Unsere beiden Kirchen sind keine Dome, die die Blicke ehrfürchtig zum Himmel ziehen, keine Schmuckstücke aus frühen Jahrhunderten, angefüllt mit Geschichte, noch Wagnisse modernster Architektur, die Menschen von fern besuchen, um sich begeistern oder abschrecken zu lassen.

Unsere Kirchen feiern den 40. und 60. Geburtstag. Sie stehen mitten im Leben.

Sie integrieren sich ruhig, unaufdringlich, aber doch selbstbewusst in Gemeindezentren. Sie sind umgeben vom ganzen Leben, von Seniorenkreisen und Konfirmandengruppen der Gemeinde, von Krabbel- und Männergruppen der Familienbildung, von Müttern und Eltern, die Rat bei Beratungsstellen suchen, von Kindern und Eltern aus den evangelischen Kindergärten...

Ihre Türen stehen offen oder sind jedenfalls unverschlossen. Beim Vorbeigehen fällt der Blick durch die Türe auf den Altar, die Osterkerze und das Kreuz. Treten viele hinein? Manchmal brennen Kerzen für Verstorbene. Viele sind es aber sicher nicht, die im Alltag über die Schwelle in den Kirchraum treten. Aber ich glaube, der Kirchraum tritt durch die offenen Türen über die Schwelle hinaus in die Gemeindezentren, hinein in die Mitte des Lebens. In aller Ruhe und Bescheidenheit prägt er die Atmosphäre und den Geist der Zentren mit. Ein biblisches Bild dafür? Vielleicht Elia am Horeb und Gott im sanften Säuseln, im Alltag fast unmerklich die Seele streichelnd, wie im Vorübergehen.

Ja, die Kirchen wirken nach außen. Aber es hat wirklich auch etwas, in sie einzutreten. Ich genieße den besonderen Luxus, durch nur zwei Türen hindurch von meinem Arbeitszimmer in den Kirchraum hinüberwechseln zu können. Nach langen, beanspruchenden Tagen kehre ich manchmal ein in der Stille des Raumes. Die Türen unserer beiden Kirchen - und damit dieser Luxus - stehen aber allen offen. Sie sind herzlich eingeladen! Und wenn die Türen doch einmal verschlossen sein sollten, öffnen wir sie gerne für Sie.

Christian Wollmann ist Pastor in der Kirchengemeinde Harksheide in Norderstedt