In Henstedt-Ulzburg gibt es zurzeit viele gemeindepolitische Baustellen. Die Frage, wie es mit dem Bürgermeisteramt weitergeht, ist dabei eher nebensächlich. Wichtiger und dringender sind Antworten auf die Frage: Wie ist der zunehmende Verkehr mit all seinen Folgen in den Griff zu bekommen? Die aktuelle Sitzverteilung im Gemeinderat: CDU zehn Sitze, SPD acht, WHU sieben, BfB fünf, FDP zwei.

Das sind die Spitzenkandidaten aus der Gemeinde Henstedt-Ulzburg

Uwe Schmidt, 64, ist ein politischer Newcomer. Er ist erst vor wenigen Monaten in die CDU eingetreten, war vielen CDU-Politikern aber durch seine Mitgliedschaft im Lions-Club bekannt. Jetzt ist er Spitzenkandidat der CDU und Anwärter auf den Posten des Bürgervorstehers. Uwe Schmidt war Geschäftsführer, ist jetzt Rentner. Er lebt seit 1990 in Henstedt-Ulzburg.

Horst Ostwald, 65, gehört seit 27 Jahren der Gemeindevertretung an. Der frühere Fluglotse und jetzige Rentner ist Vorsitzender des Umwelt- und Planungsausschusses, Vorsitzender der SPD-Fraktion, Pressesprecher des SPD-Ortsvereins und Pressesprecher des SPD-Kreisverbandes. Außerdem arbeitet Horst Ostwald im Hauptausschuss mit.

Karin Honerlah, 57, hat als Vorsitzende des Hauptausschusses eine Schlüsselfunktion in der örtlichen Politik. Die gebürtige Henstedt-Ulzburgerin hat Verwaltungsrecht studiert und ist Fraktionsvorsitzende der WHU. Gemeindevertreterin ist sie seit 2003. Karin Honerlah ist Inhaberin eines Inkassounternehmens und hat die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft.

Carsten Schäfer, 53, ist als Vorsitzender der Gemeindevertretung Henstedt-Ulzburgs Bürgervorsteher. Zu Beginn der Legislaturperiode gehörte er der WHU-Fraktion an, war im vergangenen Jahr aber Mitgründer der BfB. Früher war er Kreistagsabgeordneter der Grünen. Carsten Schäfer ist selbstständiger Versicherungskaufmann.

Klaus-Peter Eberhard, 50, ist Fraktionsvorsitzender der FDP in der Gemeindevertretung. Der selbstständige Kaufmann betreibt einen Online-Shop und ist ein erfahrener Wahlkämpfer: Er war bereits 2009 Direkt- und Listenkandidat für den Bundestag, 2013 ist er es wieder. Klaus-Peter Eberhard ist auch Mitglied der FDP-Kreistagsfraktion.

In Henstedt-Ulzburg droht immer noch ein Verkehrsinfarkt. Wie ist die Situation in den Griff zu bekommen?

Die Möglichkeit einer Ortsumgehung ist in der Vergangenheit nicht genutzt worden. Wir werden die Ergebnisse des Gutachtens abwarten. Zur Stärkung des ÖPNV tritt die CDU für eine Verlegung der Zahlzone bei der AKN von Meeschensee nach Ulzburg-Süd ein und wird entsprechende Verhandlungen mit der AKN forcieren.

Wir erwarten von dem Verkehrsstrukturgutachten verwertbare Lösungsansätze. Aber wir stellen ehrlich fest, dass das Verkehrsproblem allein mit strukturellen Maßnahmen nicht zu lösen sein wird. Deshalb schließen wir zur Entlastung der innerörtlichen Straßen eine weiträumige westliche Umgehungsstraße nicht aus.

Eine Umgehungsstraße müssten wir allein bezahlen. Wir können nicht auf Wunderheilung ohne Bypass-Möglichkeiten hoffen, sondern setzen auf viele kleine Verbesserungen: Bahnbogen verlängern, Maurepasstraße entlasten, Radwegenetz verbessern, Ringbussystem, keine weiteren Einzelhandelsflächen und Logistikbetriebe.

Das Wort "Verkehrsinfarkt" trifft nicht zu. Wir unterstützen das Verkehrsstrukturgutachten und erwarten konkrete Handlungsansätze. Auch die Anwohner der Straßen haben berechtigte Interessen. Wir wollen keine Erhöhung des Durchgangsverkehrs in der Wilstedter Straße zur Entlastung der Schleswig-Holstein Straße.

Die FDP steht für eine leistungsstarke Infrastruktur: Westumgehung, zusätzlicher Autobahnanschluss, Kreisel statt Ampeln, grüne Wellen und grüne Pfeile, kein Parken auf Durchgangsstraßen, neue Parkzonen. Verkehrsprojekte brauchen einen langen Atem, kosten viel Geld - Henstedt-Ulzburg braucht einen Masterplan.

Soll Henstedt-Ulzburg Stadt werden oder Gemeinde bleiben?

Die CDU tritt für den Erhalt der Gemeinde Henstedt-Ulzburg ein und sieht keinen Vorteil in der Beantragung der Stadtrechte. Henstedt-Ulzburg hat nicht nur keinen Stadtcharakter, viele Bürger, mit denen wir gesprochen haben, fühlen sich in unserer lebenswerten Gemeinde zu Hause. Und so sollte es bleiben.

