf. Aktuell stehen in der Gemeinde 175 Plätze für die Krippenkinder zur Verfügung, das entspricht einer Versorgungsquote von 24,4 Prozent. Bis zum Jahresende soll die Zahl der Plätze auf 310 und die Quote auf 43,18 Prozent steigen.

Auf der Warteliste stehen laut aktueller Statistik noch rund 150 Kinder, 100 Familien brauchen demnach noch in diesem Jahr einen Platz. "Erst bei der Platzvergabe wird sich endgültig zeigen, ob dieser Bedarf noch aktuell ist", sagt die Bürgermeisterin. Sie verweist auf Untersuchungen zum Beispiel des Deutschen Jugendinstituts, wonach rund 14 Prozent der nachgefragten Plätze letztlich nicht in Anspruch genommen würden. "Wir gehen allerdings davon aus, dass wir langfristig eine Quote von 50 Prozent erreichen und weitere 50 Plätze schaffen müssen", sagt von Bressensdorf.

Sie kann sich allerdings wie die Verantwortlichen in den anderen Städten und Gemeinden im Zweifelsfall zurücklehnen: Reichen die Plätze in den Orten nicht, muss der Kreis als Träger der Jugendhilfe in die Bresche springen. Nur Norderstedt müsste seine Probleme selbst lösen. Ob der Kreis helfen kann, ist fraglich. 2042 Plätze für Kinder unter drei Jahren gibt es im Kreisgebiet, das entspricht einer Versorgungsquote von 31,4 Prozent. Bis Ende 2014 sollen gut 640 Plätze hinzukommen und die Quote auf 43 Prozent steigen.

Kaltenkirchen: Die Stadt einschließlich Oersdorf nimmt einen Spitzenplatz ein. 213 Betreuungsplätze entsprechen einer Quote von rund 54 Prozent. Zum 1. August gibt es in Kaltenkirchen acht Krippeneinrichtungen und noch wenige freie Plätze.

Bad Bramstedt: Von solchen Zahlen ist Bad Bramstedt weit entfernt. Auf 80 Plätze für die Jüngsten können die Eltern zurückgreifen, mit einer Quote von 24,2 Prozent zählt die Stadt momentan eher zu den Schlusslichtern bei der Krippenversorgung im Kreis Segeberg. Das soll sich ändern, verspricht Jörg Kamensky, Leiter des Bürgerbüros. Bis Ende nächsten Jahres sollen 50 Plätze hinzukommen, sodass die vom Kreis vorgegebene Quote von 41 Prozent erfüllt wäre.