In der Stadt Norderstedt können noch viele Freiflächen bepflanzt werden. Die Organisatoren suchen Unterstützer

Norderstedt. Überall in Deutschland blühen die Städte auf. Und zwar da, wo man es am wenigsten erwartet. Auf Verkehrsinseln, am Straßenrand auf dem mehr oder weniger gepflegten "Straßenbegleitgrün" und auf den Gehsteigen rund um die Straßenbäume.

Es sind nicht die Stadtverwaltungen, die Blumen und Sträucher pflanzen. Es sind die Bürger, die selbst Hand anlegen. "Urban Gardening", Stadtgärtnern, nennt sich der Trend zum wilden Anpflanzen im Dienst der Allgemeinheit. Es gibt sogar Garten-Guerillas, die es als einen Akt des zivilen Ungehorsams sehen, wenn sie mit "Samenbomben", kleinen mit Pflanzensamen gespickten Erdkugeln, die städtischen Freiflächen zum Erblühen bringen.

Die Norderstedter Gruppe, die derzeit unscheinbare städtische Rasenflächen am Straßenrand in blühende Kleingärten verwandelt, hat einen Namen, der jedem Garten-Guerillero gut zu Gesicht stehen würde: die Norderstedter Gärtner sind die "Waldpiraten". Geentert haben die Garten-Piraten die Schulbushaltestelle an der Waldstraße. Wo vor der grünen Übernahme nur Gras und Kraut wucherte, standen hinterher Stauden und bunte Blumen. Sehr zur Freude der Anwohner und Passanten, und natürlich auch der Insekten im Viertel, die jetzt eine Nahrungsquelle mehr haben.

Die "Waldpiraten" sind keine lose Garten-Guerilla-Gruppe, vielmehr die gut organisierte Waldgruppe der Kindertagesstätte "Storchengang". Es handelt sich also um kleine Gärtner und Gärtnerinnen. Und im Gegensatz zur Bürgerinitiative des "Urban Gardening" stehen hinter den "Waldpiraten" die Stadt Norderstedt und die Arbeitsgruppe "StadtGrün".

Letztere erarbeitet für die Stadt Norderstedt im Wettbewerb "ZukunftsWerkStadt" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Konzepte im Bereich der Stadt-Flora, die zum ehrgeizigen Ziel der Stadt beitragen, bis zum Jahr 2040 zur "Nullemissionsstadt" zu werden, also den CO2-Ausstoß im öffentlichen Raum auf null zu reduzieren.

Gerda Meister, Sprecherin der "StadtGrün"-Gruppe: "Mit der Bepflanzung der Rasenflächen tragen wir zu Verbesserung des Stadtklimas bei." Außerdem habe die Aktion einen nachhaltigen pädagogischen Effekt. "Die ,Waldpiraten' kommen täglich zweimal an der Schulbushaltestelle vorbei: morgens auf ihrem Weg in den Wald und mittags auf dem Rückweg in den Kindergarten", sagt Gerda Meister. Die Kinder schauen dabei ständig nach, was aus den selbst angepflanzten Stauden und Blumen geworden ist. Meister betont: "Sie entwickeln eine wertschätzende Beziehung zu diesem Straßenbereich. Eine gute Voraussetzung dafür, dass sie auch später die Natur schätzen und schützen."

Zu einem spürbaren Effekt für das Stadtklima könnte es kommen, wenn möglichst viele ähnliche Brach- und Rasenflächen im Bereich von Bushaltestellen oder in den Außenanlagen von Kindergärten gärtnerisch aufgewertet würden. Gerda Meister: "Wir haben im vergangenen Jahr bereits Obstbäume auf dem Bauhof gepflanzt." Jetzt würde die "StadtGrün"-Projektgruppe gerne flächendeckend in der Stadt aktiv werden. Doch dazu benötigt sie Geld und Pflanzen.

"Bei der Aktion an der Waldstraße haben wir einen finanziellen Zuschuss von der Stadt Norderstedt bekommen, außerdem jede Menge Blumenspenden von Privatpersonen", sagt Meister. Doch für die weitere Arbeit der Gruppe sind jetzt Spenden herzlich willkommen.

Für die grünen Aktionen hat die Gruppe deshalb ein Spendenkonto eingerichtet. Unter dem Stichwort "Klimaschutz pflanzen" können Beträge auf das Konto der BUND-Ortsgruppe Norderstedt bei der Sparkasse Holstein eingezahlt werden (Kontonummer 280 003 957, Bankleitzahl 230 516 10).