“Es ist grundsätzlich Aufgabe der Städte und Gemeinden, den Wohnungsbau zu steuern“, sagt Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg, nachdem das Pestel-Institut festgestellt hatte, dass kreisweit in den nächsten Jahren 7700 seniorengerechte Wohnungen fehlen werden (wir berichteten).

Kreis Segeberg. Allerdings wolle der Kreis den Städten und Gemeinden verlässliche Entscheidungsgrundlagen geben. Daher habe der Kreis Segeberg eine kleinräumige Bevölkerungs- und Haushaltsprognose beauftragt, die noch in diesem Sommer abgeschlossen werden soll.

Bund und Länder müssen den Bau von Wohnungen gezielt fördern

Allerdings würden kommunale Aktivitäten zum Abbau einer "grauen Wohnungsnot" nicht reichen. Bund und Länder müssten die Städte und Gemeinden mit Förder- und Kreditprogrammen begleiten, beispielsweise barrierefreie Umbauten oder seniorengerechte Neubauten auch für einkommensschwache ältere Menschen realisieren zu können. "Für die übrigen Zielgruppen ist die Wohnungswirtschaft in der Pflicht, marktgerechte Angebote zu erstellen", sagt Hartwieg.

In ihrer Stellungnahme zum kürzlich vorgestellten Mietgutachten des Instituts für Stadtforschung und Strukturpolitik hätten die "Partner der Rahmenvereinbarung zur Offensive für bezahlbares Wohnen" der Landesregierung darauf verwiesen, dass der Wohnungsmarkt in Schleswig-Holstein ausgeglichen sei und der Anstieg der Mieten moderat ausfalle. Nach Ansicht der Wohnungsbaugesellschaften und -verbände ist bezahlbarer Wohnraum vorhanden, und so bleibt es auch. Preistreiber für höhere Mieten seien die Neben- und Energiekosten, bei denen zudem der Staat mitverdiene.

Viele Menschen werden die Mieten, die am Markt herrschen, bezahlen können

"Was bezahlbarer Wohnraum ist, wird unterschiedlich definiert", sagt die Landrätin. So werde es immer eine hohe Zahl an Personen geben, die die am Markt geforderten Mieten aufbringen kann, ohne den Lebensstandard einschränken zu müssen. Menschen mit schmalem Budget stünden kaum im Fokus der Wohnungsbaugesellschaften.

Die Landespolitik und zahlreiche Gemeinden versuchten, für diesen Personenkreis günstigen Wohnraum zu schaffen. Das könne aber nur zusammen mit der Wohnungswirtschaft erfolgreich sein, sodass viele Kommunen Gespräche mit den Unternehmen führten. Zusätzlich gebe es vereinzelt politische Beschlüsse, die den Bau günstiger Wohnungen fördern sollen (geringe Grundstückspreise; Verpflichtung, bei Bauvorhaben anteilig geförderten Wohnraum zu erstellen). "Der Kreis Segeberg fördert und flankiert dies in zahlreichen Gesprächen mit den Bürgermeistern, dem Innenministerium und der Wohnungswirtschaft", sagt Hartwieg.