Als Nazis und Spinner bezeichnet der Bramstedter Stadtverordnete Gilbert Sieckmann-Joucken Mitglieder der neuen Partei.

Bad Bramstedt. Kaum beginnt der Bundestagswahlkampf ein wenig Fahrt aufzunehmen, ist es in der Region zum ersten Krach gekommen. Die Protagonisten sind allesamt Neulinge: Auf der einen Seite steht der Landesverband der Altnative für Deutschland (AfD), die von einem "Angriff" spricht. Der Kontrahent heißt Gilbert Sieckmann-Joucken, sitzt seit wenigen Wochen erstmals für Bündnis 90/Die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung in Bad Bramstedt und hat im sozialen Netzwerk Facebook geschrieben, was er von manchen AfDlern hält: "Rechtskonservative Pseudochristen, Nazis, Spinner, Verschwörungstheoretiker und zweitklassige Professoren."

Diese Attacke des promovierten Politikwissenschaftlers auf der Facebook-Seite des AfD-Landesverbands hat für Empörung gesorgt. "Unsäglich" nennt der stellvertretende Landessprecher Matthias Piskatschek-Wahl den Angriff des Grünen und hat den Bramstedter Grünen-Fraktionschef Fritz Bredfeldt zu einer Stellungnahme aufgefordert. Außerdem informierte die AfD Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt (CDU) und beschwerte sich beim Grünen-Landesvorstand.

Sieckmann-Joukens Angriffe sind immer noch auf der Facebook-Präsenz des AfD-Landesverbands nachzulesen. Er hatte sich Dienstagmorgen in eine Diskussion eingeklinkt, in der es um Spenden für Plakate ging, und legte gleich beim ersten Satz los. "Diese rechtslastige, monothematische Populistenpartei mit mehr als unseriösem Personal versucht, die gering gebildete Bevölkerung mit unbegründeten Ängsten und Lügen zu ködern", polterte der Grüne.

Die Reaktion ("Niveaulosigkeit", "menschenverachtend", "unglaublich") folgten prompt, doch Sieckmann-Joucken legte noch einmal richtig nach. Er bezichtigte die AfD, von Rechten unterwandert zu sein, Neonazi-Jargon zu verwenden und Homosexuelle zu stigmatisieren. Daraufhin rief ein AfDler den Grünen zu einem öffentlichen Streitgespräch auf, die Debatte ging in derselben Manier wie zuvor weiter.

Jörg Nobis, der für die AfD auch als Direktkandidat für die Bundestagswahl aufgestellt ist, will "eine derartige Beleidigung" nicht unwidersprochen hinnehmen: "Wir missbilligen ein solches Bündel an Stillosigkeit, Verunglimpfung, inhaltlicher Falschaussage und Selbstgerechtigkeit zutiefst. Es ist besonders traurig, dass sich eine Person derart äußert, die durch ein öffentliches Mandat auch Verantwortung für Gemeinwohl und demokratisches Miteinander trägt", sagte er am Mittwoch.

Nobis, der wie die Mehrheit der AfD-Mitglieder bislang in keiner anderen Partei politisch aktiv war, verweist darauf, dass "für den Bundestagswahlkampf die ausdrückliche Maßgabe gilt, dass dieser fair, respektvoll und sachbezogen zu erfolgen habe. Dies schließt harte inhaltliche Auseinandersetzungen nicht aus, Niveaulosigkeiten wie die von Herrn Dr. Sieckmann-Joucken jedoch schon."

Die AfD prüft jetzt rechtliche Schritte gegen den Bramstedter. In Frage komme beispielsweise der Tatbestand der Beleidigung, sagte ein Sprecher. Das sieht Sieckmann-Joucken anders. "Ich habe keine Namen genannt", sagt er. "Ich sehe den Schritten gelassen entgegen." Von seinen Vorwürfen rückt er nicht ab. Er verstehe nicht, warum seine Äußerungen menschenverachtend gewesen sein sollten.

Auf ein öffentliches Streitgespräch, das die AfD vorgeschlagen habe, will sich Sieckmann-Joucken nicht einlassen: "Ich biete denen keine Bühne für ihren Kram." Unterstützung bekommt er von seinem Fraktionschef Fritz Bredfeldt: "Herr Sieckmann-Joucken muss sich von nichts distanzieren."