Weltladen wirbt mit dem “Walk of Fair“ für seine Produkte, für die die Erzeuger gerecht bezahlt werden

Norderstedt. Was Hollywood kann, kann Norderstedt schon lange. Was der Promi-Hochburg ihr Walk of Fame, ist Norderstedt der Walk of Fair. Mehr als 200 Sterne markieren den Weg vom Rathaus zum Weltladen und vom Weltladen zu Rathausmarkt. Namen stehen darauf, nicht Sylvester Stallone, Muhammad Ali oder Tom Cruise, sondern Anton, Monika, Philine, aber auch Volksbank Elmshorn, Rewe und Famila. Sie alle haben mitgemacht bei der Sonderaktion des Weltladens und sich öffentlich dazu bekannt, dass sie fair gehandelte Produkte kaufen oder verkaufen. Die Werbung für Kaffee, Tee, Schokolade, Kleidung und Schmuck, für die die Produzenten in den Entwicklungsländern einen gerechten Lohn bekommen, war Ziel der Kampagne zum internationalen Weltladentag.

"Das ist eine gute Sache, die die Aufmerksamkeit für den fairen Handel erhöht", sagte Glenn Behrmann. Der 18-Jährige kommt regelmäßig in den Weltladen neben dem Norderstedter Rathaus. "Da gibt es die besten getrockneten Früchte, vor allem Mangos", sagt Behrmann. Seitdem er in Hongkong war, liebe er diese Früchte und habe in vielen Läden gestöbert, aber hier liegen die schmackhaftesten in den Regalen. Monika Sturm kauft vor allem Kaffee im Weltladen, und zwar den "Fairflixt goot!". So heißt der Norderstedter Stadtkaffee, der im bundesweiten Vergleich eine fast einmalige Erfolgsgeschichte geschrieben hat.

Seit 2003 ist die Arabica-Mischung aus Mittelamerika im Handel, bisher wurden 16 Tonnen der fair gehandelten Bohnen verkauft. Das entspricht 60.000 Tüten. "Ein solcher Umsatz ist nur zu erzielen, wenn die Einzelhändler mitmachen", sagt Franz Maletzke vom Verein Eine Welt für alle, der den Weltladen betreibt. Schon früh haben das Weltladen-Team und die Stadt Karstadt, Budnikowsky, Famila, Rewe und andere ins Boot geholt.

"Ich muss demnächst wieder Nachschub holen. In der Küche stehen nur noch zwei Pakete Kaffee", sagt Michael Lamprecht, 73, der im Arbeitskreis Wirtschaft mitarbeitet und durch dieses ehrenamtliche Engagement auch mit dem Weltladen zu tun hat. Der Norderstedter kauft dort vor allem Lebensmittel - Kleidung und Accessoires seien seine Sache nicht. "Wenn man sieht, wie hart die Menschen an manchen Orten in der Welt ums Überleben kämpfen müssen, muss man den fairen Handel einfach unterstützen", sagt Lamprecht und nennt den Bauern und zwei Söhne, die den Pflug selbst übers Feld ziehen müssen, weil es nicht ausreichend Futter für einen Ochsen und sowieso zu wenig Wasser gibt. Oder die jungen Frauen in Südafrika, die Teebeutel sammeln und in einer Manufaktur zu Taschen und anderen Gegenständen verarbeiten. "Teebeutel sind enorm reißfest", sagt Lamprecht, der natürlich auch auf einem Pappstern unterschrieben und damit den Norderstedter Walk of Fair komplettiert hat.

Dorit Schütt-Krause zählt zu den Stammgästen des Weltladen-Teams. Die Lehrerin kauft hier regelmäßig Kaffee, Nüsse, aber auch kleine Geschenke. "Das ist eine gute Aktion, die dem fairen Handel etwas mehr von der Aufmerksamkeit verleiht, die er verdient hat", sagt die 60 Jahre alte Norderstedterin.

Der Weltladen ist mit der Resonanz auf die Stern-Aktion zufrieden. "Ich freue mich, dass so viele mitgemacht haben, und die Sterne auf dem Pflaster die Marktbesucher dazu gebracht haben, stehen zu bleiben und sich anzusehen, was auf dem Boden klebt", sagt Maletzke. Das Engagement der Norderstedter bedeute zugleich Anerkennung für das Weltladen-Team, das ausschließlich aus Ehrenamtlern besteht. Rund 20 gehören zum Stamm, sie schaffen es, den Verkaufsraum 30 Stunden pro Woche geöffnet zu halten. Und das nun schon seit 17 Jahren. Mit dem Verkauf der fair gehandelten Erzeugnisse schafft es der Verein, eine schwarze Null zu schreiben.

Maletzke und sein Team waren auch am Ende der erfolgreichen Werbeaktion noch einmal gefordert. Sie mussten die Pappsterne wieder entfernen - und zwar restlos. Der Norderstedter Walk of Fair war im Unterschied zum berühmten Vorbild in Los Angeles eine Eintagsfliege, hoffentlich aber eine mit Langzeitwirkung.