Was macht eine Sparkasse? Sie spart. Jedenfalls die Hamburger Sparkasse, kurz Haspa genannt. Das anhaltend tiefe Zinsniveau schmälert den Gewinn, also müssen die Kosten gekürzt werden. Diese an sich logische Erkenntnis darf man, bezogen auf das Bankgewerbe, getrost als bahnbrechend bezeichnen. Bislang reagierte diese Branche im Falle tiefroter Bilanzen kollektiv mit dem Reflex, die Bonuszahlungen ans Management zu vervielfachen - um wenigstens auf einem Gebiet eine Steigerung präsentieren zu können. Jetzt also eröffnet die Haspa ihren Mitarbeitern folgende Perspektive: Sie dürfen für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren ihren Job ruhen lassen - für 450 Euro monatlich, mit anschließendem Rückkehrrecht.

Das ist ein echter Paukenschlag. Und das durch einen Vertreter jener Branche, der jede Kraft zur geistig-moralischen Erneuerung längst abhanden gekommen zu sein schien. Gut, die Dreijahresrentner müssen selbst für ihre Sozialversicherung sorgen - da klingen 450 Euro schon weniger üppig. Aber wir wollen ja nicht immer mäkeln. Stattdessen überlegen wir lieber, wo sich das Haspa-Modell noch segensreich einsetzen ließe. In der Politik, zum Beispiel: Wenn sich im September der neugewählte Bundestag formiert, müssten sich Abgeordnete, die wegen ihrer diversen Nebentätigkeitsverpflichtungen ohnehin nur dreimal pro Legislaturperiode den Plenarsaal besuchen, sich zwangsläufig der Haspa-Sabbatregel unterwerfen - 450 Euro statt üblicher Bundestagsdiät, über das Rückkehrrecht sollten wir im Einzelfall verhandeln. So ein moderater Umgang mit Steuergeld würde vielleicht sogar Uli Hoeneß zum Rücktransfer seiner Schweizer Gelder bewegen.

Auch im privaten Bereich könnte das Haspa-Modell vorbildlich funktionieren. Bevor ehemüde Paare sich in ausufernde Justizschlachten stürzen, die in der Regel mit gut bedienten Anwälten und völlig bedienten Kontrahenten enden, stellt man einfach mal für drei Jahre die Ehe ein. Danach haben sich alle Gemüter beruhigt, falls man sich überhaupt noch daran erinnert, weshalb man sich dauernd gestritten hat. Ganz gewiss jedoch wird man eine Variante des Haspa-Modells in sämtlichen Parteiprogrammen finden, wenn dereinst das Wahlalter auch bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre herabgesetzt werden sollte: Das Angebot, für 450 Euro monatlich den Schulbesuch ruhen zu lassen, dürfte für jeden Teenager Grund genug sein, das Kreuzchen an die richtige Stelle zu setzen.

Positiver Nebeneffekt: Bei monatlich 450 Euro bleibt nie genug über, um es in der Schweiz zu verstecken.