Das Gymnasium hat ein neues Kunstwerk auf dem Schulhof, geschaffen vom Flensburger Künstler Ingo Warnke. Finanziert wurden die Kosten von 11.000 Euro mit den Mitteln für Kunst im öffentlichen Raum.

Keine Chance, ein Kunstwerk zu werden, das ehrfürchtig betrachtet wird. Kaum sind die Reden zur Einweihung des Waben-Steins verklungen, springen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Harksheide in Norderstedt mit Anlauf auf die große runde Steinscheibe und tanzen fröhlich darauf herum. Schließlich haben sie mit der neuen Skulptur einen Punkt mehr auf ihrem Schulhof, an dem sie sich verabreden können.

Prompt kommt auch noch der Künstler mit einer Gießkanne und spritzt Wasser auf den Stein. Die Farben und Strukturen des Steins beginnen zu leuchten und zu glänzen, und die goldfarbenen Hexagramme, die sechseckigen Sterne, werden strahlend sichtbar. Sie symbolisieren die honiggoldenen Waben.

Ingo Warnke ist der Künstler, der den Zuschlag für das neuste Kunst-Objekt am Gymnasium Harksheide erhielt. Der Künstler aus Flensburg konnte Anfang November mit seinem Entwurf die Kunstkommission des Landes Schleswig-Holstein, Lehrer-, Schüler- und Elternvertreter des Gymnasiums und das Architekturbüro Kleinschmidt überzeugen. Finanziert wurde das 11.000 Euro teure Kunstwerk mit den Mitteln für Kunst im öffentlichen Raum, die mit dem Neubau des naturwissenschaftlichen Trakts des Gymnasiums verbunden sind.

"Schule ist als Ort des Lernens auch ein Ort für nachhaltiges Leben", sagt Ingo Warnke. Nachhaltiges Leben symbolisieren für den 1966 in Hamburg geborenen Künstler auch die Bienen. "Sie sterben aus und sind doch so wertvoll für unser Leben, das soll dieser Waben-Stein symbolisieren", sagt Warnke. Außerdem sei es ihm wichtig, dass der Stein nicht als hehres Kunstwerk betrachtet, sondern von den Schülern aktiv angenommen werden wird.

"Die Schüler sollen sich auf den Waben-Stein setzen wie die Bienen in ihre Wabe, der Stein soll sie inspirieren", hofft der Vater von vier Kindern, der mit einer Musikerin verheiratet ist. Ihm hat der Bildband "Honey Hunters of Nepal" von Eric Valli viele Impulse für seine Arbeit am Waben-Stein gegeben. Der Stein ist ein Anröchter Dolomit, den er in dem Steinbruch in Nordrhein-Westfalen entdeckt hat, in dem er seit 1989 arbeitet.

"Es war ein riesengroßer Kalksandstein-Quader, der im Rohzustand zehn Tonnen wog, jetzt sind es noch fünf Tonnen", sagt Warnke. Daraus den Waben-Stein zu schlagen, sei wie eine Bergtour gewesen. Mit der Flex, mit Hammer und Meißel rückte er dem Koloss zu Leibe, drohte zwischendurch im Regen mitsamt Stein zu ertrinken, bis ihm die Betreiber des Steinbruchs eine Werkstatt anboten. Immer achtete er darauf, den Stein, seine Strukturen und Farbverläufe nicht zu verletzen, schließlich ist so ein Stein in mehr als unvorstellbaren 90 Millionen Jahren gewachsen und verlangt Respekt. "Das Steinschlagen ist eine einsame Sache, man stellt dem Stein bei der Arbeit Fragen, muss die Antworten aber selbst finden", sagt Warnke.

"Der Waben-Stein ist ein weiterer Ort auf dem Schulhof, den wir als Treffpunkt wählen können, und der uns inspiriert", sagt Gerhard Frische. Der Leiter des Gymnasiums verweist auf die genau gegenüber am Eingang zur Schule platzierte Bronze-Plastik "Flügelform", des Flensburger Künstlers Ulrich Beyer (1928-1981). Sie wurde 1970 von der Stadt für 23.000 Mark angekauft.

Ingo Warnke ist einer der renommierten Künstler Schleswig-Holsteins. Ab 1988 studierte er Kunst an der Kieler Muthesius-Hochschule bei Professor Jan Koblasa, der auch mit seiner Frau Sonja Koblasa zur Einweihung des Waben-Steins gekommen war. Koblasa arbeitete die Tür und Bronzereliefs des Norderstedter Amtsgerichts, Orgelprospekt und Altar in der Vicelin-Schalom-Kirche in Norderstedts Stadtteil Harksheide-Süd.

Im Jahr 1996 erhielt Warnke sein Bildhauer-Diplom. Auf Studienreisen durch Ägypten, Tschechien und die USA bildete er sich weiter. Von 1997 bis 1999 unterrichtete er in der Kunstwerkstatt Pädiko Kinder in Kunst und gibt Bildhauerkurse in seiner eigenen Werkstatt.

Er wurde mehrfach ausgezeichnet und ist Mitglied des Bunds Bildender Künstler Schleswig-Holstein, der Künstlergruppe Steinverein-Anröchte, der deutsch-polnischen Künstlergruppe Kiel-Jakubowo und der deutsch-dänischen Künstlergruppe Kunstkorn.