Anwohner vom Glashütter Damm fordern von der Stadt Norderstedt per Protestschreiben angemessenen Schutz

Norderstedt. "Seit mehr als 30 Jahren kämpfen wir gegen den Lärm von der Straße. Doch es tut sich nichts, stattdessen wird es immer lauter und unerträglicher", sagt Michael Dunst, Anwohner des Glashütter Damms. Der Ärger hat sich in Protestschreiben an die Norderstedter Verwaltung, die Polizei und die Parteien entladen.

Angefügt habe Dunst und seine Nachbarn eine Liste mit 150 Unterschriften, die der Forderung nach Lärmschutz Nachdruck verleihen sollen. Inzwischen, so Dunst, ist die Zahl der Protest-Liste auf 180 Unterschriften gewachsen. Die Anlieger fordern die Stadt auf, sie vor dem "gesundheitsgefährdenden Lärm" zu schützen. Die Stadt rühme sich, in einem bundesweit einmaligen Verfahren einen Plan für die Lärmminderung aufgestellt zu haben. Doch sie handele nicht.

Es geht um den Abschnitt zwischen Poppenbütteler Straße und Segeberger Chaussee. "Dieses Teilstück ist besonders stark befahren, es wird als Verbindung, Abkürzung und Schleichweg benutzt", heißt es im Schreiben. Die Auto- und Lkw-Fahrer, die von Norden, aus Henstedt-Ulzburg oder von der Autobahn in den Hamburger Nordosten wollen, weichen über den Glashütter Damm aus, wenn sich der Verkehr auf der Poppenbütteler Straße staut. Auch in die Gegenrichtung ist das Teilstück eine beliebte Ausweichstrecke. Und da drücken die Fahrer kräftig aufs Gaspedal, vor der Kreuzung mit der Poppenbütteler Straße ist der Glashütter Damm breit und schnurgerade.

Gerade entlang dieses Teilstücks stehen nur Einfamilien- und Reihenhäuser. "Die meisten Wohn- und Schlafräume liegen zur Straße, bei offenen Fenstern stört der Lärm die Ruhe oder Gespräche empfindlich", sagt Dunst, manche Nachbarn klagten über Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Besonders heftig wirke sich der Lärm von Lkw und Motorrädern aus. Es sei fast unmöglich, Gäste auf die Terrasse einzuladen. Die Hausbesitzer hätten die Auflage bekommen, ihre Terrassen nach vorne zu legen. Da blieben nur noch wenige Meter zur Straße und zum Lärm.

Und der Lärm habe in den vergangenen Jahren durch die langwierigen Bauarbeiten am Knoten Ochsenzoll und auf der Poppenbütteler Straße kontinuierlich zugenommen. Bis vor einem Jahr konnten die Anwohner die Lärmbelastung selbst mitbestimmen. Sie durften ihre Fahrzeuge ab 14 Uhr auf der Straße abstellen. Doch jetzt könnten sie einen Hindernis-Parcours erst ab 18 Uhr aufbauen - ein riskantes Unterfangen, wie Dunst festgestellt hat. An seinem Fahrzeug sei zweimal der Außenspiegel abgefahren worden.

Die Anlieger kritisieren und fordern aber nicht nur, sie machen auch Vorschläge, wie es in den Häusern und Gärten leiser werden könnte. Der abgestufte Katalog beginnt mit der Maximalforderung nach einem kompletten Durchfahrverbot. Helfen würde auch schon, wenn der Schwerlastverkehr von diesem Abschnitt der Straße verbannt würde. Schließlich soll die Stadt den Bereich als Tempo-30-Zone ausweisen. "Das würde nicht nur den Lärm reduzieren, sondern auch die Sicherheit erhöhen", heißt es in dem Schreiben. Der Glashütter Damm sei ein von vielen Kindern genutzter Schulweg.

Die verärgerten Anwohner nennen weitere Möglichkeiten: Geschwindigkeitstafeln, die den Autofahrern ihr Tempo anzeigen und sie dazu bringen, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, Barrieren auf der Fahrbahn oder Mittelinseln. "Da werden die Fachleute schon geeignete Maßnahmen finden, wenn sie denn wollen", sagt Dunst.

Momentan wollen sie allerdings nicht. "Es gibt keine objektiven Indizien dafür, dass der von den Anwohnern benannte Straßenbereich besonders stark mit Lärm belastet ist", sagt Baudezernent Thomas Bosse. Im Lärmaktionsplan sei dieser Abschnitt des Glashütter Damm unauffällig, da gebe es in Norderstedt deutlich stärker betroffene Bereiche. Es sei zudem verkehrsrechtlich nicht möglich, den Teilabschnitt komplett zu sperren. Auch der Verkehrsbeauftragte der Norderstedter Polizei, Kai Hädicke-Schories, hatte die Anwohner darauf hingewiesen, dass es sich um eine Durchfahrtsstraße handele.

"Dennoch denken wir als Teil des Lkw-Lenkungskonzeptes darüber nach, wie wir den Lkw-Verkehr aus dem Glashütter Damm rausbekommen und die Straße insgesamt beruhigen können", sagt Bosse. Konkrete Maßnahmen sollen geprüft werden, wenn der Lärmaktionsplan im Herbst in die zweite Runde geht und aktualisiert wird.