Der Norderstedter Bildhauer Thomas Behrendt gestaltet das Wahrzeichen im historischen Henstedter Ortskern

Henstedt-Ulzburg. Regenglanz enthüllt die satten Farbtöne des Millionen Jahre alten Granits aus Schweden, das Pingeln der Steinsetzerhämmer wetteifert mit Drosselgezwitscher und Froschgequake: Unweit der Kindertagesstätte am Wöddel entsteht ein neues Wahrzeichen der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Der mehrfache Kulturpreisträger und Bildhauer Thomas Behrendt, 59, legt dort jetzt zusammen mit Steinsetzern und Landschaftsgärtnern letzte Hand an den Wöddel-Brunnen. Er ist die vorerst letzte und gewichtigste Etappe eines gedachten Kunstpfades mit den Plastiken "Anschieben" auf dem Rhener Marktplatz und "Auf eigenen Füßen stehen" nahe der Lütten School in Ulzburg-Süd.

Satte elf Tonnen brachte der rötliche Findling auf die Kranwaage, als ihn Bauarbeiter 1999 beim Bau des AKN-Tunnels am Rathaus aus dem Sand zogen. Die letzte Eiszeit hatte den Brocken einst aus der schwedischen Region Bohuslän an der Küste des Kattegats nach Schleswig-Holstein geschoben. "Diese Steinart heißt deshalb auch Bohus-Granit", weiß Thomas Behrendt.

Seit knapp einem Jahr arbeitet der Bildhauer aus Norderstedt nun schon an dem Stein, meißelte auf ihm sieben geschlungene Rinnen heraus, die später das aus einem Rohr in der Mitte des Steins austretende Wasser aufnehmen und verteilen sollen.

Die Idee hinter der Zahl Sieben: Im Mittelalter führten von Henstedt aus sieben Straßen in die Umgebung - ausgehend von der Dorfwiese, dem "Wöddel". In der Brunnenanlage neben dem Dorfteich setzt sich das Motiv fort: Sieben von grauen Granitsteinen - "Portugieser" - eingefasste Wege führen bis zum Rand der knapp 1000 Quadratmeter großen Anlage. Vom Findling rinnt das Wasser in eine kreisförmige Schale aus grauen Granitsteinen, die das Wasser über einen Ablauf in den Pumpenkreislauf zurückführen soll. Den Anstoß zum Steinbrunnen gab schon vor Jahren die Gruppe "Kulturwege im Alsterland" - ein loser Zusammenschluss kulturinteressierter Bürger wie Galeristin Angelika Dubber, Kunsthistoriker Dr. Jürgen Knaack, Journalistin Erika Zarbock und Gemeindevertreterin Karin Honerlah. Sie begeisterten Thomas Behrendt für die Idee, dem Dorfteich und dem Platz daneben, seine historische Bedeutung zurückzugeben. In Form eines Treffpunktes für Jung und Alt, einem Dorfplatz.

Der Bildhauer aus Norderstedt möchte den Dorfmittelpunkt wieder beleben

"Menschen jeden Alters sollen sich im wieder belebten Dorfmittelpunkt wohlfühlen, Gespräche führen", wünscht sich Thomas Behrendt für die neue Anlage. Entsprechend wird der Brunnenplatz auch gärtnerisch und landschaftlich ausgestaltet: niedrige Hecken für kuschelige Atmosphäre, Bänke aus Lärchenholz, dessen rötlicher Ton mit den Farben des Granits harmoniert.

Die Idee kam auch bei der Gemeinde schließlich gut an. 50.000 Euro bewilligten die Gemeindevertreter im Mai vergangenen Jahres für "die Umsetzung des dritten Kunstobjektes Brunnen Am Wöddel". Thomas Behrendt gibt den Rinnen im Stein jetzt den letzten Feinschliff. Die Übergabe des Brunnens ist vorerst für den 23. August geplant.

Der Brunnen am Wöddel wird ein Schmuckstück, das aber keinesfalls im Niemandsland stehen soll. Zumindest der Gemeindepolitiker Jens Müller (CDU) hat sich Gedanken gemacht, wie der Brunnen und seine Umgebung in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden können. Er möchte diesen Teil Henstedts mit seinem historischen Kern gerne mehr in den Mittelpunkt rücken. Der neue Brunnen sollte seiner Ansicht nach deshalb nicht isoliert am Wöddelteich stehen, sondern zu einem richtigen Anziehungspunkt werden.

Er sieht es genau so wie der Bildhauer Thomas Behrendt - ein Treffpunkt für Jung und Alt soll hier entstehen. Damit es aber wirklich so wird, muss seiner Ansicht nach noch mehr geschehen, um Menschen anzulocken. Seine Idee: In der Nähe des Brunnens sollte es einen Verkaufsstand geben - zum Beispiel für Eis, für Croques oder Ähnliches. "Dieser Platz muss interessant werden", sagt Müller. Ob und wie seine Idee umgesetzt werden kann, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass Jens Müller, sich dafür mit großem Schwung einsetzen wird.