Der Vorsitzende Stefan Kroeger blickt für den Norderstedter Traditionsverein im Interview optimistisch in die Zukunft

Norderstedt. Im Dezember wurde bekannt, dass sich der SV Friedrichsgabe in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Auf der Jahreshauptversammlung informierte der Vorsitzenden Stefan Kroeger, 47, die 85 Anwesenden über den Stand der Dinge. Das Hamburger Abendblatt fragte nach, wie es um die momentane Situation des Traditionsvereins bestellt ist.

Hamburger Abendblatt:

Auf der Jahreshauptversammlung wurde der Vorstand des SVF entlastet. Schreibt der Verein jetzt schwarze Zahlen?

Stefan Kroeger:

Schwarze Zahlen schreibt der SVF noch nicht. Neben den langfristigen Verbindlichkeiten, die - wie in vielen anderen Verein auch - über Kredite abgewickelt werden, haben wir ein zusätzliches Minus von 12.000 Euro ins neue Jahr genommen. Aber wir stehen nicht vor der Insolvenz. Der SV Friedrichsgabe ist ein Traditionsverein. Er wird weiterleben.

Was ist der Grund für die finanzielle Schieflage des Vereins? Wann zeichnete sich diese ab?

Kroeger:

Vor einigen Jahren hatte sich angedeutet, dass die Reitabteilung, die damals noch auf Hof Nordpol zu Hause war, Verluste macht. Es war ein schleichender Prozess. Zum 1. Januar 2012 sind wir nach Quickborn umgezogen. Im April wurde klar, dass das kalkulierte Jahresminus von 30.000 Euro deutlich übertroffen wurde. Der erhoffte Mitgliederzulauf blieb aus, wir mussten nicht geplante bauliche Maßnahmen umsetzen, Pferde mussten ersetzt werden. Die Liste ist länger, es kam wirklich alles zusammen. Die Abteilungsleitung war zudem überfordert. Schließlich haben wir die Reißleine gezogen und die Abteilung zum Mai aufgelöst. Die Entscheidung fiel nicht leicht, wir haben lange darüber diskutiert.

Was passierte dann?

Kroeger:

Unser Pachtvertrag lief ursprünglich eineinhalb Jahre. Wir haben mit den Hofbesitzern, der Familie Kröger, einen Vergleich beschlossen und ihnen daraufhin einen bestimmten Geldbetrag gezahlt und zusätzlich alles überlassen, was zur Abteilung gehörte, also auch die komplette Ausrüstung und die 22 Schulpferde. Für diese Lösung sind wir den Krögers sehr dankbar.

2012 gab es eine Anfrage des SVF an die Stadt Norderstedt mit der Bitte um finanzielle Unterstützung. Wie hat die Stadt dem Verein unter die Arme gegriffen?

Kroeger:

Das ist so nicht richtig. Wir haben Ende November Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote informiert, dass es eventuell passieren kann, dass der Verein Geld von der Stadt benötigt. Damals konnten wir noch nicht absehen, wie sich die finanzielle Situation bis zum Jahresanfang 2013 entwickelt. Er hat dann die Stadtvertreter in einer Sitzung im nicht-öffentlichen Teil über das Gespräch informiert. Am nächsten Tag kamen dann diverse Anrufe...

Was wurde im vergangenen halben Jahr getan, um die Situation zu verbessern?

Kroeger:

Alle Abteilungen haben gemeinsam hart dafür gearbeitet, dass das durch die Reitabteilung entstandene Minus nur 12.000 Euro beträgt. Wir haben überall gespart, wo es nur ging. Das war nicht leicht. Diese Krise hat die Mitglieder aber auch zusammengeschweißt.

Wie ist die Mitgliederentwicklung in den vergangenen Monaten gewesen?

Kroeger:

Durch den Wegfall der Reitabteilung ist unsere Mitgliederzahl um mehr als 300 gesunken. Wir hoffen aber, in diesem Jahr wieder die 900er-Marke zu erreichen.

Sind die anderen Norderstedter Vereine Konkurrenz?

Kroeger:

Ja, aber das ist eine gesunde Konkurrenz. Es gibt auch Abteilungen, in denen wir mit anderen Klubs zusammenarbeiten. Beim Football gehen wir beispielsweise mit TuRa Harksheide Hand in Hand. Wir bieten Football in unterschiedlichen Altersklassen an, so dass wir uns nicht gegenseitig die Mitglieder wegnehmen.

Was sind Ihre kurzfristigen Ziele?

Kroeger:

Die Phase der Konsolidierung ist bereits abgeschlossen. Jetzt wollen wir den Mitgliedern etwas zurückgeben und wieder sinnvoll investieren. Natürlich müssen wir weiterhin sparsam agieren.

Was will der Verein langfristig tun, um neue Mitglieder zu gewinnen?

Kroeger:

Die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße sehen wir durch den damit verbundenen neuen Kunstrasenplatz für uns als Chance. Auch eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr durch eine Bushaltestelle würde uns gut tun. Wir wären dann besser erreichbar.