Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg gewinnen nach der Landesmeisterschaft auch das SHFV-Lotto-Pokalfinale gegen TuRa Meldorf

Neumünster. Da war wohl doch der Wunsch der Vater des Gedanken. Im Fanblock der Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg in der Grümmi-Arena von Neumünster stimmten einige Scherzbolde den Sprechchor "Ber lin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!" an. Ein Schlachtruf, der eigentlich den Siegern der Halbfinalspiele im DFB-Pokal vorbehalten ist. Und seit diesem Jahr auch nur den Männern; das Frauen-Finale des nationalen Cupwettbewerbs findet am 19. Mai in Köln statt.

Doch der kleine Lapsus interessierte im VfR-Stadion an der Geerdtsstraße niemanden. Kurz zuvor hatte Schiedsrichterin Susann Kunkel (1. FFC Oldesloe) das Landespokal-Finale zwischen den Schleswig-Holstein-Ligisten SV Henstedt-Ulzburg und TuRa Meldorf abgepfiffen, und die Spielerinnen von SVHU-Coach Jan Siemers feierten euphorisch ihren 4:1 (3:0)-Sieg.

Kein Wunder, schließlich war das Double aus Landesmeisterschaft und Triumph im SHFV-Lotto-Pokal perfekt. Außerdem eröffnet das Erreichen der ersten Runde im DFB-Pokal 2013/2014 die Chance auf ein Spiel gegen einen der ganz großen deutschen Clubs. Zwei berechtigte Gründe also für ausgelassenen Jubel, den beim Abpfiff immerhin rund 750 Zuschauer verfolgten.

Beim Anstoß war das Interesse noch deutlich geringer gewesen. Knapp 150 Fans hatten sich eingefunden, als das Schleswig-Holstein-Lied die feierliche Einstimmung für das Finale lieferte. Ein zumindest für ein Team motivierendes Ambiente: In den folgenden 45 Minuten hatte nur noch der neue Landesmeister SV Henstedt-Ulzburg etwas zu melden.

Nach dem ersten Abtasten brachte einmal mehr Kathrin Patzke den Torreigen in Schwung. Die frühere Bundesliga-Akteurin startete auf der linken Seite ein unwiderstehliches Solo. Sie zog von zwei Meldorfer Verteidigerinnen bedrängt in den Strafraum und schob aus zehn Metern zum 1:0 ein.

Es war wohl kein Treffer wie jeder andere. Mit ausgebreiteten Armen stürmte die 31-Jährige zur Auswechselbank, wo ihre Teamkolleginnen und das Trainertrio Jan Siemers, Claus Rath und Jürgen Schünemann schon warteten. "Der Jubel war auch ein wenig für die Spielerinnen da draußen. Ich weiß, wie bitter es ist, in so einem Match nicht selber mitmachen zu können", sagte Patzke, die es in acht Erst- und Zweitligajahren für den HSV und Lok Leipzig auf immerhin 107 Tore gebracht hat.

Der Jubel brachte aber niemanden aus dem Tritt, der Sturmlauf des SVHU ging weiter. Nur selten konnten sich die Meldorferinnen, die in der Tabelle der Schleswig-Holstein-Li ga zwar nur drei Ränge, aber 23 Zähler hinter dem SVHU (56 Punkte) rangieren, dem Strafraum der beschäftigungslosen Torfrau Berith Voigt nähern.

Anders die Siemers-Elf, die Angriff um Angriff initiierte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Alina Witt zuerst einen Flankenlauf von Britt Siebert über die linke Seite verwerten (32.) und fünf Minuten später nach einem abgeklatschten Schuss von Christine Schoknecht zum 3:0 abstauben konnte - den Spielanteilen nach immer noch ein schmeichelhaftes Ergebnis für Meldorf.

Die TuRanerinnen kamen jedoch mit Schwung aus der Kabine. "Wir hatten uns in der Pause neu geordnet und wollten uns auf unsere Stärken besinnen", sagte Coach Tim Dethlefs. "Im ersten Durchgang war das Team nach dem frühen Rückstand wie gelähmt und fürchtete wohl, gegen den SVHU unterzugehen."

Davon war jedoch gegen einen etwas nachlassenden Kontrahenten, der im Zuge der Auswechslung von Maike Tiarks (58. bis 78. Minute) manche Lücke im Defensivverbund aufwies, keine Rede mehr. Logische Folge: der 1:3-Anschlusstreffer durch Merle Blesin (63.). Erst der Rückwechsel von Tiarks brachte Stabilität, und in der Nachspielzeit sorgte erneut Kathrin Patzke mit einem präzisen Dropkick ins lange Eck für das 4:1.

"Vielleicht wäre es im Fall eines Nortorfer Anschlusstreffers zum 3:2 noch spannend geworden, aber unterm Strich ist unser Sieg verdient", sagte ein glücklicher SVHU-Trainer Jan Siemers, "jetzt wollen wir die verbleibenden zwei Meisterschaftsspiele am Sonntag und Mittwoch sowie das Kreispokal-Finale am kommenden Sonnabend ebenfalls erfolgreich bestreiten. Und dann blicken wir auf die Aufstiegsrunde zur Regionalliga, die am 26. Mai mit unserem Match beim TSV DuWO 08 beginnt."

Tore: 1:0 Patzke (9.), 2:0, 3:0 Witt (32., 37.), 3:1 Blesin (63.), 4:1 Patzke (90.+1).

SV Henstedt-Ulzburg: Voigt - Kunrath, Schubring, Torba (79. Wrage), Weech (81. Fichtner) - Witt (84. Anhenn), Tiarks (58. Diekhoff) - Schoknecht, Patzke, Michel (78. Tiarks) - Siebert.