In Norderstedt wird am Mittwoch ein interkulturelles Forum gegründet, das die Interessen von Einwanderern vertritt. Themen sind unter anderen Wohnen, Arbeiten, Bildung und die Teilhabe gegenüber der Kommunalpolitik.

Norderstedt. Norderstedt ist bunt. Unter den 75.000 Einwohnern der Stadt lassen sich über 10.000 Menschen finden, die einen ausländischen Pass haben. 135 Staatsangehörigkeiten sind darunter. Von A wie Afghanistan bis Z wie Zypern. Eine kulturelle Vielfalt, die beachtlich ist und im Vergleich zu anderen Städten überproportional. Insgesamt macht der Anteil der Bürger, die einen Migrationshintergrund nach Schätzungen der Integrationsbeauftragten der Stadt, Heide Kröger, etwa 17 Prozent aus. "Aber es ist wahrscheinlich, dass die Zahl viel höher liegt."

Dass nun am Mittwoch, 29. Mai, ein Forum für Migrantinnen und Migranten in Norderstedt gegründet werden soll, also eine Art außerparlamentarische Interessenvertretung aller Menschen mit ausländischen familiären Wurzeln, das hat schon einen durchaus historischen Stellenwert. Denn das Forum Norderstedt wird das erste straff organisierte und mit verbindlichen Richtlinien ausgestattete Beteiligungsgremium für Migranten in Norderstedt sein. "Es soll eine unabhängiges, überparteiliches und überkonfessionelles Gremium sein, in dem sich die Menschen unserer Stadt für ein bereicherndes und vielfältiges Miteinander engagieren können", sagt Heide Kröger.

Jeder Norderstedter, unabhängig von seiner Herkunft, kann mitmachen

Seit 2008 arbeiten Migranten in Norderstedt im Plenum Migration und Integration zusammen. Doch dieses Plenum hatte nicht mehr so recht funktioniert. "Viele Teilnehmer waren ausgeschieden oder haben nicht mehr mitgemacht", sagt Kröger. Das Forum soll deswegen feste Strukturen bekommen. Ein fünfköpfiger Vorstand soll gewählt werden, bis zu vier Sitzungen soll das Forum im Jahr haben, außerdem werden alle Mitglieder ausgeschlossen, die in drei aufeinander folgenden Sitzungen unentschuldigt fehlen. Mitglied kann jeder Norderstedter werden, unabhängig von Nationalität oder Herkunft, so lange der Hauptwohnsitz in Norderstedt ist. Einzelpersonen sind ebenso gefragt, wie die Vertreter von Vereinen und Verbänden, die sich mit Migration befassen.

Mit dem Forum bekommt Norderstedt ein Gremium, das die Interessen der Migranten zu Themen wie Wohnen, Arbeiten, Bildung und Teilhabe gegenüber der Kommunalpolitik, der Stadtverwaltung und der Gesellschaft vertritt. Migranten finden im Forum Beratung, Information und Hilfe bei der Kulturarbeit. Vertreter des Forums sollen sich aktiv in den Fachausschüssen der Stadtvertretung beteiligen und dort auch Anträge zu Belangen der Migranten stellen dürfen.

Ein Altenheim für Migranten und Hilfestellung für die Jugendlichen

Und unter Norderstedter Migranten gibt es viele Themen, die nur darauf warten, im Forum breit diskutiert zu werden. "Viele Politiker haben ein sehr gerades Bild von Integration. Lernt die Sprache, alles andere kommt von selbst. Aber es gibt noch sehr viel links und rechts, um das man sich kümmern muss", sagt Irina Abt. Die aus Russland immigrierte Deutsche lebt seit zwölf Jahren in Norderstedt und möchte sich im Forum engagieren. Die Juristin ist in der Tagespflege für Senioren aktiv. Ein Altenheim für Migranten in Norderstedt sei ein Thema, für das sie sich einsetzen möchte.

Mohammad Ebrahim, 59, stammt aus Afghanistan und lebt seit 25 Jahren in der Stadt. "Mein Fokus liegt bei der Integration und Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Ich selbst kann mich gut erinnern, wie schwierig ich es damals hatte. Und die Eltern der Migrantenkinder kümmern sich oft zu wenig um Integration." Die Kroatin Andja Zdravac, 45, will das Forum nutzen, um das "Wohlfühlen und Teilhaben" der Migranten in Norderstedt zu verbessern. "Besonders für die Frauen will ich mich einsetzen", sagt die Sozialarbeiterin Zdravac, die im Forum die Migrationsberatung der Caritas vertreten möchte.

Musa Kizilkus, 45, kam vor 22 Jahren aus der Türkei nach Norderstedt. Der Unternehmer ist Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Freundschaftsvereins. Im Forum will er die Idee der Einrichtung eines Hamam im Lehrschwimmbecken Friedrichsgabe weiter vorantreiben.

Sie alle werden am Mittwoch, 29. Mai, von 18 Uhr an im Plenarsaal des Rathauses zusammenkommen, um das Forum offiziell zu gründen. Am Anfang des Abends steht ein Grußwort von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Im Anschluss daran können alle Bürger den Beitritt zum Forum erklären. Danach wird es um die Wahl des fünfköpfigen Vorstands gehen. Die Kandidaten werden sich dem Plenum kurz vorstellen, ehe abgestimmt wird.

Die Integrationsbeauftragte Heide Kröger: "Ich wünsche mir, dass möglichst viele Norderstedter und Norderstedterinnen, mit und ohne Migrationshintergrund, an diesem Abend teilnehmen - für ein offenes und interkulturelles Zusammenleben in der Stadt.