Trotzdem gibt es Überlegungen, ob die Gemeinde sich nicht wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister leisten sollte

Ellerau. Er war der einzige Kandidat, und er wurde bei der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung im Bürgerhaus mit klarer Mehrheit wiedergewählt: Eckart Urban, 73, bleibt Bürgermeister der Gemeinde Ellerau. Der SPD-Politiker erhielt 18 Stimmen bei drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.

Alterspräsident Joachim Wehner, 75, vom Bürgerverein, wenig später einstimmig zum Ersten stellvertretenden Bürgermeister gewählt, nahm Urban den Amtseid ab und gratulierte ihm als erster. "Ich freue mich über das Wahlergebnis", sagte der Verwaltungschef. "Ich übernehme die hohe Verantwortung, die dieses Ehrenamt mit sich bringt, gerne. Eine gute Zusammenarbeit aller Gremien sollte Motto für die nächsten fünf Jahre sein."

Aber bleibt Urban wirklich bis 2018 im Amt? "Ich sehe das wie Joachim Gauck", sagte Urban. "Der war auch schon 73 Jahre alt, als er Bundespräsident wurde. Wenn ich gesund bleibe, halte ich durch. Ich bin noch rüstig."

Außerdem gibt es seit einiger Zeit Überlegungen, ob Ellerau mit seinen knapp 6000 Einwohnern nicht ein hauptamtlicher Bürgermeister gut zu Gesicht stände. Das könnte schon innerhalb der Legislaturperiode zum Thema werden. Dazu Urban: "Das muss gut überlegt sein." Die Frage ist, ob sich die Gemeinde Ellerau den mit einem Jahresgehalt von rund 100.000 Euro dotierten Job leisten könnte.

Urban war die aufgeheizte Stimmung im Saal nicht verborgen geblieben

"Es war eine sehr konstruktive Sitzung, ich war zufrieden mit dem Ablauf", sagte Verwaltungschef Urban, als er kurz nach 23 Uhr das Bürgerhaus verließ. Dem Sieger des Abends war die aufgeheizte Stimmung im Saal aber nicht verborgen geblieben.

Das hatte mit einer Nachricht zu tun, die ihn am Vortag erreicht hatte. "Es ist kurios, dass ein FDP-Mann in einer Fraktionsgemeinschaft mit der CDU den Ton angibt", sagte Urban.

Die CDU mit ihren zwei Gemeindevertretern (Rolf Schröder, Karl Maria Kwoll) und die FDP (Hans Bihl) hatten sich zusammengetan und Bihl zum Fraktionsvorsitzenden gekürt. Das hat Bäckermeister Karl Maria Kwoll von der CDU auf die Palme gebracht. Stinksauer ist er auf Schröder.

Im Laufe der Versammlung holte Kwoll ein Stück bedrucktes Papier aus seiner Tasche. Der Inhalt, von Kwoll formuliert, sorgte für Zündstoff: "Aus Gewissensgründen habe ich die Fraktion verlassen, weil wir uns dem FDP-Diktat unterworfen haben und unsere Möglichkeiten als Ellerauer CDU nicht ausgeschöpft haben."

Der Vorsitzende der Senioren-Union, der Mitglied in der Gemeindevertretung bleibt, kritisierte: "Ich fühle mich über den Tisch gezogen, aber ich lasse mich nicht verbiegen." Das war offensichtlich an die Adresse von Rolf Schröder gerichtet, der sich aber nicht provozieren ließ. "Für mich ist das kein FDP-Diktat", sagte er nur. Dennoch: Der CDU-Mann hatte sich, als Kwoll innerfraktionell seinen Anspruch auf den Vorsitz vortrug, für Hans Bihl entschieden. Man kennt sich gut: Schröder stand bei der Wahl 2003 auf der FDP-Liste.

Bihl ist nicht unumstritten in der Ellerauer Polit-Szene

"Ich habe berechtigte Zweifel, dass Herr Kwoll in der Lage ist, eine Fraktion zu führen", sagte Bihl. "Bei diesem Amt sollte man auf jemanden zurückgreifen, der Erfahrungen mitbringt. Und das bin ich. Als Fraktionsvorsitzender kann ich manches bewegen, als Einzelkämpfer nicht. Parteipolitische Interessen sollten eine untergeordnete Rolle spielen."

Bihl ist nicht unumstritten in der Ellerauer Polit-Szene. Doch der 69-Jährige bleibt gelassen. Er weiß, dass er bei der Jahresversammlung des Vereins "Wir für Ellerau" am 19. Juni als Mitglied auf der Abschlussliste steht. "Dazu werde ich an diesem Tag einiges zu sagen haben", kündigte er an.