Wir haben in der Fraktion dazu keine einheitliche Meinung. Eine politische Notwendigkeit gibt es aus meiner Sicht nicht, es bleibt also eine Frage des Herzens. Die Bürgerbefragung ist - ebenso wie der von uns ins Leben gerufene Bürgerhaushalt - ein weiterer Schritt zur Beteiligung der Bürger bei politischen Entscheidungen.

Die Bürger sollen entscheiden, die WHU wird dem Bürgerwillen folgen. Unser Plädoyer pro Stadt galt primär einem Rechnungsprüfungsamt, was die WHU erreicht hat. Nur ein qualifiziertes Konzept, Anbindung an das Verkehrsnetz und gute Lebensbedingungen führen zur Gewerbeansiedlung, unabhängig ob Dorf oder Stadt.

Aus meiner Sicht spricht vieles für eine Stadtwerdung. Davon können wir profitieren. Das betrifft vor allem die Wahrnehmung auf Landesebene und darüber hinaus. Stadtwerdung muss nicht bedeuten, dass sich die Identität der Ortsteile ändert. Letztlich aber sollen bei diesem emotionalen Thema die Bürger entscheiden.

Wir werben dafür, Gemeinde zu bleiben. "Wir machen alles, außer Stadt" als Argument für eine schlanke und schlagkräftige Verwaltung, in der man schnell seinen direkten Ansprechpartner findet. Wir sind lieber die größte Gemeinde als die Nummer 13 bei den Städten. Ein Bürgerentscheid ist gut. Wir unterstützen das.

Wie kann in Henstedt-Ulzburg bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden? Wird Beckershof wieder aktuell?

Die CDU hat keine Pläne, das Beckershof-Projekt in der damaligen Dimension wieder aufleben zu lassen. Pläne für eine Bebauung entlang der westlichen Seite der AKN bestehen ebenfalls nicht. Wir können uns vorstellen, bezahlbaren Wohnraum in Bahnhofsnähe zu planen.

Der vernachlässigte soziale Wohnungsbau fällt uns heute mit voller Kraft auf die Füße. Das Projekt Beckershof wird von uns nicht neu aufgegriffen. Wir halten Flächen westlich des Bahnhofs Ulzburg-Süd in begrenztem Ausmaß zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums für geeignet.

Es ist Illusion, dass Eigentümer ihre Grundstücke zum "Nulltarif" für geförderten Wohnungsbau abgeben und kaum umsetzbar, dass Privatinvestoren billigen Wohnraum bauen. Wir brauchen Beckershof nicht. Weder in der alten XXL-Variante noch als Light-Version von SPD und CDU.

Wir haben zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Ich kann mir genossenschaftliche Modelle mit langfristigen Renditezielen vorstellen. Beckershof ist nicht notwendig, weil es genügend Flächen für verdichtete Bauformen bereits gibt. Nachhaltige Flächennutzung ist in diesen Zeiten oberstes Ziel.

Wachstum ja, aber gezielt. Wachstum bedeutet auch neue Chancen. Neue Wohngebiete wie Beckershof oder Wagenhuber brauchen Straßen, Kitas, Schulen, Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten und mehr. Beckershof nur dann, wenn ein breiter Konsens in der Bevölkerung möglich werden sollte.

Welche Visionen haben Sie für Henstedt-Ulzburg? Wo soll die Gemeinde in zehn Jahren stehen?

Henstedt-Ulzburg ist ein attraktiver Standort für den Mittelstand und geprägt von gegenseitigem Vertrauen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Für die heutigen Verkehrsprobleme liegen umsetzbare Lösungen auf dem Tisch oder sind eingeleitet. Henstedt-Ulzburg ist nach wie vor eine aufstrebende und mit einem hohen Freizeitwert und einem lebendigen Vereinsleben ausgestattete Gemeinde.

So sehr in der Kommunalpolitik Visionen gewünscht sind, wir setzen vorrangig auf machbare Politik und halten an einem moderaten Wachstum fest: Parallele Entwicklung der verkehrlichen und sozialen Infrastruktur, nämlich genügend Kindergartenplätze, gute Schulen, bezahlbarer Wohnraum und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am Leben in einer sozialen Gemeinde (oder Stadt).

Wir haben das WHU-Ortsentwicklungskonzept umgesetzt, was uns altersgerechten Wohnraum, funktionierenden ÖPNV, aber keine überdimensionierten Neubaugebiete und flächenverbrauchende Logistiklager bringt. Die Arbeitsplätze sind deutlich gestiegen, wir sind kein Schlafort. Aber eine Gemeinde im Grünen mit gutem Sport- und Kulturangebot, die Lebensqualität ist deutlich besser.

Wir sind eine Stadt im Grünen geblieben, die ihren Charakter behalten und es geschafft hat, den demografischen Wandel zu gestalten. Wir haben weitere ortsnahe Arbeitsplätze geschaffen und einen konsolidierten Haushalt. Die Ortsmitte hat sich städtebaulich zwischen Rathaus und Bahnhof in Ulzburg etabliert und wird von den Bürgern aktiv belebt. Ich würde mich über ein Hospiz freuen.

Heute: Stückwerk, Reaktion statt Aktion. In zehn Jahren: Chancen nutzen, gezieltes Wachstum, Verkehrsprobleme im Griff, Finanzen saniert, lebenswerte Umwelt, florierende Wirtschaft, solide Einkommen, eine Vielfalt an ehrenamtlichen sozialen, kulturellen und sportlichen Aktivitäten, starke Bildungsangebote. Das alles erfordert noch viel Arbeit und einen soliden Masterplan.