Die Stars der Karl-May-Spiele präsentierten sich erstmals in Kostümen. Das Plakat hat zum 20. Mal Renato Casaro gemalt. Mit Wayne Carpendale ist ein Star dabei, der vermutlich viele Zuschauer anlocken wird.

Bad Segeberg . Vor zehn Jahren war er noch ein Schlacks. Ein paar unbedeutende TV-Filme hatte er mitgespielt, ansonsten war er hauptsächlich als Sohn des berühmten Schlagerpapas bekannt. Wayne Carpendales Karriere nahm nach seiner Rolle als Old Surehand im Jahre 2003 in Bad Segeberg rasante Züge an. In den üblichen Standard-Filmchen des Fernsehens spielte er mit und machte dabei stets eine so gute Figur, dass er schließlich den Landarzt Dr. Jan Bergmann in der langlebigen ZDF-Serie spielen durfte. In 74 Episoden heilte er kranke Kinder und gebrochene Herzen - in diesem Stadium seiner Karriere hätte sich der 36 Jahre alte Schauspieler vermutlich nicht vorstellten können, noch einmal zum Ausgangspunkt seiner Karriere zurückzukehren.

Doch jetzt ist er wieder da. Die Kalkberg GmbH schaltete schnell, als im vergangenen bekannt wurde, das ZDF würde die Landarzt-Serie einstellen. Sie bot Wayne Carpendale eine Hauptrolle an. Und der Schauspieler schaltete ebenfalls schnell: Er griff zu, weil seine Zukunft als TV-Star zunächst ungewiss war. Denn lukrative Rollenangebote liegen nicht auf der Straße, und die Produktionsgesellschaften planen schließlich langfristig.

Mit Wayne Carpendale wurde ein echter Star engagiert

Ob es wirklich Carpendales Traum war, noch einmal zu den Karl-May-Spielen zurückzukehren, bleibt sein Geheimnis. Er selbst wird jedenfalls in Interviews nicht müde, die Geschichte dieses Traums immer wieder zu erzählen. Für Karl-May-Geschäftsführerin Ute Thienel dürften diese Überlegungen völlig egal sein: Mit Wayne Carpendale hat sie einen Star an Land gezogen, der vor allem in Norddeutschland durch seine Landarzt-Serie hoch im Kurs steht und vermutlich viele Zuschauer anlocken wird - zumal parallel zu den Karl-May-Spielen im ZDF die letzte Staffel der Landarzt-Serie gezeigt wird. Der Schauspieler kann jetzt in aller Ruhe die Angebote für die Sommerfilme sichten, die im nächsten Jahres gedreht werden, kassiert nebenbei eine gute Gage und kann sich am Kalkberg feiern lassen. Alle Seiten dürften zufrieden sein.

Sympathisch wie eh und je wirkte Wayne Carpendale, als er sich zusammen mit Jan Sosniok (Winnetou) und Sophie Wepper (Nscho-tschi) erstmals im Kostüm den Medien präsentierte. Sein Lächeln - gequält, aber höflich. Die Rollen sind verteilt: Carpendale ist der Schwarm der Frauen und Mädchen, Gojko Mitic (Häuptling Intschu-tschuna), der langjährige Winnetou vom Kalkberg, ist der Star für Karl-May-Insider. Beide werden wahrscheinlich viele Zuschauer anlocken.

Sophie Wepper und Jan Sosniok sind auch dabei. Sie müssen sich ihre Reputation erst erarbeiten. Das Handicap für Jan Sosniok, dessen Gesicht deutlich bekannter ist als sein Name: In der Winnetou-Maske ist er kaum zu erkennen. Er nimmt seit Wochen Reitunterricht, um in der Arena am Kalkberg nicht irgendwann vom Pferd zu fallen. Und was fällt einem zu Sophie Wepper ein? Ach ja, die Tochter von... Dabei hat sie selbst schon eine Handvoll TV-Filme gedreht. Mit Papa Fritz ist sie zum Beispiel aktuell in einer Krimi-Serie zu sehen.

Die Plakate haben einen hohen Wiedererkennungswert

Während sich Wepper, Sosniok und Carpendale im Indian Village in Kostümen präsentierten - Mitic war wegen Dreharbeiten in Afrika unabkömmlich -, spazierte ein netter älterer Herr in seiner privaten Wildlederjacke eher unauffällig umher und ließ sich trotzdem als Star bejubeln. Auf seinem Gebiet ist er das auch. Renato Casaro, 77, aus Italien ist für die Karl-May-Spiele mindestens so wichtig wie Wayne Carpendale: Seit 20 Jahren zeichnet er die Karl-May-Plakate, die unter Sammlern begehrt sind und wegen des Naturalismus mit sanften Farben einen enormen Wiedererkennungswert haben. Der legendäre Plakatkünstler, dessen Werke inzwischen in Museen gezeigt werden, hat großartige Plakate für einige der bemerkenswertesten Film aller Zeiten geschaffen. Ute Thienel weiß, was sie diesem Mann zu verdanken hat: "Er hat uns in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit seinen Motiven ein Alleinstellungsmerkmal in der Theaterlandschaft bereitet." Tatsächlich hat der heute in Spanien lebende Künstler ansonsten noch nie für das Theater gearbeitet. Erstmals war er bei der Präsentation seines Plakates anwesend. In den nächsten Monaten sind die Plakate von Renato Casaro in ganz Norddeutschland zu sehen: 20.000 hängen an Litfaßsäulen, Geschäften und Touristikzentralen. Auch auf den 500.000 Prospekten ist seine Zeichnung zu sehen. An den erstmals gebuchten, beleuchteten Litfaßsäulen, den City-Lights, kommen die Plakate ganz besonders gut zur Geltung.