Debüt mit 18, Regionalliga-Aufstiegsrunde: Fußballer Juri Marxen hat sich früher als geplant bei den Herren von Eintracht Norderstedt etabliert.

Norderstedt. Ein 17 Jahre junger, tadschikischer Fußballer im Trikot von Oberligist Eintracht Norderstedt - das wäre eine außergewöhnliche Geschichte. Auch Juri Marxen würde sie mit Interesse in der Zeitung lesen. Nur nicht mit ihm als Protagonisten, denn dieser Artikel wäre schlecht recherchiert. Doch es ist nicht lange her, da galt Marxen irrtümlich als besagtes Ausnahmetalent. Und die eigentlich anerkannte Internetseite Transfermarkt.de spuckt diese Daten zu seiner Verwunderung sogar weiterhin aus.

"Ich weiß nicht, wer das eingetragen hat. Das stimmt einfach nicht." Noch einmal also, damit Klarheit herrscht: Juri Marxen ist im Januar 1995 geboren, somit 18 Jahre alt. Er stammt keineswegs aus Tadschikistan, sondern ist Deutscher.

Seine persönliche Story ist trotzdem erzählenswert und begann im vergangenen Winter, als sich die Trainer der Herren sowie der U19 von Eintracht Norderstedt zusammensetzten und die Perspektiven ihrer besten Nachwuchsspieler besprachen.

Bei Juri Marxen waren sich alle schnell einig. Er sollte behutsam an die Oberliga herangeführt werden. Der Eingewöhnungsprozess sah eine regelmäßige Trainingsbeteiligung bei den Herren vor, dazu erhielt das Mittelfeldtalent im Frühjahr einen Vertrag bis 2015. Und das als sogenannter "jüngerer Jahrgang", also als Youngster, der noch ein weiteres Jahr im Nachwuchs bleiben könnte.

Für die Eintracht war das ein Novum. "Der Verein hat mir damals gesagt, dass er mich fördern will. Für den Fall, dass es nicht auf Anhieb bei den Herren klappen würde, hätte ich immer noch ein zweites Jahr in der A-Jugend spielen können."

Von wegen. Eines der berühmtesten Zitate von Trainerlegende Otto Rehhagel ist: "Es gibt keine jungen oder alten Fußballer, sondern nur gute und schlechte." Nach diesem Motto verfuhren auch die Norderstedter Verantwortlichen. Im April - die Oberliga-Crew hatte gerade drei Pleiten in Folge kassiert - machten sie Tabula rasa. Unter anderem wurde Kapitän Dennis Wehrendt vor die Tür gesetzt; den freien Platz im Team bekam Juri Marxen.

An einem tristen Dienstagabend Ende April debütierte er in der Partie gegen die SV Halstenbek-Rellingen. Das 1:1 von damals ist kein Resultat für die Ewigkeit, doch der vorher nur Zuschauern der Jugendspiele bekannte Marxen etablierte sich auf Anhieb in der Startformation. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er auch an diesem Sonnabend (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) im ersten Aufstiegsspiel gegen Lupo-Martini Wolfsburg dabei sein wird. Denn was zuerst wie ein gewagtes Experiment schien, hat sich längst als Glücksgriff erwiesen.

"Mir wurde oft gesagt, dass ich keine Angst haben muss. Das versuche ich auch, mir selbst klarzumachen. Sonst wäre es ja hinderlich", sagt Juri Marxen heute, zwei Monate nach seinem Einstand bei den Männern.

Es dauerte in der Tat nicht lange, da hatte er bemerkt, wie er sich gegen größere und robustere Kontrahenten durchsetzen kann. "Ich muss mich auf meine Stärken konzentrieren. Körperlich bin ich noch eher schwach, was den Herrenfußball angeht. Das muss ich mit meiner Beweglichkeit ausgleichen."

Dazu habe er ein gutes Auge und eine gute Ausdauer, sagt Marxen in aller Bescheidenheit über sich selbst. Die Defizite? "Mein Kopfballspiel muss besser werden, und ich muss an meinem Torabschluss arbeiten."

Sein Potenzial ist gleichwohl groß, das hatte ursprünglich auch der Hamburger SV erkannt. Nach der D-Jugend verließ Juri Marxen seinen Heimatverein SC Alstertal-Langenhorn und versuchte es beim Nachwuchs des Bundesligisten. "Da war ich einer von vielen", sagt er rückblickend.

Als sich die Einsatzzeiten reduzierten, entschied sich der Teenager für den Wechsel nach Norderstedt. Dort gehörte er 2012 zu den B-Junioren, die den Aufstieg in die Bundesliga schafften. "Ich war in der Jugend eine Führungskraft. Das hat sich darin bestätigt, dass ich das Angebot für die Herren ein Jahr früher als üblich bekommen habe. Es ist eine große Anerkennung."

Wöchentlich plant er oftmals zehn oder mehr Stunden für Fußball ein. "Die sind aber auch gut investiert", so Juri Marxen. "Training bringt zwar nicht immer nur Spaß, aber ich könnte auch nicht ohne." Zumal die Schule nicht gelitten hat. Sein Abitur am Gymnasium Heidberg hat er praktisch in der Tasche; nur noch die abschließende mündliche Prüfung fehlt.

Ihm bleibt sogar Zeit für sein zweites Hobby: Schlagzeug spielen. Diese Leidenschaft hat er von seinem Vater übernommen. Das Taktgefühl stimmt also, das beweist Juri Marxen musikalisch und auf dem Rasen.