Eine Glosse von Gerd Schlüter

Früher war alles besser, sagen viele. Einspruch! Früher war aber vieles einfacher. Stimmt teilweise! Zum Beispiel das Einkaufen. Früher hatte man die Auswahl zwischen feiner und grober Mettwurst beim Schlachter. Und wenn Schlachter Sauerzapf viel Zeit und gute Laune hatte, warf er auch noch eine Holsteiner Katenrauchmettwurst auf den Markt.

Im Supermarkt meines Vertrauens können die Fleisch- und Wurstfachverkäuferinnen mit grober und feiner Mettwurst nicht besonders viel anfangen. Heute heißt zum Beispiel eine der mageren Ausgaben dieses Aufschnitts Lotsenwurst (100 Gramm kosten übrigens 1,89 Euro). Warum die Wurst so heißt, konnte mir bisher auch das geschulte Personal hinter dem Verkaufstresen nicht erklären, obwohl "Fr. Dosendahl" sich immer viel Mühe mit mir gibt.

Am Sonnabend wollte ich wieder bei der Wurst zuschlagen, die offenbar in niedrigem Fahrwasser hergestellt wird. Doch das Aktionsschild hinter dem Tresen überzeugte mich, die Lotsenwurst backbords liegen zu lassen: "Dielenwurst, 100 Gramm, 1,49 Euro" stand da in großen Lettern.

Die nörgelige Frage, warum heißt diese Wurst... konnte ich mir allerdings nicht verkneifen. Doch Aufklärung gab's nicht etwa vom Fachpersonal, sondern von einer etwa 40 Jahre alten Frau, die ihre Brötchen (oder Wurst?) offenbar mit Marketing verdient und darauf wartete, dass sich der nörgelige Kunde vor ihr endlich entscheidet, was er nun will. "Guter Mann", sagte sie, "heute müssen alle Produkte einen Namen haben, der gut klingt, sonst kann man sie nicht verkaufen. Oder würden Sie heute etwa noch Blutwurst kaufen?"

Eine plausible Erklärung!

Ich hätte gerne 150 Gramm von der Dielenwurst...