Der Juso Tobias Schloo packte seine Enttäuschung am Wahlabend in den Satz: “Die Demokratie wurde heute abgewählt!“

Nicht, weil seine SPD die 40 Prozent nicht bekam, sondern weil von 61.418 Wahlberechtigten in Norderstedt nur noch 24.234 zur Urne schritten. 39,5 Prozent Wahlbeteiligung. Repräsentativ ist anders.

Wie die verbliebenen Wähler ihre Stadtvertretung für die nächsten fünf Jahre zusammengesetzt haben, das ist allerdings recht spannend. The Winner is: WIN. Wir in Norderstedt hat 7,3 Prozent. Eine Wähler-Gruppierung, die angetreten ist, den Fluglärm über Norderstedt, besser, über Garstedt zu reduzieren, die jetzt zunächst erkennen muss, was es bedeutet, Fraktionsstatus in der Stadtvertretung zu genießen, von der noch niemand so genau weiß, für welche Inhalte sie genau steht - diese Fraktion wird nun mit ihren drei Stadtvertretern als Mehrheitsbringer umworben sein. Es wird viel über Reimer Rathje und seine Leute hereinbrechen. Seien wir gespannt, wie die kleine Fraktion das aushält.

Und: Das Thema Fluglärm ist im Wahlkampf gut. Doch in der politischen Verantwortung schwierig. Es wird WIN schwer fallen, die Fluglärm-Situation substanziell zu verbessern. Doch davon wird es maßgeblich abhängen, ob die 1756 Norderstedter, die WIN gewählt haben, auch in fünf Jahren noch WIN wählen.

Im "Mia san Mia"-Stil hat die CDU wieder ihre knapp 40 Prozent und 19 Direktmandate geholt. Getrübt nur durch die peinliche Niederlage des Ex-Fraktionschefs und CDU-Urgesteins Gert Leiteritz gegen SPD-Urgenossin Sybille Hahn. Der politische Gegner reibt sich die Augen, weil er nicht verstehen kann, warum selbst heftige innerparteiliche Querelen die Schwarzen in der Wählergunst nicht sinken lassen. Der Frust darüber sitzt besonders in der SPD tief. Sehr tief. Die hatten ehrlich mit 40 Prozent gerechnet. Nicht auszuschließen, dass mancher Genosse da bald die Lust am politischen Engagement verliert.