Es ist ja, wie es ist. Jedenfalls: Bis nichts mehr ist, wie es war. Vorher war da wochentäglich die aktuelle Folge “Frühstück bei Stefanie“. Jetzt ist dort ein Loch. Und wieder ist ein Stück Struktur aus dem Dasein verschwunden.

Bemerkenswert, was ein paar Minuten liebenswerter Quatsch pro Tag bewirken können. 1,5 Millionen Hörer verfolgten die in der Vorwoche leider eingestellte NDR-2-Kurzcomedy regelmäßig. Nicht wenige davon gaben sich nicht bloß die Erstausstrahlung um 7 Uhr 17, sondern beömmelten sich auch bei deren Wiederholung am Vor- und Nachmittag - um sich dann abends angesichts der TV-Version von "Stefanie" vergnügt auf die Schenkel zu klopfen. Zu den Fans zählten Kinder wie Greise, Frauen und Männer jeden Alters, jeglicher Profession und gesellschaftlicher Gruppierung. Und das ist vielleicht am Allerbemerkenswertesten: "Frühstück bei Stefanie" war kein Zielgruppenformat. Die Sendung hat alle mitgenommen und im gemeinsamen Schmunzeln vereint. Das hat in der deutschen Medienlandschaft bisher höchstens "Wetten, dass?" geschafft. Vor 20 Jahren, mit einem mittelalten Gottschalk - nicht etwa mit dieser Lachsackveranstaltung von letzter Woche.

Schauplatz der Serie war Steffis "Schlemmerbistro", eine Lokalität mit übersichtlicher Speisekarte ("Steffi, machst mir mal'n Mettbrötchen?"). Ein Imbiss als Kulisse hat schon bei Olli Dittrichs "Dittsche" bestens funktioniert. Ich behaupte mal, der klassische Imbiss mit dem Programm Schnitzel/Currywurst/Bratwurst/Pommes-Schranke (rot-weiß, Mayo-Ketchup) ist eine der letzten Bastionen konsensfähigen Bürgertums. Es gibt so viele Dinge, die wir niemals erleben und so viele Orte, die wir nie besuchen werden. Aber in einem Imbiss - da waren wir alle schon. Und man darf dort alles, wirklich alles sagen. Politikfrust, die Pokalpleite des Lieblingsclubs, Liebeskummer - der klassische Imbiss ist Beichtstuhl und Klagemauer auf Bratwurstlänge. Das hilft über jeden Tag. Selbst wenn das Essen an sich manchmal, naja... Doch darüber kann man sich dann noch im nächsten Imbiss beschweren. Oder einfach nur zuhören, was andere dort von sich geben. Sie werden bewusstseinserweiternde Erfahrungen machen. Um die Diskussionen am Laufen zu halten, bedarf es lediglich gelegentlicher Katalysatorfloskeln á la Stefanie: Es ist ja, wie es ist. Ja, das kann's haben. Das tut hier nix zur Sache.

Und wenn gar nichts mehr geht - geht immer noch ein Mettbrötchen.