Das sechste Festival am See findet am Sonnabend erstmals auf der Waldbühne statt. Der Erste Ton erklingt um 18 Uhr. Besucher können das Festival kostenlos genießen.

Norderstedt. Eine Blues-Sängerin, deren Stimme so dreckig und schwarz klingt, dass niemand auf die Idee käme, sie wäre nicht mit Mississippi-Wasser getauft, eine Band, die sich dem mehrstimmigen Country-Rock verschrieben hat, und ein Grenzgänger zwischen den Stilen, der vor allem mit harmonischen Klängen aufwartet: Das ist das Aufgebot für die sechste Auflage der Norderstedter Veranstaltung "Festival am See". Am Sonnabend, 1. Juni, kommt es zum Aufeinandertreffen der musikalischen Kulturen - aber der See ist während des Konzerts nicht in Sichtweite. Und auch das Rauschen wird kaum zu hören sein: Gespielt wird erstmals auf der Waldbühne im Stadtpark. Der Erste Ton erklingt um 18 Uhr. Besucher können das Festival kostenlos genießen.

"Frauen fühlen tiefer, lieben intensiver als Männer", sagte Etta James, jüngst verstorbene Grande Dame des Blues, Soul und Jazz, und ihre junge Kollegin Meena Cryle stimmt ihr voll zu. Meena Cryle gilt als starke Bluesstimme Österreichs. So wunderschön krächzig wie ein halskranker Laubfrosch - also ähnlich wie Janis Joplin, so voller Emphase wie, ja wie zum Beispiel Etta James und so rockig wie Pat Benatar: Das ist Meena Cryle, die übrigens auch äußerlich die Nichte mütterlicherseits von Tante Etta sein könnte. Sie wurde an der Salzach geboren - und dieser Fluss soll ja bekanntlich der Mississippi von Oberösterreich sein. Wer das bisher noch nicht wusste, sollte sich mal die Bluesröhre von Meena anhören.

In Norderstedt wird sie von der Band des Gitarristen Chris Fillmore begleitet. Diese musikalische Zusammenarbeit hat schon vor vielen Jahren begonnen und wird von Auftritt zu Auftritt interessanter. Beim Konzert auf der Waldbühne werden die Zuhörer schnell merken, wie gut das Team aufeinander eingespielt ist.

Der Australier Jaimi Faulkner ist ein genialer Gitarrist

Die anderen Musiker des Seefestivals stehen in guter Norderstedter Music-Star-Tradition: Ein bisschen Country-Rock, gut geölt mit mehrstimmigem Gesang, hier in eingängiges Musikhäppchen, dort ein harter Ton, nicht zu schräg, nicht extravagant, immer eingängig, nie brutal. Wie das läuft wissen alle, die zum Beispiel die Musik von Joseph Parsons kennen: Der war schon oft im Music Star zu Gast, ist ein erstklassiger Musiker, der aber nicht über den Geheimtipp-Status hinausgekommen ist. Darüber können sich seine Norderstedter Fans freuen: Ansonsten würde er vermutlich keine kostenlose Konzerte mehr am Stadtparksee geben.

Parsons beherrscht den melodischen Folk-Rock wie im Schlaf - und manchmal klingt seine Musik auch so. Fünf Musiker gehören zu seiner US Rails Band. Begleitet wird er von Ben Arnold, Gitarre, Piano, Gesang, Scott Bricklin, Bass, Gitarre, Gesang, und Drummer Matt Muir und Tom Gillam, Gitarren, Gesang. Gillam, auch ein alter Bekannter in Norderstedt, lebt in Texas und bringt Parsons musikalische Härte bei: Es ist sein Spiel auf der elektrischen Gitarre, die den rockigen Unterschied bei US Rails macht. Er transportiert den filigranen, harmonisch-melodischen, meist mehrstimmig gesungenen und mit akustischen Gitarren begleiteten Folk-Rock in Rock-Nähe.

Die US Rails sind Headliner auf der Waldbühne. Der Australier Jaimi Faulkner ist ein genialer Gitarrist und ein guter Sänger, der ein Gespür für eingängige Songs hat. Als guter Entertainer schafft er es gelegentlich sogar, die Zuhörer zum Mitsingen zu animieren. Er ist also ein Garant für gute Unterhaltung beim Norderstedter Musikfestival im Stadtpark.