In Segeberg stellte sich Jan Sosniok als Nachfolger von Erol Sander vor. Premiere der Karl-May-Spiele ist am 22. Juni. Gezeigt wird “Winnetou I - Blutsbrüder“.

Bad Segeberg . 4,1 Millionen Euro investiert die Kalkberg GmbH, um "Winnetou I - Blutsbrüder" auf die Bühne zu bringen. Eine Menge Geld für viel Spektakel, aber die Rechnung wird auch in diesem Jahr wieder aufgehen: In Bad Segeberg ist eine der erfolgreichsten deutschen Bühnen zu Hause. Denn kein anderes Theater erwirtschaftet Jahr für Jahr einen derart hohen Gewinn. Premiere für die Karl-May-Spiele ist am Sonnabend, 22. Juni.

12.000 Schüsse mit extra angefertigten Platzpatronen - ein Rohrkrepierer wäre peinlich -, 25 Kilo Schwarzpulver, 130 Kostüme für 80 Mitwirkende, 190 Scheinwerfer, 43 Lautsprecher, 22 Mikroports für die Schauspieler - die Zahlen sind beeindruckend. Regisseur Norbert Schultze ist zum 13. Mal Herr über das Geschehen im Freilichttheater. "Selbst für mich ist es erstaunlich, wie sich in den Probenwochen ganz allmählich alles zusammenfügt", sagt der erfahrene Spielleiter, der den Medienvertretern am Freitag einen ersten Einblick in seine Arbeit gab.

Viele TV-Teams, Fotografen und Journalisten waren angerückt, um zu sehen, was die ungefähr 300.000 Besucher in 72 Vorstellungen bis zum 1.September erwartet. Ein neuer Winnetou, ein neuer Old Shatterhand, und ein altgedienter Karl-May-Star sollen die Zuschauer anlocken. Jan Sosniok tritt als Winnetou das Erbe von Erol Sander an - der erste Eindruck: Er spielt kraftvoll, männlich, mit mächtiger Stimme. Keine schlechte Wahl offenbar. Schon seit drei Jahren ist TV-Schauspieler Sosniok im Visier der Karl-May-Macher am Kalkberg. Wayne Carpendale gibt Old Shatterhand und lässt den Landarzt vergessen. In den am Freitag vorgeführten Szenen durfte er schreien, kämpfen, fies, aber auch richtig lieb sein. Alt-Winnetou Gojko Mitic spielt Winnetous Vater Intschu-tschuna sehr souverän. "Dieses Angebot konnte ich nicht ablehnen", sagte er nach der Pressevorführung. "Und schließlich sind wir 2006 ja nicht im Bösen auseinandergegangen." Mitic muss ordentlich arbeiten: Erst im letzten Bild geht er in die ewigen Jagdgründe ein und macht den Weg frei für den neuen Häuptling Winnetou. Vorher vereint er seinen Sohn und Old Shatterhand in Blutsbrüderschaft.

Bemerkenswert ist das Auftreten von Sophie Wepper: Sie hat Winnetous Schwester Nscho-tschi mit kühler Distanz und Würde angelegt. Das ist auffallend, ob es wirklich durchgehend gut ist, wird sich erst bei der Premiere zeigen. Der Segeberger Karl-May-Autor Michael Stamp, der wieder die Bühnenfassung geschrieben hat, ist jedenfalls sehr angetan: "Sie hat eine sehr ruhige und ausgeglichene Bühnenpräsenz."

Ansonsten sind wieder viele bewährte Karl-May-Darsteller dabei: In erster Linie natürlich Joshy Peters, ohne den die Karl-May-Spiele nicht denkbar sind. Er gibt dieses Mal sehr souverän den Erzschurken Santer. Frank Schröder ist in seiner Paraderolle als Lord Castlepool zu sehen, Matthias Engel spielt Sam Hawkens. Nach vielen Jahren fehlt erstmals Nicolas König, dafür ist er als Off-Sprecher zu hören. Genauso wie übrigens Reiner Schöne, der wieder als unsichtbarer Erzähler dabei ist. Zwei sehr markante Stimmen runden die Inszenierung also ab.

Zu den tierischen Stars gehören 23 Pferde, ein Adler, ein Wüstenbussard und zwei Hühner. "Wir müssen die Pferde jedes Mal schusssicher machen", erklärte Norbert Schultze.

Zum Bühnenbild gehören eine 20 Meter lange Hängebrücke, ein Apachenpueblo und ein Eisenbahnlager mit Westernzug. Wie schmerzhaft es bei den Karl-May-Spielen zugehen kann, musste Schauspieler Jörg Bundschuh, der Klekih-petra, den weißen Lehrer der Apachen darstellt, feststellen: Nachdem er sein Leben ausgehaucht hat, wird er auf ein Pferd gelegt - leider landete der dabei so unglücklich auf seinem Mobilsender, dass diese Szene einige Tage nicht wiederholt werden konnte..