Auf 4000 Quadratmetern sehen die Besucher, was hier so ganz von allein wächst und sich ohne viel Pflege wohlfühlt. “Wir wollen den Norderstedtern Pflanzen und Tiere vor Augen führen, die sich hier zu Hause fühlen.“

Norderstedt. Gelbe Blüten neben zarten violette, dazwischen weiße, korbartige, hohe, kräftige Stiele neben zarten kleinen und sogar Giersch - hier wächst alles munter durcheinander, wild eben, sowie es die heimische Vegetation vorgibt. Was so mancher als Unkraut oder Wildkraut in seinem garten bekämpfen würde, ist hier in genau dieser bunten Mixtur gewollt. 4000 Quadratmeter hat der naturnahe Garten, den Bernhard Kerlin, Joachim Haase vom Naturschutzbund in Norderstedt und der Förderkreis angelegt haben. Geholfen haben auch Mitarbeiter des städtischen Betriebsamtes und viele Sponsoren.

"Wir wollen den Norderstedtern Pflanzen und Tiere vor Augen führen, die sich hier zu Hause fühlen. Es wäre schön, wenn die Stadt, aber auch die Gartenbesitzer der Natur einfach mal freien Lauf lassen würden", sagt Kerlin, der sich früher in der Norderstedter Verwaltung vor allem für die Straßenräume stark gemacht hat und jetzt sein Wissen und Können ehrenamtlich einsetzt, die Norderstedter zum Umdenken zu bewegen.

"Die Stadt hat sich ja das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben und sogar die Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt im Rathaus gegründet. Was aber heißt nachhaltig Leben ganz konkret? Der naturnahe Garten ist ein Beispiel, wie die Umwelt zum Zuge kommen kann", sagt der Motor des Fleckchens Natur, das auf der Wiese gegenüber dem Schulparkplatz an der Straße Am Böhmerwald entstanden ist. Es müssen nicht immer Exoten sein, die den Garten zieren, nicht Tulpen, Lilien und Narzissen, die am Straßenrand und im Moorbekpark blühen - Pflanzen, die in Gewächshäusern gezogen werden und hierher transportiert werden müssen, was die Umweltbilanz drückt.

Doch auch die Stadt ist gefordert: "Da werden die Wildblumen, die am Straßenrand wachsen gnadenlos abgemäht, bis sie nicht mehr nachwachsen und nur noch langweiliger Rasen zu sehen ist", sagt Kerlin. Natürlich könne man die Flächen mähen, aber so, dass sich die Wildblumen wohl fühlen, sich vermehren und einen farbenfrohen Kontrast zu Pflaster und Asphalt bieten. Die Stadt brauche ein Pflegekonzept, in dem klar geregelt ist, welche Flächen wann bearbeitet werden.

Der Pflanzenexperte nennt einen weiteren Vorteil der heimischen Fauna: Sie zieht die Insekten an, Wildbienen und Libellen schwirren durch den Park und mindestens ein halbes Dutzend Schmetterlingsarten flattert von Blüte zu Blüte. Ursprünglich sollte die Fläche Schmetterlingsgarten heißen. "Doch das hätte falsche Erwartungen geweckt, jeder hätte sofort an den Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh gedacht und eine ähnliche Vielfalt erwartet", sagt Joachim Haase vom Nabu. Doch die Falter sind im naturnahen Garten nur ein Puzzleteil von vielen.

Acht Bereiche finden die Besucher hier. Schotterweise und Trockenrassen, zwei Teiche, einen Steinhaufen für Kröten und Eidechsen, Heide, eine Frischwiese und eine Moorfläche. Die haben die Gartenbauer aus dem Himmelmoor in Quickborn importiert und sind nun stolz, dass sich die moortypische Fauna das Areal aneignet. Der Sonnentau vermehrt sich, eine Pflanze, die sich von Insekten ernährt und geschützt ist. Auf Tafeln können sich die Besucher über die einzelnen Bereiche im großen Garten informieren.

Die nehmen das neue Ausflugsziel gut an: "Die ersten standen schon um acht Uh vor dem Tor", sagt Jürgen Feddern, der wie seine Mitstreiter auch die Schulen in der Nähe einbeziehen und ein grünes Klassenzimmer einrichten will. Nicht weit haben es Schüler und Lehrer aus dem Lise-Meitner-Gymnasium und der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark im Schulzentrum Süd. Aber auch für die Jungen und Mädchen von den Grundschulen Immenhorst und Glashütte bietet sich der Unterricht in der Natur an. Kerlin könnte sich zudem ein Bürgerhaus vorstellen: "Der Platz auf der freien Fläche vor dem Eingang wäre ideal", sagt er.

Der naturnahe Garten ist vom 15. April bis zum 15. Oktober jeweils von 8 bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.