Die hohen Schulden werden auch in der kommenden Wahlperiode die Kommunalpolitik in der Stadtverordnetenversammlung von Bad Bramstedt beeinflussen.

Die hohen Schulden werden auch in der kommenden Wahlperiode die Kommunalpolitik in der Stadtverordnetenversammlung von Bad Bramstedt beeinflussen. Trotz der leeren Kassen müssen die Politiker über die Neugestaltung der Innenstadt entscheiden. Dazu gehören auch die Rahmenbedingungen für den innerstädtischen Einzelhandel, dem zunehmend Konkurrenz vom Stadtrand und aus Nachbarorten droht. Die aktuelle Sitzverteilung: CDU elf Stadtverordnete, SPD sieben, FDP fünf, Bündnis 90/Die Grünen vier.

Die Spitzenkandidaten in Bad Bramstedt

Annegret Mißfeldt, 65, tritt erstmals als Spitzenkandidatin der CDU an. Die pensionierte Lehrerin war in den vergangenen zehn Jahren Bürgervorsteherin. Seit 13 Jahren arbeitet Mißfeldt in der Kommunalpolitik. Die verwitwete Christdemokratin lebt seit 1989 in Bad Bramstedt. 44 Jahre war sie als Lehrerin tätig, davon 15 Jahre als Leiterin einer Grundschule.

Arnold Helmcke, 71, gehört zu den Urgesteinen der Bramstedter Politik. 1974 trat er in die SPD ein, 1978 engagierte er sich erstmals in der Kommunalpolitik. Seit 1990 arbeitet er ohne Unterbrechung ehrenamtlich als stellvertretender oder zweiter stellvertretender Bürgermeister. Vor seiner Rente war Helmcke Kundendienstleiter im Kfz-Handwerk.

Joachim Behm, 71, trat 1967 in die FDP ein und wurde 1970 zum ersten Mal zum Vorsitzenden des Bramstedter FDP-Ortsvereins gewählt. Seit 1971 ist der gebürtige Stettiner Stadtverordneter, von 2000 bis 2005 saß er für die FDP im schleswig-holsteinischen Landtag. Bis zu seiner Pensionierung war er Berufssoldat im Rang eines Oberstleutnants.

Fritz Bredfeldt, 61, leitet seit zehn Jahren die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung. Der gebürtige Preetzer wohnt seit 30 Jahren in Bad Bramstedt. Bredfeldt ist Lehrer für Mathematik, Naturwissenschaften und Weltkunde an einer Gemeinschaftsschule in Neumünster. Er hat zwei erwachsene Kinder.

Wie kann Bad Bramstedt seine Schulden in den Griff bekommen?

Große Einsparungen sind nicht möglich. Der Haushalt muss über Mehreinnahmen verbessert werden; z. B: Steuereinnahmen durch Gewerbeansiedlungen und Schaffung von Arbeitsplätzen. Der Finanzausgleich des Landes muss sich auch zugunsten des Unterzentrums Bad Bramstedt verbessern. Wahlkampfversprechen und Pläne, die zu hohen Mehrausgaben führen, sind meines Erachtens unverantwortlich.

Indem wir die Einnahmesituation des städtischen Haushalts dauerhaft verbessern. Daher setze ich mich unter anderen für weitere Gewerbegebiete und Gewerbeansiedlung (Fachmarktzentrum, Norma usw.) ein, um Arbeitsplätze zu schaffen und die (Gewerbe-) Steuereinnahmen zu erhöhen. Ein weiterer Punkt: Umsetzung des Tourismuskonzeptes zur positiven Beeinflussung des Fremdenverkehrs. Auch Bund und Land sind in der Pflicht.

Künftig werden wir uns trotz möglicher Fördergelder keine großen Investitionen mehr leisten können, wenn die geforderten Eigenanteile unsere Kräfte übersteigen. Dazu sind von uns die Entscheidungen getroffen worden, über weitere Ansiedlung von Betrieben in den Gewerbegebieten, künftig mehr Gewerbesteuern einzunehmen. Weiteren Erhöhungen der Gemeindesteuern werden wir uns widersetzen.

Bad Bramstedt kann seine Schulden in den Griff bekommen, wenn Verwaltung und politische Parteien am gleichen Strang in dieselbe Richtung ziehen. Dazu gehört, dass die Verwaltung ihre Verantwortung annimmt und für die nächsten Haushaltsberatungen einen ausgeglichenen Entwurf vorlegt. Geschieht das nicht, so müssen die gewählten Vertreter der Bürgerinnen und Bürger den Mut haben, einen solchen Haushalt abzulehnen.

Wie wird die Innenstadt am Ende der kommenden Wahlperiode aussehen?

Durch die Umgestaltung des Bleecks als Mittelpunkt der Stadt in eine Tempo-20-Zone erwarten wir, dass damit der Durchgangsverkehr stärker als bisher auf die Umgehungsstraße verlagert wird. Mit der weiteren Umgestaltung der Beeckerbrücke und des Kirchenbleecks sowie der Straßen Landweg und Maienbeeck soll mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Es ist vorstellbar, dass sich Maienbeeck und Landweg zu Haupteinkaufsstraßen entwickeln.

