Eine Ausstellung im Norderstedter Stadtmuseum am Friedrichsgaber Weg 290 thematisiert Frauen- und Männerbilder in der Werbung.

Norderstedt. Alles neu macht - nein, nicht der Mai. Sondern Persil. Der Spruch und die weiße Dame im adretten Outfit sind mittlerweile Werbe-Kult. Gar nicht kultig sind hingegen Werbesprüche wie "Flach gelegt!" für Wärmedämmplatten. Oder: "Billig, willig. Grillig - Heiße Hühner!" für Hähnchen vom Grill. Oder: "Fast so kompliziert wie eine Frau. Aber pünktlich." für Uhren.

Sex sells. Wofür jahrzehntelang Beine, Po und Brust zumeist blonder Frauen herhalten mussten, schwappt in den letzten Jahren auf die Männerwelt über. Sie werden indes als starke Helden mit noch stärkeren Muskeln gezeigt, als strahlende Erfolgstypen, als Eroberer mit Ecken und Kanten, am Lagerfeuer und als rauchende Helden der Prärie.

In der Ausstellung "Die weiße Dame und der Cowboy. Frauen- und Männerbilder in der Werbung" zeigt die Gleichstellungsstelle Norderstedt im Stadtmuseum am Friedrichsgaber Weg 290, wie die Werbewirtschaft ihre Zielgruppen mit Fotografie und flotten bis dreisten Werbetexten umgarnt. Erlaubt ist, was sich kein Verbot vom Deutschen Werberat einhandelt.

"Wir haben sexistische und anzügliche, aber auch fröhliche Werbung zusammengestellt", sagt Claudia Meyer. Norderstedts Gleichstellungsbeauftragte hat die Schau auf dem Bundestreffen der Gleichstellungsbeauftragten gesehen und überzeugte Manfred von Essen, Leiter des Stadtmuseums, von einer solchen Ausstellung in Norderstedt. "Wir zeigen nicht nur Historisches, auch Aufklärungsarbeit gehört zu unserem Aufgabenbereich", sagt von Essen.

Das Stadtmuseum sammelte Zeitschriftenanzeigen von den 50er-Jahren an und zeigt, wie sich die Werbung von den ersten Schwarzweiß-Drucken bis zur Vollfarbigkeit verändert hat. Spiegeln die Anzeigen der 50er-Jahre eine klare Rollenverteilung mit glücklichen Frauen in der Küche und erfolgreichen Männern in Schlips und Jackett in einer sauberen Bildwelt wider, so sollen die Bilder und Sprüche ab der Oswald-Kolle-Zeit die beworbenen Produkte immer mehr über Sex verkaufen.

Dass Frauen allerdings von ihrem eigenen Geschlecht zumeist wenig angetörnt werden, sondern denn doch eher auf einen gepflegten Männerkörper abfahren, wagten die zumeist männlichen Werber erst ab den 90er-Jahren zu transportieren.

Eine Parfümeriekette drapiert beispielsweise eine dunkelhaarige Schönheit in hellen Wüstensand und lässt eine Schlange, das Sexsymbol schlechthin, über ihren Körper kriechen. Unterschwellige Aussage: Männer, schenkt euren Frauen unbedingt dieses Parfüm, dann dürft ihr auch einmal Schlange spielen.

Lässt sich aber mit weiblichen Rundungen auch heute noch alles an den Mann bringen? Die Ausstellung spiegelt ein gutes Stück der Vermarktung von Frau und Mann in der Werbung wider. Die weiße Dame ist dabei wahrlich noch die sauberste Werbung.

Zu sehen bis 9. Juni, mittwochs bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt für Stadtmuseum und Feuerwehrmuseum: Vier Euro, ermäßigt zwei Euro, Kinder bis zu zwölf Jahren haben freien Eintritt.