Die Offene Ganztagsgrundschule Friedrichsgabe in Norderstedt ist Pilotprojekt für Schleswig-Holstein. Norderstedts Sozialdezernentin sieht in der Ganztagsgrundschule die Zukunft.

Norderstedt. Ein konkretes Konzept gab es nicht, aber Anregungen, Ideen und Visionen. Die Umsetzung jedoch ist gelungen. "Wir haben durch learning by doing ein Konzept für die Offene Ganztagsgrundschule Friedrichsgabe gefunden, das auch die Eltern überzeugt", sagt Annette Korn.

Die Schulleiterin von Norderstedts erster Offener Ganztagsgrundschule freut sich daher auch, dass die praktische Umsetzung der neuen Schulform jetzt als Modell für Ganztagsgrundschulen in ganz Schleswig-Holstein gelten soll. Das sagte Anke Erdmann, Vorsitzende des Bildungsausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtags bei einem Besuch der Schule an der Pestalozzistraße in Norderstedt. Die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen sagte, dass die Offenen Ganztagsgrundschulen den Dschungel an Angeboten für Grundschulkinder, die auch vor der Schule und nachmittags betreut werden wollten, beseitigen könnten.

Die Offene Ganztagsgrundschule könne den täglichen Wechsel der Grundschüler von der Schule in einen Hort oder andere Nachmittagseinrichtungen beenden und nahtlos ein für sie exakt zugeschnittenes Angebot mit Hausaufgabenhilfe, Kursen und Freizeitangeboten, mit Förderpaketen für lernschwache und hochbegabte Schüler schaffen. "Das System wird für alle Beteiligten vereinfacht, für Kinder, Eltern und Lehrer", sagte Erdmann. Das hätte das Pilotprojekt an der Friedrichsgaber Schule eindrucksvoll gezeigt.

Anette Reinders, als Norderstedts Sozialdezernentin und zweite Stadträtin zuständig für die Schulen, erhofft sich von Anke Erdmann neben dem Lob für die Offene Ganztagsgrundschule Friedrichsgabe als schleswig-holsteinisches Pilotprojekt auch eine Klärung der Finanzen.

"Für die Finanzierung der Schulen ist das Bildungsministerium zuständig, für Kitas und Horte das Sozialministerium. Doch wir brauchen jetzt Planungssicherheit, um die in Norderstedt geplanten Ganztagsgrundschulen einrichten zu können", sagte Reinders. Zu einer Offenen Ganztagsgrundschule gehören eine Mensa und weitere Gruppenräume. Zudem müssten weitere Erzieher und Lehrer für die Nachmittagskurse verpflichtet werden. Die zusätzlichen Kräfte werden ins bestehende Lehrerkollegium einbezogen und nehmen auch an den Konferenzen teil. Nach der Friedrichsgaber Schule werden die Grundschulen Glashütte, Heidberg, Gottfried-Keller-Straße und Falkenberg als Offene Ganztagsgrundschulen eingerichtet. "Auch die Grundschule Immenhorst möchte gern", sagt Anette Reinders. Die Bedingungen müssten aber für alle zwölf Norderstedter Grundschulen gleich sein, und deshalb müsse die Finanzierung einheitlich gestaltet werden.

Norderstedts Sozialdezernentin sieht in der Ganztagsgrundschule die Zukunft: "Alle Kinder werden aufgefangen, und wir können den Betreuungs-Flickenteppich beseitigen." Von 2800 Grundschülern in der Stadt würden 1500 die Ganztagsbetreuung nutzen.

Um die Ganztagsgrundschulen abzusichern, gründete die Stadtvertretung Norderstedt in ihrer Sitzung vom 19. März den gemeinnützigen Träger Betreuung, Erziehung und Bildung (BEB) als städtische GmbH. "Die BEB wird dafür zuständig sein, die Bedarfe aller Ganztagsgrundschulen abzugleichen", sagte Reinders.

"Die Schullandschaft wird sich massiv verändern", sagte Erdmann. Aus pädagogischer Sicht sei es aber sehr gut, dass die Kinder durchgehend eine feste Bezugsgruppe und ein verlässliches Kursusangebot an ihrer Schule hätten.

An der Ganztagsgrundschule Friedrichsgabe können die Kinder nicht nur nachmittags, sondern auch vor dem Unterricht betreut werden.