Unsere Innenstadt wird sich unter Einbeziehung von Landweg, Maienbeeck und Kirchenbleeck in den nächsten fünf Jahren verändern müssen. Mit den Bürgern und Betroffenen möchte ich im Zentrum einen Ort schaffen, an dem wir uns selbst, aber auch Gäste sich wohlfühlen. Leerstand sollte kein Thema mehr sein durch Steigerung der Attraktivität in der Stadt.

Am Ende der nächsten Wahlperiode wird die Innenstadt verkehrsberuhigt sein. Ab Juni dieses Jahres wird ein Beschluss der Stadtvertretung, im Bereich Bleeck eine Tempo-20-Zone einzurichten, "provisorisch" umgesetzt. Alle Details werden ausprobiert und wenn nötig angepasst und dann endgültig baulich umgesetzt. So sollen Fehlinvestitionen vermieden werden.

Wenn es nach den Vorstellungen der Grünen geht, dann hält die Innenstadt in fünf Jahren für Bürgerinnen und Bürger sowie für ihre Gäste ein vielfältiges gastronomisches Angebot bereit und viele Plätze, die zum Verweilen einladen. Es gibt mehr Bäume und Grün. Kundenfreundliche Fachgeschäfte mit einem individuellen Angebot ziehen Kundschaft an. Der Durchgangsverkehr ist aus der Stadt herausgeführt, mehr Menschen nutzen das Fahrrad oder gehen zu Fuß.

Wie kann sich der innerstädtische Einzelhandel gegen Konkurrenz behaupten?

Jedes Geschäft in der Innenstadt muss sich um hohe Attraktivität, hochwertige Angebote und Kundenfreundlichkeit bemühen. Alle zusammen sollten mit dem neuen Fachmarktzentrum kooperieren durch Aktionen, Werbung, etc., damit die neuen Kunden, die zum Fachmarktzentrum von auswärts nach Bad Bramstedt kommen, auch den Einzelhandel und die Gastronomie in der Innenstadt besuchen.

Durch eine freundliche und fachlich gute Kundenberatung, qualifizierten Kundendienst, hochwertigere Waren bei bezahlbaren Preisen, angenehmes Ambiente, äußeres Erscheinungsbild, bezahlbare Mieten für Geschäftsneugründungen und ausreichende Parkmöglichkeiten.

Die Beantwortung dieser Frage muss in erster Linie durch Handel und Gewerbe in unserer Stadt selber beantwortet werden. Die Kommunalpolitik hat bei allen Vorhaben im Innenstadtbereich zu berücksichtigen, dass Anlieferung und Kundenverkehr die Geschäfte erreichen kann und auch Parkmöglichkeiten für Kurzparker zur Verfügung stehen. Die Verkehrsberuhigung soll das Entstehen einer "Shoppingmeile" begünstigen.

Diese Frage zu beantworten ist letztlich nicht Aufgabe der Kommunalpolitik! Die Grünen gehen aber davon aus, dass der Einzelhandel in der Stadt in der bisherigen Form nur dann eine Chance hat, wenn er sich auf seine Stärken besinnt: Nähe zum Kunden und vielfältige Möglichkeiten für ein individuelles Angebot. Das Profil der Innenstadt muss sich deutlich abheben von Dodenhof, Neumünster, Kiel oder Hamburg.

Wie wollen Sie die politische Arbeit für den Bürger transparenter und interessanter gestalten?

Wir brauchen mehr Informationen und Gespräche mit den politisch interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Wir schlagen daher vor, dass es nicht nur einmal jährlich eine Einwohnerversammlung gibt, sondern regelmäßige Gesprächsrunden zu allen aktuellen Themen - nicht nur im Sitzungssaal des Schlosses, sondern auch in lockerer Atmosphäre auf dem Bürgerhof oder in den Wohngebieten.

Die Bürger unserer Stadt aktiv und möglichst direkt an den Entscheidungsprozessen zu beteiligen und damit die Mitwirkungsmöglichkeiten zu steigern. Die SPD hat das gerade erfolgreich mit einer Umfrageaktion gemacht. Die hohe Rücklaufquote und Beteiligung am Abend der Auswertung zeigt uns, dass der Bürger mit eingebunden werden möchte. Dieses werden wir fortsetzen.

Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an den Beratungen der Gremien wird in erster Linie durch Betroffenheit ausgelöst. Allgemeininteressierte Bürgerinnen und Bürger finden sich nur selten zu den Sitzungen ein. Mit der Einwohnerfragestunde kann immer die Möglichkeit geschaffen werden, durch Nachfragen Unklarheiten zu beseitigen. Bei größeren Vorhaben sollte immer die Möglichkeit genutzt werden, Bürgeranhörungen durchzuführen.

Wir planen, die Möglichkeiten der Mitsprache für Bürgerinnen und Bürger zu erweitern. So ist es andernorts möglich, dass betroffene Anwohner in den Ausschusssitzungen zu den betreffenden Tagesordnungspunkten zu Wort kommen. Das wollen wir auch in Bad Bramstedt einführen. Auch ein Bürgerhaushalt kann Transparenz und Mitsprachemöglichkeiten bringen. Wir Grüne laden weiterhin Bürgerinnen und Bürger zu unseren offenen Arbeitstreffen ein.