Nach dem politischen Erdrutsch ist heute alles so, wie es in Henstedt-Ulzburg schon immer war

Henstedt-Ulzburg. Die Kommunalwahl 2008 brachte in der Gemeinde einen politischen Erdrutsch: Die WHU war plötzlich die stärkste Fraktion, die CDU, traditionell Wahlsieger im Ort, sah sich plötzlich in der Oppositionsrolle. Das war die Konstellation zu Beginn der Legislaturperiode, tatsächlich aber kam alles ganz anders.

Zwar kippten WHU und SPD, die drittstärkste Fraktion, das gigantische Bauvorhaben Beckershof - im Westen der Gemeinde wollten Bürgermeister und CDU einen neuen Ortsteil bauen -, ansonsten aber blieb vieles wie gehabt. Weil es der WHU nur selten gelang, sich eine Mehrheit im Ortsparlament zu verschaffen, konnte die CDU agieren wie früher: Fast alles, was von ihr angepackt wurde, fand eine politische Mehrheit. Mehrheitsbeschaffer für die CDU war in erster Linie die SPD, aber natürlich auch die FDP. Viele WHU-Anträge wurden kategorisch abgelehnt.

Nach anfänglichen Kurzschlussreaktionen als Folge der überraschend verlorenen Wahl agierte die CDU anschließend überwiegend sachlich. Auffällig oft stimmten CDU und SPD gemeinsam ab, was letztlich beiden Fraktionen bei der Durchsetzung ihrer Ziele zugute kam. Opfer dieser taktisch oft geschickt ausgeführten Gemeindepolitik war meist die WHU, die darüber hinaus erleben musste, dass einige ihrer Lieblingsthemen zunächst abgelehnt, dann aber von anderen Fraktionen aufgegriffen und durchgesetzt wurden.

Zudem schaffte es die WHU nicht, die ganze Legislaturperiode durchzustehen. Im vergangenen Jahr spaltete sich eine Gruppe von Gemeindevertretern ab und gründete die Wählergemeinschaft Bürger für Bürger (BfB) mit Bürgervorsteher Carsten Schäfer an der Spitze. Innerfraktioneller Streit über die Ausrichtung der örtlichen Politik sowie Diskussionen über interne Machtansprüche waren Gründe für die Abspaltung, deren Folge eine gewisse Unberechenbarkeit der Kommunalpolitik ist.

Jetzt ist alles so wie schon seit Jahrzehnten: Die CDU ist wieder stärkste Fraktion im Ort. Gegen den erbitterten Widerstand der WHU, die damit alleine auf politischer Flur stand, beschloss die Ratsmehrheit unter anderem den Bau des City Centers Ulzburg (CCU).

Lähmend hat sich das Desaster im Rathaus ausgewirkt: Seit Februar 2012 steht die Gemeine ohne einen aktiven hauptamtlichen Bürgermeister da. Henstedt-Ulzburg wird nach wie vor gut verwaltet, aber Ideen werden im Rathaus derzeit selten geboren.