Die neue Alsterbrücke am Hohnerberg unterscheidet sich nur in Details von ihrem Vorgängerbauwerk. Die erfolgreiche Bürgerinitiative zum Wohle der Alsterbrücke hat ihre Schuldigkeit nun getan.

Henstedt-Ulzburg. Optisch scheint die Zeit stehen geblieben zu sein zwischen Henstedt und Rhen. Die neu errichtete Alsterbrücke am Hohnerberg unterscheidet sich nur in Details von ihrem Vorgängerbauwerk, das an selber Stelle fast 80 Jahre lang besucht, überquert und fotografiert wurde. Die zufriedenen Gesichter der Interessengemeinschaft Alsterbrücke, der weiteren Bürger und der Lokalpolitiker verdeutlichten anlässlich der Wiedereröffnung, dass es wohl doch keine so schlechte Entscheidung gewesen war, die ursprünglichen Planungen zu revidieren. Denn dass der nun erhaltene historische Treffpunkt fast schon Geschichte war, dies riefen sich die Menschen ein letztes Mal in Erinnerung.

So hatte der Henstedt-Ulzburger Umwelt- und Planungsausschuss vor knapp anderthalb Jahren für den Abriss der alten Steingeländer votiert - zugunsten eines "Zweckbaus" aus Stahl, wie es hieß. Hintergrund war der marode Zustand des Konstrukts, das längst die Verkehrssicherheit gefährdete. Das Hamburger Abendblatt berichtete im Oktober 2010 erstmals über die Pläne der Verwaltung und rief damit viele Bürger auf den Plan. Es waren Menschen wie Erika Zarbock, die sachlich, aber bestimmt an die Öffentlichkeit gingen mit einer rasch gegründeten Interessengemeinschaft.

"Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf die Pläne mit der Brücke aufmerksam geworden", sagt sie rückblickend. "Es war dann faszinierend, wie schnell ich Gleichgesinnte finden konnte. Innerhalb von drei Wochen hatte unsere Interessengemeinschaft zwölf Mitglieder." Neben Zarbock setzten sich Angelika Dubber, Bernd Fölschow, Karin Hartwig, Jürgen Hildebrecht, Anke und Wolfgang Kötz, Jacqueline Krämbring, Uwe Lembcke, Gisela Porps, Hans-Jörg Schütt und Annemarie Winter mit Vehemenz für den Erhalt der architektonisch in dieser Landschaft markanten Brücke mit ihren 15 Bögen ein.

Sie fanden Gehör. Kulturschaffende verwendeten die Brücke als Kulisse, der Wissenschaftler Diedrich Nölting sprach über besonderen Charakter des Bauwerks, die Zeitschrift "Industriekultur 4.11" widmete dem einzigartigen Betonbau eine Story, und die Interessengemeinschaft sorgte für Aufmerksamkeit, als sie die Geländer in weiße Folie hüllte. Zudem zeigten sich auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite viele Menschen solidarisch mit der Brücke. Nun lenkten auch viele Politiker ein - der damalige Bürgermeister Torsten Thormählen lud zu einer Gesprächsrunde mit Bürgern und Ingenieuren, im Umwelt- und Planungsausschuss fand sich schließlich nach langen Verhandlungen die von Erika Zarbock und ihren Mitstreitern lang ersehnte Mehrheit. Im Sommer 2012 stand also fest: Die Brücke muss zwar zunächst weichen, wird dann aber weitestgehend nach dem alten Vorbild rekonstruiert.

Das Henstedt-Ulzburger Ingenieurbüro Böger + Jäckle bekam den Auftrag für die Planung und die Bauüberwachung, die ausführenden Arbeiten übernahm die Firma Friedrich Peters Bau aus Borsfleth.

Anfang dieses Jahres begann schließlich der Abriss, ehe die neue Brücke Gestalt annahm. Auf 9 Metern Länge und 5,60 Metern Breite wurde eine Stahlbetonvollplatte als Überbau aufgelagert. Darauf wurden Kappen montiert, auf diesen wiederum die neuen Brüstungen einbetoniert.

Zugleich setzte die Verwaltung ein weiteres Anliegen vieler Fußgänger und Radfahrer um: Nunmehr beträgt die Höchstgeschwindigkeit am Hohnerberg nur noch 50 km/h und nicht mehr wie zuvor 100 km/h.

Erika Zarbock ist zufrieden mit dem Resultat. "Damit kann ich mich anfreunden. Die Brücke ist ein zentraler Punkt unserer Gemeinde", sagt sie. "Und sie ist nur 16.000 Euro teurer geworden als das ursprüngliche Vorhaben. Dabei wurde uns oft vorgeworfen: Wegen euch wird die Brücke deutlich mehr kosten." Knapp 200.000 Euro kostet das komplette Vorhaben, wobei Henstedt-Ulzburg aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds immerhin einen Zuschuss in Höhe von 8300 Euro erhielt.

Die erfolgreiche Bürgerinitiative zum Wohle der Alsterbrücke hat ihre Schuldigkeit nun getan. "Wir haben uns aufgelöst", sagt Erika Zarbock, "unser Ziel ist erreicht."