Bei der Festnahme wehrte sich der Angeklagte so heftig, dass vier Beamte ihn überwältigen mussten

Kreis Segeberg. Der Trabi von Steffen K., 38, aus Auerbach im Erzgebirge fiel an einem Morgen Anfang September des vergangenen Jahres einem Polizisten auf: K. wendete in Nettelsee an verbotener Stelle und überfuhr dabei eine Sperrfläche. Polizist Peter H., 57, aus Bad Segeberg nahm die Verfolgung auf und überholte mit eingeschalteter Lichtleiste, bis K. auf die Leuchtschrift "Stopp, Polizei" reagierte und rechts an den Straßenrand fuhr.

Als der Beamte sich dem Verkehrsrowdy näherte, gab dieser erneut Gas und flüchtete - von der Polizei verfolgt. Die Fahrt ging über die A 21 in Richtung Segeberg. Hier nahm der in Schlangenlinien fahrende Trabi nach Aussage der Polizei beide Fahrstreifen und den Standstreifen ein, sodass die Polizei den von hinten herannahenden Verkehr sichern musste. Bei Schackendorf gelingt es einem der mittlerweile zwei verfolgenden Streifenwagen, den Trabi im Bereich einer Tankstelle auf die Auffahrt zu drängen, aber wieder ergreift der Fahrer nach kurzem Stopp die Flucht in Richtung Autobahn, auf deren Auffahrt jedoch ein dritter Streifenwagen wartet. Dieser drückt das leichte Fahrzeug seitlich auf den Grünstreifen.

K. jedoch gab noch nicht auf: Er wehrte sich so heftig gegen die Griffe der Polizisten, dass vier Mann erforderlich waren, um ihn schließlich mithilfe von Pfefferspray zu Boden zu bringen.

Vor dem Amtsgericht in Bad Segeberg wirkt der unter anderem wegen Straßenverkehrsgefährdung, Fahrens ohne Führerschein und unter Drogen angeklagte Steffen K. freundlich und sympathisch. In seinem Blut wurden nach der Verfolgungsjagd Werte festgestellt, die auf einen hohen Konsum von Haschisch und Crystal (synthetische Droge) hinwiesen. Einen Führerschein besitzt er schon lange nicht mehr.

Der Angeklagte streitet nicht ab, dass er sich völlig zugedröhnt auf den Weg von Sachsen in den Norden machte. Er kann sich kaum an die Verfolgungsjagd erinnern, ist sich aber sicher, dass er nicht absichtlich nach den Polizisten geschlagen hat, wie die Anklage ihm vorwirft. Laut Anklage soll der ehemalige dreimalige DDR-Meister im Ringen auch auf einen der Beamten zugefahren sein, was aber der betroffene Polizist selbst nicht bestätigt.

Wie es dazu kam, dass der gelernte Industriemechaniker an die Drogen geriet, weiß er nicht mehr. Er erzählt davon, dass er vor drei Jahren zuletzt gearbeitet habe und ständig auf der Flucht sei. Er wurde nämlich 2012 wegen Drogenbesitzes und Beihilfe zum Drogenhandel verurteilt und packte im Prozess über einige Mittäter aus. Seitdem werde er bedroht und habe sich auch an dem Tag Anfang September auf der Flucht vor Leuten befunden, die sein Elternhaus in Sachsen umstellt hätten.

Richterin Sabine Roggendorf lässt den Sachsen, der sich bei den Polizisten im Gerichtsaal entschuldigte, mit einer milden Geldstrafe von 600 Euro davonkommen und rät ihm dringend, seine Chancen zu nutzen und sein Leben in den Griff zu bekommen.