Viele Kirchen in der Region stehen Besuchern offen, andere Gotteshäuser werden nur bei Bedarf aufgeschlossen. Menschen kommen, um Andacht zu halten und Gebäude zu bewundern.

Kreis Segeberg. Immer offen geht nicht. Da sind sich die Initiatoren der Offenen Kirche in Kaltenkirchen mit vielen anderen Kirchengemeinden in der Region einig. "Da kommen auch einmal Jugendliche, die unflätig sind", sagt Helmut Fauck. "Deswegen muss hier immer jemand sitzen." Fauck koordiniert die Öffnung der Michaeliskirche, die in den Sommermonaten montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr den Besuchern offen steht.

Begonnen hat die Aktion im Jahr 2004, der damalige Pastor Lutz Damerow brachte die Idee in die Gemeinde, und es fanden sich genügend Aktive, die regelmäßig aufpassen. Helmut Fauck kann der Stille in der Kirche viel abgewinnen: "Wenn keiner kommt, dann ist es für uns selbst eine gute Möglichkeit, zur Besinnung zu kommen." Allerdings komme es nur sehr selten vor, dass niemand zu den Öffnungszeiten vorbeischaut.

Es kommen auch Holländer, die auf der Durchreise nach Dänemark sind

Die Besucher kommen aus zwei Gründen, stellen die ehrenamtlichen Kirchenwächter fest. Zum einen wollen viele das historische Gebäude mit seiner Einrichtung anschauen. "Es kommen beispielsweise Holländer, die auf der Durchreise nach Dänemark sind", sagt Martin Prell. "Da gab es schon intensive Gespräche", erinnert er sich. Prell gehört auch zu den 19 Ehrenamtlichen, die reihum auf die Kirche aufpassen. Ein weiterer von ihnen ist Jürgen Schacht. Er konnte vor einiger Zeit sogar ein Ehepaar aus Chile begrüßen, das in besonderer Weise mit der Michaeliskirche verbunden waren: "Einer von beiden wurde hier getauft und konfirmiert."

Der zweite Grund für den Besuch einer Kirche: Die Menschen halten Andacht, wollen in der Kirche zur Ruhe kommen. Oft sei gerade ein Angehöriger gestorben, oder es gibt einen anderen konkreten Grund, sagt Fauck. Als Handreichung dafür gibt es ein kleines Heftchen mit Texten und Gebeten, das kostenlos ausliegt. Still ist es indes während der Öffnungszeiten nicht immer. Häufig erklingt auch die Orgel, wenn der Organist übt oder Schüler unterrichtet. "Das ist toll", sagt Martin Prell.

Auch in der Christuskirche Garstedt erfreuen sich die neun Ehrenamtlichen, die sich um die offene Kirche kümmern, regelmäßig am Orgelspiel des dortigen Kantors Paul Fasang. Selbst wenn niemand die modernen Kirchenräume in Garstedt während der Öffnungszeiten - sie sind mit denen in Kaltenkirchen identisch - besucht, lohnt sich ihre Arbeit immer, finden die Garstedter Kirchenwächter.

"Angefangen haben wir mit der offenen Kirche im Advent", erinnert sich die Vorsitzende des Kirchengemeinderats der Emmaus-Gemeinde, Gisela Göttsche. Sie organisiert auch die Offene Kirche. Immer wieder merke sie, wie wichtig es ist, dass die Kirchentüren nicht verschlossen sind. Allerdings wüssten sich die Leute gegebenenfalls auch anders zu helfen. Vor Kurzem sei die Tür versehentlich geschlossen gewesen, als eine Frau mit ihrem Kind in die Kirche wollte. "Als ich kam und aufschließen wollte, hatten die beiden schon ihr Abendgebet vor der Glastür gesprochen", sagt Göttsche.

Viele Menschen haben das Bedürfnis nach Stille und Andacht

Ihr Mitstreiter Rolf-Dieter Busch ergänzt: "Die Menschen haben das Bedürfnis nach Stille und Andacht. Sie wollen ihre Gedanken ordnen." Einige kämen auch nur, um eine Kerze anzuzünden, hat Margit Brandenburg beobachtet. Hierfür ist im Altarraum der Christuskirche extra ein Kerzenbaum aufgestellt.

Während in Kaltenkirchen und Garstedt die Kirchen nur begrenzt geöffnet sind, sind die katholischen Kirchen in Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Norderstedt den ganzen Tag über offen. "Wir können das noch machen", sagt Gemeindereferent Manfred Pleus von der katholischen Pfarrgemeinde St. Hedwig. Große Probleme habe es am Falkenkamp in Norderstedt noch nicht gegeben.

Anders sieht das beispielsweise in Henstedt aus, wo aus der Erlöserkirche schon Instrumente gestohlen wurden, berichtet Heike Ufen vom Kirchenbüro. Ihre Kollegin Marion Evers von der St.-Petrus-Kirchengemeinde in Henstedt-Rhen wiederum weist darauf hin, dass ihre Kirche für Interessenten aufgeschlossen werden könne. Eine Faustregel, die für so gut wie alle geschlossenen Kirchen in der Region gilt. Eine Anmeldung oder Nachfrage vorher biete sich aber an, rät Maren Fuer von der Kirchengemeinde Tangstedt.