Kartoffeln, Studentenfutter und Stillsaft, Milchschnitte, Mini-Müllbeutel 4x und Zwiebeln, Joghurt A, Erkältungsbad und Toast 2x, Waschlappen 1x und Apfelsaft. Kürbis, TK-Brötchen und Windeln Seide L 3x, Sesamstangen und Baby-Waage. Ein Einkaufszettel.

Eines jener dahin geworfenen Stichwort-Sammlungen, von denen der Schreiber meint, niemand würde sie lesen. Eine Art Literaturform, aus der sich ein ganzer Roman spinnen lässt. Ich finde ihn bei einem Spaziergang entlang der Tarpenbek. Doch wie kommt er hierher? Und wer hat ihn verloren?

Studentenfutter gibt es schon so lange, dass die ehemaligen Studenten heute Senioren sind. Müllbeutel braucht jeder. Kürbis, Obst, Tomaten, Salat und Zwiebeln erzählen, dass die Einkaufszettel-Schreiberin, jedenfalls lässt die kleine Schrift auf eine Frau schließen, nicht zur Fast-Food-Fraktion gehört. Brot scheint total alle zu sein, denn Brot ist eingekreist.

Speziell wird es bei Stillsaft, Windeln Seide L 3x und Baby-Waage. Da ist jemand gerade Mutter geworden. Daher will sie auch nicht krank werden und ein Erkältungsbad nehmen. Sesamstangen und Studentenfutter? Naschkatze? Aber eine von der salzigen Sorte. Die Milchschnitte hingegen verweist auf einen Süßzahn. Ebenso der Schokopudding. Hat sie schon größere Kinder? Hinter dem Kürbis steht noch Brühe. Das wird bestimmt eine Kürbissuppe. Frische Kürbisse gibt es aber nur im Herbst. Von wann ist dieser Einkaufszettel? Wann ist er der Schreiberin aus der Tasche gerutscht? Oder hat sie ihn nur geschrieben und jemanden zum Einkaufen geschickt?

Einkaufszettel sind der Spiegel nicht nur eines Haushalts, sondern auch des Charakters. Kinderlieb, vernascht, liebt frisches Obst und Gemüse. Ich werde es nie erfahren. Es sei denn, ich mache aus der Einkaufszettel-Schreiberin eine Roman-Figur.