Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich nenne sie Schreimütter. Und ich treffe sie entweder im Café oder beim Einkaufen.

Ich will jetzt nicht psychologisieren, sondern lediglich das Symptom konstatieren. Ich weiß nicht, ob diese Mütter einfach ein lautes Organ haben, ob sie aus kinderreichen Familien stammen und deswegen gewohnt sind, dass nur gehört wird, der schreit, oder ob sie ein übersteigertes Mitteilungsbedürfnis ihrer Umwelt gegenüber haben und viel Wert auf die Darstellung ihrer pädagogisch Vorbildhaftigkeit legen. Ich weiß nur, diese Mütter reden zu laut, was nicht nur ihre Kinder einschüchtert.

Neulich im Café: "Nein, Schatz, Cola gibt es nicht, du weißt doch, dass da gaaanz viel böser Zucker drin ist, und das finden wir doch ganz schlimm!" Es war so laut, dass Gespräche an den Tischen rund herum verstummten. Später, als die Familie ging, proklamierte die Mutter lauthals die anstehende Nachmittagsgestaltung im biologischen Pachtgarten.

Neulich im Supermarkt: "So, Süßer, heute wollen wir Kartuffi-Tuffi essen, lecker, hmmmm! Ganz frisch. Aber nur gute Bio-Kartuffis!" Ich erschrak so, dass ich fast in den Wirsingkohl fiel. Und ich bin eigentlich nicht schreckhaft. Doch die Stimme der Frau war so unfassbar schrill.

Meine Frau wird jetzt wieder mit mir schimpfen, weil ich mich über Mütter lustig mache, die es sowieso schon schwer genug haben (wo sie recht hat, hat sie recht). Ich will nur noch eben an den ehemaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt erinnern, dann bin ich auch schon still. Der sagte mal: Wer stark ist, kann sich erlauben, leise zu sprechen.