Annette Götz und Stephan Schütz vom Klinikum Bad Bramstedt standen vielen Anrufern mit Ratschlägen rund um das Thema Arthrose zur Verfügung.

Bad Bramstedt . Die Leser des Hamburger Abendblatts gönnten den Ärzten des Klinikums Bad Bramstedt nur wenige Pausen. Immer wieder klingelten während der Telefonsprechstunde der Orthopäden Dr. Annette Götz und Dr. Stephan Schütz zum Thema Arthrose und Knorpelschäden die Apparate. Die Anrufer berichteten den Medizinern von ihren Beschwerden und informierten sich über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. In mehreren Fällen war eine Untersuchung in einer Orthopädie-Praxis oder in einem Krankenhaus erforderlich. Die Abendblatt-Redaktion hat exemplarisch Fragen der Leser und Antworten der beiden Spezialisten aus Bad Bramstedt zusammengestellt.

Eine Anruferin, die gern wandert, leidet unter Arthrose in der linken Hüfte, geht zur Physiotherapie, doch die Beschwerden nehmen nicht ab.

Antwort: Stephan Schütz empfiehlt, die Physiotherapie fortzusetzen und bei Bedarf Rheumaschmerzmittel zu nehmen. Statt zu wandern sollte die Anruferin Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder auch Nordic Walking betreiben, die die Gelenke weniger belasten. Außerdem helfen häufig Medikamente, die den Knorpel stabilisieren. Ein neues Hüftgelenk komme erst infrage, wenn die Schmerzen so stark werden, dass sie den gesamten Tagesablauf beeinträchtigen.

Ein 65 Jahre alter Mann berichtet von Schmerzen im mittleren Zehgelenk.

Antwort: Zwei Ursachen sind denkbar. Die Schmerzen können die Folge eines Spreizfußes sein. In diesem Fall bieten Einlagen eine gute Hilfe. Zweite Möglichkeit ist eine Nervenreizung, die von einem Facharzt untersucht werden müsste.

Ein 75 Jahre alter Anrufer leidet seit einem Vierteljahr unter starken Schmerzen im linken Mittelfuß. Er humpelt und kann den Fuß beim Gehen nicht mehr über den Vorderballen abrollen.

Antwort: Ursache ist vermutlich eine Arthrose im Bereich der Fußwurzel. Linderung verschaffen Einlagen und spezielle Schuhsohlen, die das Abrollen erleichtern. Die Chancen, dass mit diesen Hilfsmitteln die Schmerzen verschwinden, sind groß. Hilfreich könnte auch eine Versteifung der kleinen Gelenke im Fuß durch eine Operation sein. "Das würde keinen Einfluss auf ihr tägliches Leben haben", sagt Stephan Schütz.

Ein 75 Jahre alte Frau leidet unter einer beginnenden Arthrose im rechten Knie. Die äußeren Seiten des Gelenks schmerzen, die Frau geht zur Physiotherapie.

Antwort: Physiotherapie allein hilft vermutlich nicht. Wenn die Schmerzen besonders schlimm sind, sollte die Anruferin ein Rheumaschmerzmittel nehmen. Da viele Patienten auf diese Medikamente mit Bauchschmerzen reagieren, ist außerdem bei einer Daueranwendung ein Präparat für den Magenschutz sinnvoll. Weitere Therapiemöglichkeiten sind Kortisonspritzen, die den Reizzustand im Knie lindern, sowie die Injektion eines knorpelstabilisierenden Präparats. "Einen Knorpel wieder aufzubauen, funktioniert nicht", sagt Stephan Schütz. "Wir können nur für den Erhalt sorgen." Eine spürbare Wirkung setzt nach etwa drei Monaten ein.

Die Anruferin fragt, ob Cremes helfen.

Antwort: Bei den meisten Gelenken wirken Cremes sehr begrenzt, da sie nur zwei bis drei Millimeter in die Haut eindringen. Die Eindringtiefe kann in Kombination mit einer Elektrotherapie erhöht werden.

Eine ältere Frau berichtet von Beschwerden im linken Knie. Eine Schmerztherapie habe die Schmerzen zeitweise gelindert, doch jetzt verschlechtere sich der Zustand.

Antwort: Annette Götz rät zu einer kombinierten Therapie mit Injektionen. Die Medikamente bekämpfen die Schmerzen, den Entzündungsreiz und versorgen das Knie mit "Gelenkschmiere". Allerdings können diese Spritzen nur in großen zeitlichen Abständen gegeben werden. Krankengymnastik hält Annette Götz bei diesen Beschwerden nicht für sinnvoll. Sie hat festgestellt, dass in Einzelfällen Akupunktur wirksam sein kann, auch wenn diese Methode wissenschaftlich umstritten ist. "Manchmal muss man ein bisschen ausprobieren", sagt Annette Götz. Eine weitere Diagnose- und Therapiemöglichkeit ist die Arthroskopie. Mit einer Spiegelung untersucht der Arzt das Gelenk und kann dabei entzündete oder aufgefaserte Bestandteile entfernen. Sollte der Knorpel schwer beschädigt sein, komme auch eine Endoprothese in Betracht.

Eine Frau berichtet von Schmerzen in den Fingern der linken Hand, die vor einem dreiviertel Jahr begonnen haben.

Antwort: Wenn sich im Röntgenbild eine Arthrose bestätigt, ist sie mit lokaler Wärme gut zu behandeln. Wer in der Mikrowelle oder im Backofen Vogelsand oder Kirschkerne erwärmt und dann durchknetet, verschafft sich in der Regelung eine Linderung. Da die Hand- und Fingergelenke direkt unter der Haut liegen, ist dort auch der Einsatz von Gels nützlich. In schwereren Fällen setzen Ärzte auf eine Röntgenschmerzbestrahlung. Eine Operation sollte man erst erwägen, wenn andere Therapien erfolglos verlaufen sind.

Ein Rentner leidet unter plötzlichen Schwellungen im Knie und Schmerzen. Ein Arzt habe Knorpelabbau diagnostiziert. Besonders heftig seien die Symptome, wenn er Schalentiere gegessen habe.

Antwort: Eine Arthrose kann schubweise verlaufen. Annette Götz vermutet, dass der hohe Eiweißgehalt der Schalentiere die Schübe auslöst. Grundsätzlich entstehen durch Reizungen im Gelenk entzündliche Prozesse. Ein akuter Schub sei gut mit antientzündlichen Medikamenten zu behandeln.