Wegen des langen Winters hat die Ernte des königlichen Gemüses erst vor wenigen Tagen begonnen. Die Nachfrage in Wiemersdorf ist aber groß.

Wiemersdorf . Viel zu stechen haben Pawel Braatz und seine drei Kollegen noch nicht auf dem Feld in Wiemersdorf an der Autobahn 7. Nachdem die Folie abgezogen wurde, schauen nur vereinzelt Spargelköpfe aus dem aufgeschütteten Damm hervor. Braatz ist schnell. Er legt den Spargel frei, nimmt das lange Stechmesser, setzt den Stich, und wieder wandert eine lange Stange in den Korb. Dann wird das Loch geschlossen und die nächste Stange ist an der Reihe. Noch ist der Abstand zwischen den einzelnen Stangen groß. Die Saison auf dem Spargelhof Schäfer hat spät begonnen. Erst seit vergangener Woche wird der Spargel gestochen; fast drei Wochen später als 2012.

Die Nachfrage in Wiemersdorf ist da, obwohl das Kilo weißer Spargel der Klasse I fast 10 Euro kostet. "Am Anfang ist immer zu wenig da", sagt Seniorchef Karl Schäfer, und sein Sohn Christian ergänzt: "Es wird gut gekauft. Alle freuen sich, dass es wieder Spargel gibt." Dass die Feinschmecker so lange warten mussten, liegt vor allem am Wetter. Der Boden in Wiemersdorf war erst um den 10. April so warm, dass der Spargel anfing zu wachsen. Aber selbst dafür waren sogenannte Verfrühungstunnel nötig, die über den aufgeschütteten Reihen der Spargelbete aufgespannt sind und wie ein Gewächshaus für höhere Temperaturen sorgen. Darunter liegt dann immer eine weitere Plane.

Ein Problem sei der späte Saisonstart für seinen Betrieb noch nicht, sagt Karl Schäfer. Nach 31 Jahren Spargelanbau hat der Wiemersdorfer schon einiges erlebt. Zwar könne die Saison nicht beliebig verlängert werden, denn die Pflanze braucht ab Ende Juni die langen Sonnentage zur Regeneration und zur Vorbereitung der nächsten Saison. Entscheidend sind laut Schäfer aber die kommenden Wochen. "Wichtig ist, dass wir Mitte Mai an den Hauptfesttagen, wenn die Menschen viel Spargel kaufen wollen, gutes Wetter haben." Denn bei gutem Wetter steigt die Erntemenge, und dann kann laut Schäfer die gesteigerte Nachfrage zu Christi Himmelfahrt, zum Muttertag und zu Pfingsten befriedigt werden. "Man kann jetzt noch nicht viel zur Saison sagen, zwei Wochen später, das ist noch nicht die Katastrophe." Für eine gute oder schlechte Saison gibt es mehr Faktoren.

Das sieht auch Mike Bolhuis nicht anders. Auf seinem Spargelhof Bolhuis am Kringelweg in Tangstedt begann die Saison sogar noch früher. Der Grund sind größere Planen über dem Spargel. Statt wie in Wiemersdorf über einer, spannt sich die Folie in Tangstedt über zwei Reihen. Dadurch könne mehr Temperatur erzeugt werden als bei der kleineren Verfrühungsfolie in Wiemersdorf, erläutert Bolhuis. "Wir verkaufen noch keine Massen, dafür ist der Preis zu hoch", sagt er. Derzeit verlangt er knapp 11 Euro für das Kilo weißen Spargel der Klasse I. Seine Erntehelfer sind auch schon die normalen Bahnen abgegangen, wo eine Folie über der Reihe dafür sorgt, dass der Boden warm und der Spargelkopf schön weiß bleibt. Sie fanden nur wenige Stangen.

Auch in Wiemersdorf werden in den kommenden Tagen erstmals die normalen Reihen nach Spargel abgesucht. Juniorchef Christian Schäfer ist für die Einteilung der insgesamt bis zu 40 polnischen Erntehelfer verantwortlich. Sein Arbeitstag hat in der Saison 16 Stunden und mehr. "Jedes Jahr ist es ein Neustart", sagt er.

Das Spargelstechen ist Handarbeit und ein anstrengender Knochenjob

Es müsse so viel organisiert werden, damit alles funktioniert. Viele der Helfer kommen dabei bereits seit Jahren nach Wiemersdorf. Das Spargelstechen ist ein Knochenjob und eine Handarbeit, was für den hohen Preis des königlichen Gemüses mitverantwortlich ist. Im Mai wird der Spargel dann billiger. "Es wird ein großes Angebot geben, den die Spargelpflanze hat im April ja noch so gut wie gar nichts geleistet", sagt Senior Karl Schäfer.

Die Spargelstangen, die auf dem Teller landen, sind Triebe der Spargelpflanze, die immer wieder nachwachsen. Wenn sie zu lange immer wieder gekappt werden - wenn der Spargel also auch nach dem traditionellen Ende der Ernte zu Johanni (24. Juni) gestochen wird -, dann schadet das der Pflanze. Werden die Triebe nicht mehr gestochen, dann wächst das Spargelkraut bis zu drei Metern in die Höhe und muss regelmäßig gewässert werden.

Bis dahin wird auch bei Timm Schümann in Hasenmoor noch viel Spargel an den Mann gebracht werden. Aktuell gibt es bei ihm noch keinen Spargel. "Alle spielen vollkommen verrückt", sagt er mit Blick auf die steigende Nachfrage auch auf seinem Hof, wo die Saison vermutlich am 2. Mai startet. "Gesteuert wird das von der Natur." Es sei denn, man hilft wie die Spargelhöfe Bolhuis und Schäfer ein wenig nach.