Zahl der Mini-Jobber hat sich ist seit 2013 mehr als verdoppelt

Kreis Segeberg. Immer mehr Menschen im Kreis Segeberg brauchen einen Zweit-Job: Mehr als 9380 Berufstätige waren im vergangenen Jahr auf einen Mini-Job als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. Demnach ist die Zahl der derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Mini-Job haben, in den vergangenen Jahren im Kreis Segeberg drastisch gestiegen: "Blickt man zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von rund 134 Prozent gegeben", sagt Studienleiter Matthias Günther. 2012 hätten mehr als acht Prozent der Beschäftigten im Kreis Segeberg sich mit einem 400-Euro-Job etwas dazuverdient.

"Die Multi-Jobber kommen mit dem Geld, das sie in ihrem Hauptjob verdienen, nicht aus. Sie müssen auf einen oder mehrere Nebenjobs ausweichen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen", sagt die Geschäftsführerin des Ver.di-Bezirks Südholstein, Sabine Almut Auerbach. Sie macht vor allem Niedriglöhne für die Mehrfach-Jobs mit 55- bis 60-Stunden-Wochen verantwortlich. "Auf der einen Seite werden Stundenlöhne bezahlt, die im Keller sind. Auf der anderen Seite steigen die Lebenshaltungskosten. Da sind Niedrigverdiener gezwungen, nach Feierabend und an Wochenenden zur Zweit-Arbeit zu gehen", sagt Auerbach.

Abhilfe könne nur ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn schaffen, darin sind sich Ver.di und NGG einig. "8,50 Euro pro Stunde - das ist der Mindestpreis, den Arbeit bei uns hat. Wer heute für weniger Geld arbeiten muss, der hat keine Chance, von dem, was er verdient, auch leben zu können", sagt der Geschäftsführer der NGG-Region Hamburg-Elmshorn, Lutz Tillack. Doch selbst 8,50 Euro reichten gerade einmal für ein Leben, das "haarscharf über dem Hartz-IV-Niveau" liege. Daher könne die generelle Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde nur ein Einstieg sein. Tillack appelliert an alle, die im Kreis Segeberg für einen Niedriglohn arbeiten, beim "Dumpinglohnmelder" unter www.dumpinglohnmelder.de darauf hinzuweisen, um so an der "Deutschland-Billiglohn-Landkarte" mitzuschreiben.