In unserer Serie “Menschen in der Kirche“ stellen wir den Kirchenmusiker Jan Simowitsch aus Bad Segeberg vor

Bad Segeberg. Den Abschlussgottesdienst des Kirchentags am Sonntag im Hamburger Stadtpark wird Jan Simowitsch verschlafen. Das gibt er unumwunden zu. Denn bis dahin hat der Kirchenmusiker aus Bad Segeberg auf dem Kirchentag in Hamburg alle Hände voll zu tun. Bereits am Mittwoch fing es an, als er und seine Musiker den Gottesdienst mit "Leichter Sprache" am Strandkai musikalisch begleiteten und dann noch einmal auf dem Abend der Begegnung aufspielten.

Am heutigen Donnerstag gibt es ein Konzert der Segeberger Soulband Mountain Soul Unit in der Markthalle am Hauptbahnhof, und am Freitag spielen viele Musiker aus Bad Segeberg in Harburg bei insgesamt drei Veranstaltungen im Zentrum der Jugend. Am Sonnabend um 21 Uhr dann der Höhepunkt: Der Gospelchor und das Sinfonieorchester Segeberg führen das Jazz-Musical Maria auf. Simowitsch gehört zweifellos zu den Aktivsten Segebergern auf dem Kirchentag in Hamburg. "Wir haben insgesamt acht Auftritte", sagt er. "Das ist eine logistische Herausforderung - allein damit die Instrumente immer am richtigen Ort sind."

Dass er so viel mitmachen kann, ist kein Wunder. Die Voraussetzungen für den 32-Jährigen sind in Bad Segeberg hervorragend. Neben der Mountain Soul Unit leitet er einen Gospelchor, der laut Simowitsch seit Jahren kaum Gospels, sondern vor allem Eigenkompositionen von ihm und dem Texter Tscho Hoffmann singt - wie eben am Sonnabend das Stück Maria. Dazu kommt der Musikberg, ein Reservoir von ungefähr 50 Musikern.

Bands bilden sich in Bad Segeberg auf Zuruf

Dessen Möglichkeiten erklärt Simowitsch so: "Wenn ich in zwei Wochen eine Band brauche, dann bildet sie sich morgen und existiert in drei Wochen schon nicht mehr." Die Musiker, die von Querflöte bis zum Hardrock-Schlagzeug, von Mundharmonika bis zur Posaune so gut wie alle denkbaren Instrumente beherrschen, kennen und schätzen sich gegenseitig. Und lernen sich auch immer wieder besser kennen.

So wie jedes Jahr zu Ostern, wenn Simowitsch mit fünf Teamern und 15 Jugendlichen auf Radtour geht. Eine Woche radeln sie dann von Ort zu Ort, übernachten in Gemeindehäusern und spielen am Abend Konzerte. Schon am ersten Tag, obwohl die meisten noch nie zusammen gespielt haben. "Das ist ein wenig Harakiri", meint Simowitsch. Dennoch: Diese jährliche Aktion gehört zu den Höhepunkten im Jahr, von denen er lange zehre.

Simowitsch arbeitet seit 2004 in Bad Segeberg und bezeichnet sich als klassischen Quereinsteiger in die Kirchenmusik. In Rostock studierte er Klavier, die Stelle als Popularmusiker in Bad Segeberg ist ihm auf den Leib geschnitten, sagt er heute. Die Zusammenarbeit mit dem zweiten, klassischen Kirchenmusiker in der Kreisstadt funktioniere sehr gut, beide lernen voneinander.

Simowitsch ist nicht auf moderne Instrumente festgelegt. Als Kirchenmusiker begleitet er auch traditionell auf der Orgel Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern. Er, seine Frau und die beiden Kinder (sechs und neun Jahre) haben sich auf die zuweilen familienunfreundlichen Arbeitszeiten eingestellt. "Man hat ja auch zwischendurch einmal frei und kann beispielsweise zum Mittag nach Hause fahren", sagt er. Und wenn dann die Kinder im Konzert so richtig mitgehen, dann wissen sie auch, warum sie beispielsweise auch dieser Tage öfter einmal auf den Vater verzichten müssen.