Bauer Heiko Fuhlendorf in Henstedt-Ulzburg hat ein großes Herz für die kleinen Vögel

Henstedt-Ulzburg . Die Henne und ihre drei Tage alten Küken laufen ungehindert auf dem Hof umher und picken Futter auf. Der Hahn interessiert sich mehr für die Besucher. Und überall Schwalben, Schwalben, Schwalben: Idylle pur auf dem Bauernhof von Heiko Fuhlendorf in Henstedt-Ulzburg. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Seit 1795 gibt es den Bauernhof, immer wurde er vom Vater an einen der Söhne weitergegeben. Der 54 Jahre alte Heiko führt ihn seit 1984 ganz im Stile seiner Vorfahren, bewirtschaftet 45 Hektar Land, betreibt Ackerbau, hat Milchvieh in den Ställen und auf den Weiden, bietet acht Pferden Unterkunft. "Der Hof ist noch wie früher", sagt Bauer Fuhlendorf am Togenkamp in Henstedt-Ulzburg.

Auf einem solchen Hof fühlen sich die Schwalben wohl. Hier finden sie alles, was sie zum Leben und zum Nestbau benötigen. 78 Nester hat Heiko Fuhlendorf aktuell gezählt - im Kuhstall, auf der Diele, im Kälberstall, im Pferdestall und in der Garage. "Aber komischerweise nur Rauchschwalben", sagt der Landwirt, der nichts dagegen hat, dass sein Hof von Schwalben bevölkert wird. Ganz im Gegenteil: Er nagelt Bretter als Nisthilfen an die Wand. Aber so viel Aufwand ist eigentlich gar nicht nötig. Denn Schwalben sind wahre Architekturkünstler, denen manchmal ein gespannter Draht oder ein einfacher Nagel in der Wand reicht, um ein Nest zu bauen. Für den Bau sind besonders gut klebende Körpersekrete erforderlich, die im Schwalbenspeichel vorhanden sind.

So gut wie auf dem Hof des Henstedt-Ulzburger Bauern haben es die Schwalben längst nicht mehr überall. Ganz im Gegenteil: Der Bestand der Mehl- und Rauchschwalben geht zurück. Wesentliche Ursachen dafür sind fehlende Nistmöglichkeiten sowie ein Mangel an geeignetem Material für den Nestbau. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unterstützt deshalb die Bemühungen von Hausbesitzern, den Schwalben Nistmöglichkeiten zu bieten und wirbt für Schwalbenschutz am Haus.

Schon seit einigen Jahren wird jährlich die Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" verliehen - jetzt hat Nabu-Vorsitzender Holger Möckelmann die Auszeichnung an Heiko Fuhlendorf vergeben. "Diese Vögel stehen zwar nicht auf der Roten Liste, aber sie sind bedroht", sagt Holger Möckelmann. "Deshalb freuen wir uns über jeden, der sich über Schwalben freut."

Und das ist keine Selbstverständlichkeit: Manche Hausbesitzer ärgern sich über Schwalbenkot, wenn die Jungvögel anfangen, ihre Nester zu reinigen. Aber der Nabu-Chef kennt ein wirksames Mittel dagegen: Ein einfaches Brett unter dem Nest verhindert, dass der Kot auf den Boden fällt oder die Hauswand bekleckert.

Schwalbennester sollten nicht entfernt, die Zugänge nicht versperrt werden. Die Naturschutzbehörden haben ein Auge darauf, dass brütende Schwalben nicht gestört werden. Im Tangstedter Ortsteil Wilstedt darf zum Beispiel derzeit eine Scheune nicht zugunsten eines Reihenhausneubaues abgerissen werden. Erst müssen die Jungvögel flügge sein, dann darf abgerissen und neu gebaut werden. Die Nester stehen unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes, das Abschlagen und Verwehren von Bruten stellt einen Verbotstatbestand dar.

Der Nabu Kisdorferwohld hat einiges vor, um den Schwalben Nistmöglichkeiten zu bieten. So soll auf dem Pferdehof Reiherstieg in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg ein Schwalbenturm aufgebaut werden. Auf den sechseckigen Schwabenhäusern können - je nach Höhe des Hauses - bis zu 54 Nester angelegt werden.