Die Mitglieder des Anglervereins Karpfen holen in und rund um Henstedt-Ulzburg vor allem Zander, Schleie, Karpfen, Weißfische, Rotaugen, Barsche und Hechte aus den Gewässern

Zander", ruft Michel. Und noch einmal: "Ein richtig schöner Zander hängt im Netz." Bis zu den Knien steht der Zwölfjährige im kalten Wasser und zieht mit an einem großen Netz. Michel muss aufpassen, dass er den Halt unter den Füßen nicht verliert. Zweimal schon hat Jung-Angler Dennis Löding die Balance nicht halten können. Da war das Gelächter groß.

"Spaß muss sein", sagt Herbert Parakenings. Der Vorsitzende des Anglervereins "Karpfen Ulzburg" steht am Ufer des Rückhaltebeckens an der Birkenau und schaut zu, was sein Enkelsohn Michel, sein Sohn Heiko und all die anderen Petrijünger am frühen Morgen so treiben.

Seit 8.30 Uhr sind 25 Clubmitglieder aus Hamburg, Henstedt-Ulzburg und Umgebung im Einsatz. Die Angelruten und Kescher haben sie zu Hause gelassen. Heute stehen Frühjahrsputz und Abfischen auf dem Programm. "Dieses Rückhaltebecken nutzen wir vorwiegend für die Aufzucht der Fische", sagt Herbert Parakenings.

Mehrmals im Jahr treffen sich die Angler zum sogenannten Hegeangeln

Was bedeutet das? Der Club-Vorsitzende erklärt: "Wir holen mit dem Netz Zander, Schleie, Karpfen, Weißfische, Rotaugen, Rotfedern, Barsche und Hechte aus dem Wasser. Kleine Fische werfen wir wieder zurück, größere nehmen wir mit und setzen sie um."

Mehrmals im Jahr wird ein sogenanntes Hegeangeln durchgeführt. Das Ziel ist, den Fischbestand zu regulieren und zu kontrollieren, um ein ausgewogenes Verhältnis von Fried- und Raubfischen zu erhalten. "Jeder Angler führt eine Fangliste", erklärt Herbert Parakenings. "Dann sind die Gewässerwarte in der Lage, für gezielten Besatz zu sorgen." Friedfische wie Karpfen und Barsche jagen keine anderen Fische, sie ernähren sich ausschließlich von Insektenlarven, Schnecken und Würmern sowie Plankton. Raubfische wie Hechte und Zander geben sich damit nicht zufrieden.

13 Gewässer hat der Verein derzeit zum Beangeln - den Beckersbergsee und die Rückhaltebecken Lindenstraße, Beckersberg, Siebenstücken und Reiherstieg. "Die anderen sind für das Angeln nicht so interessant", sagt Herbert Parakenings.

Einmal im Monat kommen die Mitglieder zum Klönschnack zusammen

Der "Karpfen"-Chef muntert seine Jungs auf: "Nun mal tüchtig ziehen, keine Müdigkeit vortäuschen", ruft er. Das ist leichter gesagt als getan. Seit zwei Stunden schon legen sie sich mächtig ins Zeug. Meter um Meter ziehen sie das Netz über den See, nur langsam kommen sie dem Ufer näher. Berge von Fadenalgen und Wasserpest verfangen sich. Je mehr es davon gibt, desto besser für die Fische - wegen des Sauerstoffgehaltes. Nacheinander werden viele Fische, die in der Birkenau überwintert haben, mit den Händen aus dem Schlamm gezogen. 22 Zander, vier große Spiegelkarpfen, auch Schleie und Barsche tummeln sich schließlich in einem Wasserbecken auf einem Pkw-Anhänger. Oliver Brockhoff hat alles im Blick.

Doch die Angler sind etwas enttäuscht: Kein einziger Hecht ist ihnen ins Netz gegangen. "Die haben sich bestimmt irgendwo in den Uferecken versteckt", glaubt Bernd Butting. "Am Ende werden sie alle Fische wegfressen." Stolz berichtet sein Sohn Tobias, 21, dass er schon als 17-Jähriger aus dem Rückhaltebecken Siebenstücken einen immerhin 97 Zentimeter langen und elf Pfund schweren Hecht herausgeholt hat. "Das war ein Meisterstück", lobt ihn sein Vater.

Auch Gerhard Paschke, der heute seinen 82. Geburtstag feiert und seit mehr als 35 Jahren Vereinsmitglied ist, berichtet vom Angler-Glück. Der Hecht, den er vor fünf, sechs Jahren in einem Gewässer auf dem Rhen besiegte, war 1,04 Meter lang, eine wahre Rarität in deutschen Gewässern. "Es dauerte zwanzig Minuten, ehe er endlich müde wurde und ich ihn mir schnappen konnte", erzählt der ausgewiesene FC-St.-Pauli-Fan ("Die steigen nicht ab"). Den Raubfisch hat er damals an Ort und Stelle in Stücke geschnitten und zu Hause in die Gefriertruhe gepackt.

Und diese Geschichte ist kein Anglerlatein: Das Foto, das Opa Paschke und den "dicken Fisch" an der Angel zeigt, hängt heute noch im Vereinsheim hinter der Schützenhalle an der Wand. Das ist der Ort, an dem sich die Angler an jedem ersten Sonntag im Monat, so gegen 10.30 Uhr, zum gemütlichen Klönschnack zusammensetzen. Dann diskutieren sie und tauschen ihre Erfahrungen aus. "Angeln ist unser Hobby", sagt Peter Kuboszek, der Gewässerwart. "Es geht nicht allein darum, Fische zu fangen. Es ist die Liebe zur Natur, die uns treibt." Jakob Garin, der immer noch von der schönen Landschaft und den Masurischen Seen in seinem Geburtsland schwärmt, behauptet: "Das Angeln ist wie ein Lotteriespiel. Manchmal lassen sich innerhalb einer halben Stunde gleich fünf Hechte an einer Stelle sehen, dann wieder sitzt man fünf Stunden lang an einer Stelle und fängt keinen einzigen Fisch. Doch wir Angler genießen die Ruhe in der Natur in vollen Zügen."

"Wie man bemerkt, ist es nicht nur das Angeln, was unser Vereinsleben ausmacht", sagt der Clubvorsitzende, "wir sehen unsere Aufgabe überwiegend darin, intakte Gewässer und Uferregionen zu erhalten, zu überwachen und eine weitestmögliche Naturbelassenheit zu pflegen."

322 Forellen haben die Angler in einem Jahr aus dem Beckersbergsee geholt

Ein paar Tage später geht es endlich wieder ums Angeln. Bernd Butting, Jakob Garin, Dennis Löding und Hans-Jürgen Diercks stehen in voller Montur am Ufer des Naturbades Beckersberg, wo am Himmelfahrtstag die Badesaison eingeläutet wird.

Eine Regenbogenforelle hat Diercks schon gefangen. "Da freut sich die Hausfrau, das Mittagessen ist gesichert", sagt er. Insgesamt 322 Forellen haben die Angler laut Fangstatistik im vergangenen Jahr aus dem Beckersbergsee herausgeholt.

Plötzlich spürt Diercks einen gewaltigen Zug an der im Wasser treibenden Angelrute. "Ein Hecht hat angebissen", ruft er. Zu früh gefreut: Nach einigen Minuten befreit sich der Hecht aus der bedrohlichen Lage und zieht davon. Dieses Mal hat er das Duell Mensch gegen Fisch für sich entschieden.

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen den Verein Friendship Force vor. Alle bisherigen Folgen unserer Serie "Mein Verein..." finden Sie auch im Internet.

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