Kritiker und Befürworter einer Produktionserweiterung tauschten im Vorfeld des Bürgerentscheids ihre Argumente aus

Schmalfeld . Die Fronten in Schmalfeld bleiben verhärtet - auch nach zwei Stunden Diskussion über die Zukunft der Biogasanlage am Montagabend. Die Betreiber der Anlage an der Kaltenkirchener Straße, vertreten von Geschäftsführer Jan Fölster, wollen die Gasproduktionsmenge erhöhen. Damit könnte künftig doppelt so viel Biogas erzeugt werden wie derzeit.

Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative um Jürgen Fahsel gebildet, die das verhindern will. Damit die Biogasanlage mehr produzieren darf, muss die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen. Dies wollen die Gegner verhindern, weswegen die Gemeindevertretung nach mehreren Diskussionen beschlossen hat, zeitgleich mit der Kommunalwahl einen Bürgerentscheid zum Thema abzuhalten (wir berichteten). Das Ergebnis ist dann für die Gemeinde zwei Jahre lang bindend und kann nur durch einen weiteren Bürgerentscheid geändert werden.

Landwirt Fölster erklärte zu Beginn der Diskussion, dass seine Anlage bereits in der Lage sei, die doppelte Menge an Biogas zu produzieren. Dies liege unter anderem an dem Mix der Stoffe, die dort vergärt werden. Neben Mais setzt er Grassilage, Mist, Gülle und Ganzpflanzensilage aus Roggen ein: "Ich kann die Angst vor der Monokultur verstehen, aber da arbeiten wir Landwirte gegen an." Bereits jetzt hätten die acht beteiligten Landwirte so viel geerntet, dass sie anderthalbmal so viel Biogas produzieren könnten, wenn sie denn dürften.

"Wir wollen auf eine gute Ernte reagieren können und bei einer schlechten auch einmal weniger produzieren", erläuterte Fölster. Mit dem Gas wird in Schmalfeld nicht nur Strom produziert, der nach dem Erneuerbare Energien Gesetz vergütet wird. Derzeit werden elf, künftig bis zu 25 Wohnhäuser sowie ein Gewerbebetrieb mit Wärme versorgt. Auch Schule und Kindergarten sollen künftig mit dem Biogas aus der Anlage beheizt werden.

Sollte die Erweiterung abgelehnt werden, würde mehr Verkehr aus dem Dorf heraus entstehen. Die Landwirte würden die Ernte dann beispielsweise zu den benachbarten Anlagen in Nützen oder Brokenlande fahren. Auch das spreche für die Erweiterung, so Fölster. "Der kürzere Weg ist der bessere, und die Wertschöpfung bleibt bei uns."

Der zunehmende Verkehr im Dorf ist es, der viele Schmalfelder gegen die Anlage aufgebracht hat, die seit zwei Jahren existiert. Derzeit ist sie eine sogenannte privilegierte Anlage, die jeder Landwirt auf seinem Betriebsgelände aufstellen darf. Durch die nun geplante Erweiterung befürchten die Anwohner noch mehr Verkehr. Anwohnerin Andrea Schlatz erkannte die Versuche der Landwirte an, den Verkehr zur Erntezeit erträglicher zu machen. Aber: "Die Belastbarkeit der Bürger ist erreicht."

Landwirt Karl-Heinz Huge sorgte sich wiederum über die Akzeptanz der Landwirtschaft überhaupt. Er sei nicht an der Biogasanlage beteiligt, aber auch bei seinem Betrieb mitten im Wohngebiet falle Lärm und Dreck an. "Möchten Sie einen Ort, in dem man seine Ruhe hat, oder einen Ort, in dem man leben und arbeiten kann?", fragte er in Richtung der Bürgerinitiative. Jürgen Fahsel entgegnete: "Wir haben nichts gegen die Landwirtschaft. Wir wollen aber nicht, dass die Landwirte immer mehr zu Energiewirten werden."

Manuela Dwinger, die gegenüber der Anlage wohnt, äußerte Bedenken aus ökologischer Sicht. Ständig würden Güllewagen von der Anlage fahren, es werde mehr auf die Fläche gebracht als früher. Fölster entgegnete: "Ich kann nachvollziehen, dass die großen Güllewagen bedrohlich erscheinen." Aber die Düngemittelverordnung werde eingehalten, kein Landwirt dünge mehr, als er dürfe. Da aber die ganze Ernte an der Biogasanlage zusammenlaufe, sehe es nach mehr Verkehr und mehr Dünger aus. Da die Landwirte die Reste der Biogasproduktion einsetzen würden, müssen sie weniger Mineraldünger einkaufen, ergänzt er.

Bürgermeister Klaus Gerdes, der die Diskussionsleitung aus Befangenheit an seinen Stellvertreter abgegeben hatte - Gerdes Sohn ist Gesellschafter der Anlage -, zog am Ende der Veranstaltung ein positives Fazit der in seinen Augen sachlichen Diskussion: "Beide Seiten sind sich schon ein gutes Stück nähergekommen und sie werden sich noch weiter annähern." Jürgen Fahsel hingegen kritisierte den Abend als Lobby-Veranstaltung für die Biogasanlage. Da insbesondere Diskussionsbeiträge gegen die Anlage den größten Applaus des Abends erhielten, zeigte er sich optimistisch, dass die Schmalfelder gegen die Erhöhung der Gasproduktionsmenge stimmen werden. Betreiber Jan Fölster hofft auf eine Zustimmung zur Erhöhung und vor allem auf ein klares Ergebnis. Eine Niederlage würde er selbstverständlich akzeptieren: "Ich bin schließlich auch Schmalfelder."