Die Zuschauer an der Strecke treiben die 1746 Starter am Sonntag beim 17. Arriba-Stadtlauf in Norderstedt zu Topleistungen an.

Als Patrick Raabe beim 17. Arriba-Stadtlauf Norderstedt auf die Ulzburger Straße einbog, fühlte er sich ein wenig wie die Teilnehmer an der legendären Radrundfahrt Tour de France bei ihren Bergetappen, kurz vor der Zielankunft.

Die Zuschauer an der Strecke hatten eine schmale Gasse gebildet, durch die der Triathlet aus Bargteheide das letzte Stück der Strecke unter frenetischem Beifall laufen konnte. Dann übernahmen die Cheerleader des SV Friedrichsgabe das Zepter und bejubelten den 10.000-Meter-Sieger bei seinem Zieleinlauf.

Triathlet Patrick Raabe ist wie 2011 nicht zu schlagen

Schon 2011 hatte sich Patrick Raabe Platz eins über die Langdistanz in Norderstedt gesichert, 2012 war er nicht am Start. "Im letzten Jahr habe ich mich auf meinen ersten Marathon in Hamburg vorbereitet", sagte der 26-Jährige, der die 42,195-Kilometer in der Hansestadt in 2:47 Stunden bewältigte. "Danach bin ich krank geworden und habe bis zum Winter mit einer hartnäckigen Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung zu kämpfen gehabt."

Der Lauf in Norderstedt begeisterte den Physiotherapeuten wie schon vor zwei Jahren vor allem wegen der Atmosphäre an der Strecke. "Wenn du durch so eine Menschengasse läufst, bist du automatisch ein paar Sekunden schneller. Das pusht total, es kommt dir fast so vor, als ob du fliegst. Wenn es dann an der Strecke wieder ein wenig ruhiger wird, merkt man erst, dass man ganz schön gerast ist."

Während Raabe in seiner Stadtlauf-Erfolgsgeschichte eine einjährige Unterbrechung zu verzeichnen hat, kam Manuela Sporleder schon zum vierten Mal hintereinander als schnellste Frau ins Ziel. Die 41 Jahre alte Erzieherin, die im Schenefelder Montessori-Kinderhaus arbeitet, benötigte 38:56 Minuten und war damit 2:34 Minuten schneller als die Zweitplatzierte, Romy Wischmann aus Westerhorn. Hundertprozentig zufrieden war Manuela Sporleder trotz ihres deutlichen Sieges aber nicht. "Momentan läuft es irgendwie nicht so gut bei mir", sagte sie.

Hinzu kam, dass die stark sehbehinderte Sportlerin nicht wie gewohnt auf die Kommandos ihres Ehemanns Ole Sporleder zählen konnte. "Normalerweise fahre ich ein Stück hinter ihr, um ihr zu sagen, wo es als nächstes langgeht. Damit es keine Probleme gibt, melde ich uns normalerweise beim Ausrichter an. Das habe ich aber dieses Mal nicht gemacht. Da musste ich dann ein wenig abseits fahren, weil mich ein Ordner nicht auf die Strecke gelassen hat", sagt Ole Sporleder. Seine Ehefrau ließ sich indes nicht beirren und baute ihre bemerkenswerte Siegesserie in Norderstedt souverän aus.

Von den 1746 Finishern bewältigten 399 die 10.000 Meter. Der Großteil der Stadtlaufteilnehmer - 1139 Kinder, Jugendliche und Erwachsene - ging über die halbe Distanz auf die Strecke. "Da sind wir schon an unsere Grenzen gestoßen", sagte Mitorganisator Jo Mechel. Vor allem im Start- und Zielbereich wurde es recht eng. Doch die Ordner an der Strecke sorgten dafür, dass alle Starterinnen und Starter den richtigen Weg einschlugen.

Das tat auch Lars Totzke (Hamburger SV), der schnellste Mann über die 5000 Meter. Der 46 Jahre alte Kfz-Mechaniker triumphierte nach 17:16 Minuten und ließ Sebastian Uridat (LAV Bayer Uerdingen, 17:29 Min.) sowie Tarek Neuefeind (SG Wasserratten, 17:45) hinter sich. "Normalerweise laufe ich ja 10.000 Meter. Aber ich habe lange an einer Sehnenplattenentzündung laboriert und mich deshalb für die kürzere Strecke entschieden", so Totzke.

Annika Wicht distanziert alle Konkurrentinnen über 5000 Meter

1:19 Minuten nach ihm kam mit Annika Wicht auch schon die erste Frau ins Ziel. Die 16-Jährige startet für den TuS Finkenwerder. Im Walking (5000 Meter) setzten sich Holger Schmidt (Runners Point, 30:28 Minuten) und Seriensiegerin Doris Lewerenz (Kaki-Walker, 35:18) an die Spitze. 66 Teilnehmer kamen ins Ziel, unter ihnen auch Oldie Hubertus Lumma (Jahrgang 1929).

Während sich die schnellsten Läufer schon beim Start in die vorderen Reihen stellten, ging es ein Großteil der Aktiven recht gelassen an. Die Letzten mussten sich fast zwei Minuten gedulden, ehe sie die Zeitmessmatten überqueren konnten. Im Ziel waren sie dann alle einfach nur glücklich, die Herausforderung über 5000 oder sogar 10.000 Meter geschafft zu haben.

Zufrieden mit dem 17. Arriba-Stadtlauf Norderstedt waren auch die beiden Chef-Organisatoren Stefan Kroeger und Mark Blum sowie deren 70 Helferinnen und Helfer. "Bis jetzt habe ich keine Beschwerden erhalten, sondern nur Danksagungen. Ich hoffe mal, dass es auch so bleibt", sagte Stefan Kroeger schmunzelnd.

Einen Monat vor dem Start waren die Verantwortlichen allerdings kurz ins Grübeln gekommen. "Da hatten wir nur etwas mehr als 1000 Anmeldungen. Das war enttäuschend", so Jo Mechel. In den letzten vier Wochen nahm das Interesse dann zu; am Ende waren es 1977 Läuferinnen, Läufer und Walker. Zum Vergleich: 2012 hatten sich 2003 Sportler eingeschrieben, von denen 1742 tatsächlich starteten.