Viktoria Tolstoy und Jacob Karlzon jazzten das Kulturwerk, das Publikum war begeistert

Norderstedt. Einige Besucher kamen nur ihretwegen. Doch sie, sie kam erst zum zweiten Set. Und hatte sie ihr Publikum sofort gebannt. Mit Herbie Hancock, mit "Next Kiss That Frogg". Viktoria Tolstoy jazzte mit ihrer coolen Stimme den ausverkauften großen Saal des Norderstedter Kulturwerks beim zweiten Konzert der Reihe JazzWerk, das Publikum war begeistert.

Am Flügel wurde die schwedische Jazz-Sängerin von einem anderen großen Schweden der Jazzszene begleitet, von Jacob Karlzon. Seit 15 Jahren treten Tolstoy und Karlzon als Duo auf, legten erst kürzlich ihr Album "Blue Monday" vor.

Mit ihrer glasklaren Stimme, die ihre Brisanz durch eine leicht rauchiges Timbre erhält, legt Tolstoy ein wundervolles "Take A Look At Me Now" hin. Sie lockt und fordert, bittet und drängt, haucht und erzählt. Vorher begeistert sie mit Karlzon-Songs. Während Karlzon mächtig in die Tasten haut, groovt sie, was ihre Stimme hergibt, um dann plötzlich ins Poetische zu kippen, aber nur, um richtig Anlauf fürs nächste Drama zu nehmen. "Have A Good Time" folgt mit einem faszinierenden Solo am Flügel, bevor sich das kongeniale Duo mit "Shining On You" von den Musikfans verabschiedet.

Spannend auch Karlzons Solo-Set. Der Jazzer und Heavy-Metal-Fan legt sich schon seit langem nicht mehr auf ein Genre fest. Er improvisiert über ein Prélude mit Sonatine von Maurice Ravel, erzählt gut gelaunt die Geschichte dazu, geht über zu "Flowers In The Sky", setzt Erinnerungen an das Sommerhaus seiner Eltern in Schweden in Musik, ein Stück, in dem er die Schönheit des Sommers ebenso einfängt wie die Sehnsucht nach der Kindheit - und jeder Ton erzählt die Geschichte in apartem Rhythmus, mit Synkopen, die das Spiel immer wieder neu antreiben.

Ein Ziel von JazzWerk ist, unbekannte Bands auf die Bühne im Kulturwerk zu bringen. Vor Karlzon und Tolstoy zeigte das Hamburger Trio "Hammerklavier" mit Philipp Steen am Bass, Boris Netsvetaev am Flügel und Kai Bussenius am Schlagzeug, wie man Sergej Prokofieff verrocken und verjazzen kann. Das kam sehr entspannt über die Rampe, gelassen mit feinem, doch hoch melodischen Jazz.