Politiker wollen Arbeitsgruppe einrichten und mit allen Beteiligten über das Schul- und Vereinsschwimmen sprechen. “Ziel ist es, alle Fragen, die sich aus der Neustrukturierung ergeben, zu klären.“

Norderstedt. Häppchenweise wächst die Hoffnung, dass die Schwimmhalle im Norderstedter Ortsteil Friedrichsgabe doch noch eine Zukunft hat. SPD, FDP, GALiN und Die Linke wollen eine Arbeitsgruppe einrichten, die sich mit dem Schul- und Vereinsschwimmen in Norderstedt befasst. "Ziel ist es, alle Fragen, die sich aus der Neustrukturierung ergeben, zu klären", heißt es im gemeinsamen Antrag für die Sitzung des Schul- und Sportausschusses am Mittwoch, 5. Juni (ab 18.30 Uhr im Rathaus). Da sich die neue Stadtvertretung samt den Fachausschüssen nach der Kommunalwahl noch nicht konstituiert hat, tagt der Ausschuss nochmals in alter Besetzung.

Die Antragsteller haben die Mehrheit, die Arbeitsgruppe wird eingerichtet, auch wenn die CDU sich sperren sollte. Kern der Debatte wird die Zukunft des Schulschwimmbeckens in Friedrichsgabe sein. Die ist eng verknüpft mit dem neuen Vereins- und Schulbecken im Arriba-Bad. Drei Millionen kostet die neue Wasserfläche, die den Vereinen und Schulen ausreichend Kapazitäten bieten und in den nächsten Tagen fertig werden soll.

Vor eineinhalb Jahren hatten die Kommunalpolitiker den Neubau beschlossen. Er soll die Lehrschwimmbecken in der Pestalozzischule und in der Regionalschule Garstedt ersetzen - beide Bäder sind marode. Einigkeit herrscht darüber, dass das Becken am Aurikelstieg geschlossen wird.

Doch in Friedrichsgabe regte sich Widerstand, der in den letzten Wochen deutlich wuchs und darin gipfelte, dass der Schulelternbeirat der Pestalozzischule Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote eine Liste mit 3000 Unterschriften übergab. Die Unterzeichner protestieren gegen die geplante Schließung (wir berichteten). Auch die Politiker sind inzwischen zurückgerudert: SPD, GALiN und Die Linke sprechen sich für den Erhalt des Schulschwimmbades aus. Die Sanierungskosten von gut 600.000 Euro könnten über mehrere Jahre gestreckt werden, sagen die Gegner der Schließung.

Und einige Gruppen, die das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe nutzen, würden auf keinen Fall ins neue Arriba-Becken umziehen. Vor allem die muslimischen Frauen schätzen die Intimität des kleinen Bades, wo sie vor neugierigen Blicken ebenso geschützt sind wie behinderte Schwimmer. Weiteres Argument für den Erhalt des Friedrichsgaber Beckens ist der Hubboden, der für Wassergymnastik und Babyschwimmen ideal ist.

Die CDU hatte im Ausschuss zuletzt durchgesetzt, dass die Stadt einen privaten Betreiber suchen soll. Gemeinsam mit muslimischen Frauen entwickelten die Christdemokraten die Idee, ein Hamam zu installieren. Das türkische Dampfbad, das immer mehr Anhänger findet, soll den Betrieb des Lehrschwimmbeckens finanzieren und den Norderstedtern eine weitere Attraktion bieten. Der Vorsitzende des Türkisch-Deutschen Freundschafts- und Kulturvereins Norderstedt und Umgebung, Musa Kizilkus, sieht gute Chancen für das türkische Dampfbad in Norderstedt. Er habe Kontakt zu Hamam-Betreibern in Hamburg und Bremen aufgenommen, die sich ein Bild vom Standort machen wollten.

Die FDP, bisher aus Kostengründen für eine Schließung des Friedrichsgaber Bades, hat ihre Position revidiert: "Als wir im Fachausschuss über den Belegungsplan für das neue Becken im Arriba gesprochen haben, haben die Vereine deutlich gemacht, dass die Kapazitäten dort nicht ausreichen. Sie bräuchten mehr Schwimmzeiten, die mit dem Friedrichsgaber Bad zur Verfügung stünden", sagt FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schroeder, der das Thema nun nochmals grundsätzlich diskutieren will und zugibt, dass die intensive Debatte um das Schulschwimmbad in Friedrichsgabe viel früher hätte geführt werden müssen.

Am runden Tisch sollen Vertreter der Verwaltung und des Arriba-Bades, je ein Vertreter der Parteien sowie der SG Wasserratten, der DLRG des Norderstedter Vereins für Körper- und Mehrfachbehinderte, des SV-Friedrichsgabe und die Integrationsbeauftragte ihre Argumente austauschen. Die Ergebnisse der Diskussion sollen Grundlage für einen neuen Belegungsplan sein. "Die CDU begrüßt einen runden Tisch der Schwimmbadnutzer. Die Leitung des Arriba-Bades sollte sich allerdings zunächst raushalten - und die Politiker ganz. Wir sollten uns nicht in die Vereinsarbeit einmischen", sagt die CDU-Stadtvertreterin und Ausschussvorsitzende Ruth Weidler.