Der Bramstedter Matthias Prey erreicht in Ratingen 8215 Punkte und ist damit der 68. deutsche Zehnkämpfer im Club der 8000er

Bad Bramstedt. Vor seinem letzten Start beim 17. Erdgas-Meeting in Ratingen, dem 1500-Meter-Lauf, nahm Zehnkämpfer Matthias Prey (SC Rönnau 74) noch einmal sein Herz in die Hand. "Wenn nicht jetzt, wann dann", sagte sein Trainer Hinrich Brockmann zu ihm. Und auch der Bramstedter selber wusste, dass die Sensation greifbar nahe war.

7489 Punkte hatte der 24-Jährige nach neun von zehn Wettbewerben auf seinem Konto. Um seinen Traum, endlich die 8000-Punkte-Marke zu knacken, zu erfüllen, reichte im abschließenden Lauf eine Zeit im Rahmen der Fünf-Minuten-Grenze. 5:08 Minuten hätten exakt 515 Zähler gebracht - eine Rechnung, die Matthias Prey aber nicht aufstellte.

"Die 1500 Meter sind die Höllendisziplin für fast jeden Zehnkämpfer, aber ich wollte mich nicht blamieren. Ich wusste auch, dass ich viel mehr als 8000 Punkte schaffen kann, wenn ich gut laufe." Das tat der Sportsoldat dann auch, benötigte 4:32,85 Minuten, hatte am Ende tatsächlich 8215 Zähler gesammelt und war damit 292 Punkte besser als bei seinem bisherigen Rekord. Prey: "Als ich die Ziellinie erreichte, sagte ich mir ,Du hast es geschafft!' und war einfach nur noch glücklich."

Sofort stürmte auch Coach und Zehnkampf-Landestrainer Hinrich Brockmann auf seinen erfolgreichen Schützling zu und jubelte mit ihm gemeinsam. Matthias Prey sparte anschließend nicht mit Lob und Dank: "Hinrich hat sich in den vergangenen Monaten sehr oft den Kopf zerbrochen, wie ich im Wettkampf meine Leistung abrufen kann."

Körperliche Fitness, aber auch psychische Stärke sind die Voraussetzungen, um einen Zehnkampf von Anfang bis Ende am Limit durchzustehen. "Ich arbeite jetzt mit einem Mentaltrainer zusammen. Das hilft mir sehr. Außerdem passt in meinem Umfeld momentan alles", sagt Prey, der als Sportsoldat viele Möglichkeiten für eine optimale Trainingsgestaltung besitzt.

Vor zehn Jahren begann die Mehrkampfkarriere von Matthias Prey bei der Bramstedter Turnerschaft. Schülertrainer Andreas Bernecker entdeckte sein Talent und förderte ihn. Nach Wechseln zum Hamburger SV und zum Ahrensburger TSV ist der B-Kaderathlet wieder zurück im Kreis Segeberg und startet für den SC Rönnau 74. Seine Wurzeln hat er nie vergessen, der Kontakt zu seinem ehemaligen Coach, der gleichzeitig Speerwurf-Landestrainer ist, besteht nach wie vor. Kein Wunder also, dass sich Prey über die Unterstützung des BT-Trainers freute. "Ich habe mir den Speer von Andreas geliehen und mit nach Ratingen genommen", sagt Matthias Prey.

Wie gut er mit dem Wurfgerät seines früheren Trainers umgehen kann, bewies er im Wettkampf, als er mit 63,64 Metern eine neue persönliche Bestmarke aufstellte. Herausragend waren auch seine Ergebnisse im 110-Meter-Hürdenlauf (14,36 Sekunden) und im Weitsprung (7,88 Meter). "Das war der Oberkracher", so Prey hinterher.

Nicht zufrieden war der Deutsche Achtkampf-Hallenmeister mit seinem Hochsprungergebnis von 1,76 Metern. "Ich hatte beim Absprung ständig Krämpfe im Oberschenkel. Nach dem Wettkampf habe ich viel getrunken und eine Magnesiumtablette eingeworfen. Danach waren die Probleme glücklicherweise wieder weg", sagte Matthias Prey und fügte schmunzelnd hinzu: "Ich gehe in die Geschichte der deutschen Zehnkämpfer, die über 8000 Punkte erreicht haben, wohl als der mit dem schlechtesten Hochsprung ein."

Die 8215 Gesamtpunkte sind dennoch das beste Ergebnis seiner sportlichen Laufbahn. Damit hat Matthias Prey sogar die geforderte Norm im Männerbereich für die im August anstehende Leichtathletik-WM in Moskau erfüllt. Im Gegensatz zu einigen nationalen Konkurrenten absolvierte Matthias Prey - wie auch der Sieger Pascal Behrenbruch - seinen kompletten Wettkampf mit regulärer Windunterstützung. Die vom Rückenwind begünstigten Ergebnisse von Rico Freimuth, Jan Felix Knobel und Kai Kazmirek gehen deshalb unter Vorbehalt in die Bestenlisten ein, dienen aber als Qualifikationsleistung für die anstehenden Weltmeisterschaften. "Ulm und Ratingen waren nun mal die wichtigen Wettkämpfe, ich bin Ersatzmann für die WM, fahre aber dafür zum Thorpe-Cup nach San Diego, einem Ländervergleich zwischen Deutschland und den USA."

Dass die zwei Tage nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind, war Matthias Prey danach anzumerken. "Ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Das war sehr emotional", sagte der Bramstedter und erholte sich nach dem denkwürdigen Wochenende bei Freundin Julia in Oberhausen.

Nach der Regenerationsphase steht mit den Deutschen Einzelmeisterschaften am 6. und 7. Juli in Ulm der nächste Wettkampf an. Matthias Prey wird sich dort mit den Spezialisten im Weitsprung messen.