Mehr als 100 Frauen, Männer und Kinder kamen zur Eröffnung der Mietgarten-Saison auf den Hof Rehders in Norderstedt. 20 Gärten sind noch frei

Norderstedt. Endlich auf den Acker! Der Winter ist davon, die Hobby-Gärtner haben freie Feldbahn, graben um, legen Beete an, trampeln Wege zwischen die Beete, säen Salat, Radieschen, Kohlrabi und Co. und stecken auch schon mal einen Gartenzwerg und Plastik-Windmühlen ins Beet. Schwungvoll heben Christa Rehders und ihre Tochter Kathrin Rehders eine Kiste mit Weißkohl-Setzlingen, während die Hobby-Gärtner schon Schlange stehen, um einige Jungpflanzen für ihren Mietgarten auf dem Acker des Rehderschen Hofes am Grünen Weg in Norderstedt zu erstehen.

Fast wird es feierlich, als der kleine Moritz mit einer Schere das rote Band durchschneidet und damit die neue Mietgarten-Saison eröffnet. Mehr als 100 Hobby-Gärtner sind gekommen, nehmen ihre Miet-Gärten in Besitz und begießen die von Landwirtschaftsmeister Hans-Jürgen Rehders gesetzten Salat-Schösslinge.

140 Mietgärten hat Rehders angelegt, einige mehr als im vorigen Jahr, weil die Nachfrage so groß ist. 20 Gärten sind noch frei. Zu mieten sind sie über das Unternehmen "Meine Ernte". Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer hatten die Idee zu den Mietgärten, weil sie das schlaffe Supermarkt-Gemüse leid waren. Ein Schrebergarten kam für die Frauen nicht in Frage, und so fragten sie einen Bauern, ob er ihnen ein kleines Stück Land vermieten könne. Der Landwirt wollte, andere wollten auch so einen Garten, und die Idee der Mietgärten war entstanden.

Landwirtschaftsmeister Hans-Jürgen Rehders hat 20 Sorten Gemüse gesät

Mittlerweile gibt es von Aachen über Norderstedt bis Wiesbaden 21 Mietgärten, mit wachsender Tendenz. Der Landwirt, der die Gartenflächen vermietet, bereitet den Boden vor, sät und setzt ein Grundangebot an Gemüse wie Mangold, Möhren, Kartoffeln Spinat, Petersilie, Weißkohl, Zwiebeln bis zu Sonnenblumen, sorgt für Wasser und Gartengeräte, gibt Seminare in Gartenkunde, berät beim Säen, Jäten, Gießen und Ernten. Hans-Jürgen Rehders hat 20 Sorten Gemüse eingesät.

Für Familie Rehders ist es die zweite Mietgarten-Saison. Bereits die Premiere war ein voller Erfolg, und viele Mitgärtner haben gleich im Herbst wieder ihren Garten gebucht.

Neben den bereits eingesäten Beeten hat jeder Mietgarten genügend Fläche für Wunschbeete, in die die Gärtner ihr Lieblingsgemüse oder auch Blumen einsäen können. "Sie werden wieder super viel ernten", versprach Kathrin Rehders. Sie studiert Agrarwissenschaften an der Kieler Universität und gibt einmal in der Woche eine Gartenstunde für die Mietgärtner auf dem elterlichen Hof. Auf die Frage, warum denn die Tomaten im vorigen Jahr schwarz geworden seien, sagt sie: "Tomaten sind schwierig, sie mögen keine feuchten Sommer und brauchen viel Pflege."

Einmal im Monat gibt es einen Newsletter mit Garten-Nachrichten

Wanda Ganders von Meine Ernte gibt noch einen ganz heißen Tipp: "Sowie ein Kraut aus dem Boden guckt, das Sie nicht haben wollen, sofort jäten, denn je länger man damit wartet, desto zäher wird es." Wanders verschickt einmal im Monat einen Newsletter mit den neusten Garten-Nachrichten. Sie regt auch an, sich gleich mit dem Beet-Nachbarn bekannt zu machen und Gießgemeinschaften zu bilden.

"Ich bin begeistert, wie viele junge Familien wieder gekommen sind", sagt Christa Rehders. Die Diplom-Agraringenieurin freut besonders, dass Kinder durch die Mietgarten-Idee entdecken, dass Gurken nicht lang und gerade sein müssen, sondern durchaus in Kurven wachsen dürfen, dass Erbsen aus der Schote und nicht aus der Dose und Kartoffeln aus der Erde und nicht aus dem Glas kommen.

"Ich esse am liebsten Gurken", sagt der neunjährige Max Luca, der schon in der vorigen Saison mit seiner Freundin Vanessa ("Ich liebe Erdbeeren.") mit Vergnügen in der schwarzen Erde buddelte. Auch der zweijährige Hannes findet den satten Ackerboden toll, der auch in seinem Gesicht deutliche Spuren hinterlassen hat.

Auch Barbara Rösler ist wieder dabei. "Ich habe voriges Jahr 120 Kilo Gemüse geerntet und mir jede Woche einen Blumenstrauß aus meinem Garten mitgenommen", schwärmt die Hamburgerin. Aus Hamburg-Altona kommen Joana Pingel und Michael Prusakowski. Das Paar hat zum ersten Mal einen Garten gemietet und will ihn mit Joanas Vater Torsten Pingel beackern. "Ich möchte mehr gesundes Gemüse essen und vor allem wissen, wie das geht mit dem Säen, Pflegen und Ernten", sagt die 17-Jährige.

Hannes stapft mit seinen kleinen Füßen einen Weg zwischen die Beete

Derweil stapft der fünfjährige Hannes mit seinen kleinen Füßen einen Weg zwischen die Beete. "Ich mag am liebsten Karotten und Äpfel", verrät der Knirps und strahlt. "Wir wollen frisches Gemüse selbst ernten und am Wochenende an der frischen Luft auf dem Land sein", sagen Margit Högemann und Stephan Wagenbrenner aus Hamburg-Rotherbaum, die zum ersten Mal einen Garten auf dem Rehderschen Hof gemietet haben.

"Wir möchten lernen, wie man gärtnert", sagt das Ehepaar Dagmar und Jens Kolbe aus Norderstedt. "Ich habe zwar einen Garten, aber der ist mir zu klein", sagt Nadine Baethke aus Hamburg-Wellingsbüttel. "Brokkoli ist mein Gemüse", verrät die 37-Jährige und freut sich: Endlich auf dem Acker!

Ein Gemüsegarten von zirka 45 Quadratmeter Gartenfläche kostet 179 Euro Miete pro Saison, ein Familien-Gemüsegarten mit zirka 85 Quadratmeter kostet 329 Euro. In der Miete enthalten sind das Einsäen von 20 Sorten Gemüse und Blumen, Nutzen von Gartengeräten und Wasser, dazu eine ständige Beratung. Gebucht werden kann unter www.meine-ernte.de oder per Telefon unter 0228/28 61 71 19.