Gäste der Thomaskirche nehmen am Kirchentag teil. Freitag gibt es in Glashütte ein deutsch-estnisches Feierabendmahl

Norderstedt. Das Programm überwältigt die Gäste aus Estland. Insgesamt 2500 Veranstaltungen auf dem Kirchentag in Hamburg sind auch für deutsche Besucher kaum zu überblicken. Wer aber wie Anneli Lein, Hele-Mall und Arne Lüüde sowie Inna Badina kein Deutsch spricht, der braucht Hilfe. Immerhin spricht ihr Pastor Deutsch. Peeter Kaldor ist zum zehnten Mal in der Gemeinde der Thomaskirche in Glashütte zu Gast, hat schon in der DDR ein wenig Deutsch gelernt und war bereits vor 18 Jahren auf dem Kirchentag in Hamburg,. "So dick war das Programm damals aber nicht", sagt er. Welche Veranstaltungen er besuchen will, wusste er am Mittwochmorgen noch nicht. Da hatten er und die vier Mitreisenden gerade das Programm in die Hand gedrückt bekommen.

Er interessiere sich besonders für die Ökumene und die dogmatischen Inhalte der einzelnen Konfessionen, sagt der Pastor. "Das Wichtigste sind aber die Begegnungen mit den Menschen in Norderstedt und besonders in Glashütte." Und Zeit für Begegnungen gibt es einige. Heute Abend treffen sich die Glashütter, die bereits seit 23 Jahren mit der estnischen Kirchengemeinde Jöhvi verbunden sind, zum gemeinsamen Grillabend. Freitagabend ist dann die Thomaskirche Teil des Kirchentagsprogramms. "Wir feiern ein deutsch-estnisches Feierabendmahl", sagt Pastorin Christina Henke-Weber. "Wir essen und trinken gemeinsam in Erinnerung an das letzte Mal Jesu mit seinen Jüngern." Dabei werde dann die vom Kirchentag vorgeschlagene Liturgie auf Deutsch und Estnisch zelebriert. Henke-Weber sagt "Es wäre schön, wenn noch viele Leute dazukämen."

Auf jeden Fall mit dabei sein wird Günter Bade. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats und in der Partnerschaft mit Estland von Anfang an involviert. "Wir sind 1990 das erste Mal dorthin gefahren", erinnert er sich. Nach 40 Stunden Zugfahrt holte sie damals schon Pastor Kaldor ab. Vor Ort in Jöhvi im Nordosten Estlands wurden die Norderstedter dann besonders herzlich aufgenommen, erzählt Bade. "Ich war überrascht, wie deutschfreundlich die Esten sind." Wenn in zwei Jahren das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert wird, will er wieder einmal nach Estland fahren. Dass er und seine Frau jetzt eine der Estinnen bei sich zu Hause zu Gast haben, ist selbstverständlich, auch wenn die Kommunikation nicht immer einfach ist. "Wir quälen uns mit unserem Schulenglisch durch" sagt er.

Auch Pastorin Henke-Weber hatte gestern Morgen beim ersten Frühstück mit ihrem Gast schon einige Probleme mit der Kommunikation. Auch bei ihr ist eine Estin zu Besuch, und die Verständigung funktioniert mit Händen und Füßen. "Es reicht, um die Basics auszutauschen", sagt Henke-Weber. Die Norderstedterin wird dabei in den kommenden Tagen noch mehr Gäste bei sich aufnehmen. Eine vierköpfige Familie aus dem Odenwald bezieht ebenfalls Quartier in Glashütte. "Die freuen sich, dass sie auf dem Kirchentag mal nicht in einer Turnhalle schlafen müssen", sagt sie. Sie selbst habe vor 34 Jahren auf dem Kirchentag in Nürnberg gute Erfahrungen mit ihrer Gastgeberin gemacht. Nun wolle sie etwas zurückgeben. Henke-Weber gehört damit zu den 25 Gastgebern aus ihrer Gemeinde. "Für eine kleine Gemeinde ist das nicht schlecht", sagt sie.

Dass dazu die Esten zu Gast sind, sei eine ganz besondere Herausforderung, die die Menschen in Glashütte gerne in Kauf nehmen. Denn alle können sich den Worten von Pastor Kaldor anschließen: "Ich hoffe, dass die Partnerschaft noch lange anhält."