Freiwillig hat Alex Janke seinen Führerschein abgegeben. Er appelliert an andere seines Alters, seinem Beispiel zu folgen

Henstedt-Ulzburg . "Mein Entschluss steht fest", sagt Alex Janke. "In meinem Alter gehört man nicht mehr hinter das Steuer eines Autos." Der ehemalige Handelsvertreter aus Henstedt-Ulzburg ist im Januar 80 Jahre alt geworden.

Vor seinem Reihenhaus in der Liegnitzer Straße dreht Janke abschließend noch einmal eine Runde, dann kündigt er an: "Heute gebe ich meinen Führerschein ab." Der Henstedt-Ulzburger hat einmal nachgerechnet: Mindestens drei Millionen Kilometer hat er in den vergangenen 57 Jahren mit dem Auto zurückgelegt.

Den letzten Anstoß hat Alex Janke vor ein paar Tagen bei einem Einkaufsbummel als Beifahrer seiner Frau Annegret erhalten. "Es passierte in der Beckersbergstraße, an der Einfahrt zur Hamburger Straße", erzählt er. "Die Ampel stand auf Rot, aber der Audi vor mir mit einem älteren Mann am Steuer fuhr einfach weiter. Auf der Hauptstraße quietschten daraufhin die Bremsen vieler Autos."

Sie fuhren hinter dem Mann her, trafen ihn wenig später auf dem Parkplatz eines Möbelhauses. "Ich habe ihn gefragt, ob er die rote Ampel nicht gesehen habe", erinnert sich Janke. "Der Mann verneinte. Da habe ich zu mir gesagt: Das soll mir nicht passieren, ich fahre nie wieder."

Der Pensionär lässt sich zum Rathaus der Großgemeinde kutschieren. Bei Cornelia Vollertsen vom Bürgerservice soll er sich melden. "Es passiert sehr selten, dass jemand seinen Führerschein freiwillig abgeben will", sagt sie. Und dass jemand bei einer solchen Gelegenheit sogar zwei Führerscheine vorlegt, ist ihr in 20 Jahren Rathaus-Tätigkeit überhaupt noch nicht vorgekommen.

Alex Janke, Chef des bekannten Shantychors Alstermöwen, zieht zwei gültige Papiere aus seiner Brieftasche: die erste Fahrerlaubnis, ausgestellt am 29. Februar 1956 vom Amt für Verkehr der Freien und Hansestadt Hamburg, und eine zweite im Scheckkartenformat vom 6. Februar 2000. Warum hat er, wie es vorgeschrieben ist, den alten Schein nicht ungültig machen lassen?

"Das ist eine spannende Geschichte", sagt Janke. "Während eines Urlaubs auf der Insel Bali hatte ich einen Kleinwagen gemietet. Als ich den nach drei Wochen zurückbrachte, fand die Vermieterin meinen Führerschein nicht wieder. Es dauerte anderthalb Jahre, ehe dieser in einem Brief zu mir nach Hause geschickt wurde. Zwischenzeitlich hatte ich schon den neuen EU-Führerschein in der Tasche."

Seine beiden Fahrlizenzen werden nicht für ewige Zeiten im Rathausarchiv verschwinden. Cornelia Vollertsen hat sie weiter an die Führerscheinstelle des Kreisverkehrsamtes in Bad Segeberg geschickt. "Die Statistik sagt, dass im Kreis Segeberg im Durchschnitt jeden Monat ein Führerschein freiwillig abgegeben wird", sagt Michael Krüger, Fachdienstleiter für Verkehrsaufsicht und Führerscheine. "Von mir aus könnten es durchaus mehr sein." Es gibt jedoch kein Gesetz, dass eine Abgabe zur Pflicht macht. Auch nicht, wenn man 100 Jahre oder älter ist.

Alex Janke ist froh, dass er sich entschlossen hat, diesen Weg zu gehen. Er appelliert an die Einsicht aller noch aktiven Autofahrer seiner Generation: "Mit 80 sollte man vernünftig sein. Will man sich und andere nicht gefährden, dann kann es nur heißen: Hände weg vom Steuer."