Die Bürger sollen am Tag der Bundestagswahl über die Zukunft Henstedt-Ulzburgs entscheiden

Henstedt-Ulzburg. Die Abstimmung im Ratssaal endete mit einem klaren Ergebnis: Alle 29 Gemeindevertreter von CDU, SPD, WHU, BfB und FDP (drei fehlten) stimmten dafür, dass es am 22. September eine Bürgerbefragung gibt. Dabei geht es um die Frage: "Sind Sie dafür, dass Henstedt-Ulzburg eine Stadt wird?" Einen entsprechenden Antrag hatte die Wählergemeinschaft BfB gestellt.

Damit steht es fest: Die Gemeindevertretung wird zeitgleich zur Bundestagswahl eine Befragung der Einwohner auf den Weg bringen. Das Ergebnis wäre für die Kommunalpolitiker allerdings nicht bindend. Die Gemeindevertretung könnte aber beim Land die Verleihung der "Stadtrechte" beantragen.

Hinten in der letzten Reihe des Ratssaals saß ein Mann, der am liebsten an Ort und Stelle das Nein auf dem Fragebogen angekreuzt hätte: Volker Dornquast, 61. Der Alt-Bürgermeister, Amtsinhaber von 1988 bis 2009, kommt nur noch unregelmäßig zu den Sitzungen. Das Thema "Stadtwerdung" interessierte ihn jedoch sehr.

Während seiner Bürgermeister-Amtszeit musste sich der ehemalige Staatssekretär (2009-2012) und heutige CDU-Landtagsabgeordnete schon öfter mit der Frage "Stadt oder Dorf?" beschäftigen. Seine Meinung hat sich seit 25 Jahren nicht geändert: Henstedt-Ulzburg soll Dorf bleiben.

Diesen Standpunkt vertritt Dornquast auch öffentlich. Vor einigen Tagen hat er in einem Schreiben an den Vorstand des Städteverbandes Schleswig-Holstein sein Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass sich der Verband von der Stadtwerdung einen Imagegewinn verspricht, der sich vor allem auf die Gewerbeansiedlung positiv auswirken würde (wir berichteten).

Wörtlich schrieb Dornquast: "Wie das? - habe ich mich gefragt. Das mag im Mittelalter so gewesen sein: Stadtluft macht frei. Heute ist diese Aussage arrogant und durch keine Tatsache zu belegen. Wenn man auf die jeweiligen Kriminalitätsdaten schaut, ist eher das Gegenteil der Fall."

Volker Dornquast erkennt auch in Sachen Gewerbezahlen keine Vorteile für eine Stadt. "Bei uns gelten folgende Tatsachen: In den letzten 25 Jahren wurden hier über 190 Betriebe angesiedelt, und das sind nicht nur kleine Dorfhandwerker. Moderne Betriebe mit hohem Entwicklungspotenzial, weltweit arbeitende Firmen im Maschinen- und Metallbau. Die Zahl der Arbeitsplätze hat sich weit mehr als verdoppelt. In welcher Stadt wurde das erreicht?"

Die Zahl der gesamten Gewerbetreibenden, so Dornquast, sei in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent von absolut 647 auf jetzt 2640 gestiegen, die Einwohnerzahl liege heute bei ungefähr 28.500 Personen. Das sei ein Plus von 45 Prozent innerhalb von 25 Jahren: "Ich habe das Gefühl, der Städteverband sucht lediglich ein neues attraktives Mitglied."

Dornquast weiß seine Parteifreunde hinter sich. Noch vor der Abstimmung sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Folker Brocks: "Wir sind zwar deutlich gegen eine Stadtwerdung, doch wir sind für eine Bürgerbefragung."

SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald äußerte sich diplomatisch: "Ich finde die Idee einer Befragung gut. Bevor es aber soweit ist, werde ich noch einen Antrag auf Einberufung einer Einwohnerversammlung stellen." Schlusswort Karin Honerlah (WHU): "Eine gute Idee, die Bürger haben ihre Meinung. Das muss uns eine 10.000 Euro teure Befragung wert sein."