Eine Glosse von Fabian Schindler

Es gibt Dinge im Leben, die sind einem wichtig. Und es gibt Dinge im Leben, die sind es nicht. So ist mir Körperpflege wichtig, ein Auto als Statussymbol dagegen überhaupt nicht. Es ist ein Fortbewegungsmittel. Ein tuckernder Klotz auf vier Reifen, der mich von A nach B bringt. Spoiler, Chromleisten, Breitreifen, LED-Lampen, das ist nicht meine Welt. Ein Auto soll praktisch sein und Platz für Umzugskartons und Ähnliches bieten.

Ganz anders ist aber die Ansicht bei so manchen Menschen, denen ich während meiner Arbeit begegne. Da spüre ich, dass das Auto einen ganz besonderen Stellenwert genießt.

Gewienert und aufgehübscht sind deren Automobile. Am liebsten fahren sie Autos mit Ringen und Sternen auf der Motorhaube. Meine geringe Wertschätzung des Automobils wird mir von Besitzern solcher Wagen oft missfällig unter die Nase gerieben.

Das zeigt sich immer dann, wenn sich ein Termin dem Ende nähert. Bevor jeder seines Weges zieht, der eine nach Hause, ich in die Redaktion. Oft bleiben wir kurz an meinem Kombi stehen - jedes Mal endet die Konversation mit einem Blick des Gegenübers auf mein Auto. Die Stimmung kippt. Ein Zeigefinger wird auf eine bestimmte Stelle meiner Motorhaube gelegt. "Sie haben da eine Beule!"

"Ich weiß. Ein Ast ist da mal draufgefallen, vor etwa zwei Jahren", sage ich dann. Dieser Satz ist für mich inzwischen zum Ritual geworden. Es folgt ein ungläubiger Blick meines Gesprächspartners. Auf mich, dann auf die Beule. Der Finger des Autoliebhabers schrubbt auf der Delle hin und her. Ein belehrender Ton wird nun aufgesetzt. "Das müssen Sie mal in Ordnung bringen lassen."

Ich habe angesichts dieser Dauer-Diskussionen beschlossen, dass ich nach Italien ziehen werde. Dort gehört zu einem richtigen Auto nämlich auch eine schöne Beule.