Beim AKN-Bahn-Projekt “Hin und weg“ bringen Schüler wieder viel Theater in die Züge – da hat Langeweile beim Bahnfahren keine Chance mehr!

Bahn fahren, immer nur Bahn fahren. Langweilig. Immer nur Kühe gucken oder die Zeitung des Nachbarn lesen auch. Dann schon lieber Theater. Spontanes Theater. Szenen, die sich aus aktuellen Situationen ergeben. In die sich die Bahnfahrer einmischen können. Oder eingemischt werden. Wenn sie wollen. Überraschungstheater, das eine lange Bahnfahrt kurzweilig macht.

Unter dem Motto "Hin und weg" startet die AKN mit dem Hamburger Schauspielhaus, Theaterpädagogen und vier Schulen aus den Kreisen Segeberg und Pinneberg zum zweiten Mal die Aktion Live-Theater. Für 15 Minuten erobern die Schüler die AKN-Züge und brechen die Gleichförmigkeit auf, halten die Fahrgäste vom Telefonieren und Twittern, Lesen und Aus-dem-Fenster-Gucken ab.

"Wir wollen die Zugfahrten beleben und neue Ausblicke geben", sagt Monika Busch, Sprecherin der AKN. Der Erfolg von 2011 gibt der AKN Recht, die spielerischen Überfälle wurden durchweg mit Interesse und Beifall begrüßt. "Man muss für eine solche Darbietung offen sein, dann macht das allen einfach viel Spaß", sagt Busch.

Am Dienstag, 30. April, heißt es "Bahn frei!" für die Julius-Leber-Schule in Hamburg-Schnelsen. Am Dienstag, 7. Mai, geht die Grund- und Gemeinschaftsschule Barmstedt auf die Schiene, um dann die AKN-Waggons den Norderstedtern zu überlassen.

Das Norderstedter Gymnasium Harksheide hat am Dienstag, 21. Mai, seine Bahn-Premiere ab Bahnhof Norderstedt-Mitte, die Gemeinschaftsschule Harksheide folgt am 30. Mai.

Die Aufführungen sind das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den Theaterpädagogen, Schülern und Lehrern. Auf was lassen sie sich ein? Welche Erfahrungen machen sie? Welche Erlebnisse erwarten sie, wenn sie in der Bahn spontan Theater spielen und die Gleichförmigkeit durchbrechen. "Ich liebe es, Theater zu spielen, in eine andere Rolle zu schlüpfen und die Möglichkeit zu haben, ein anderer Mensch zu werden", sagt Lyriell, 13 Jahre, Schülerin der Gemeinschaftsschule Harksheide. "Bei diesem Bahnspiel dürfen wir kreativ sein und können aus uns herausgehen", sagt Marina, 14. "Wir können eigene Ideen einbringen, und das Zusammenspiel mit den anderen bringt uns weiter", sagt Celina, 14. "Ich traue mir jetzt auch im täglichen Leben mehr zu", sagt Hüseyn, 14. "Wir müssen uns aufeinander einlassen, das ist eine gute Erfahrung", sagt Julian, 14 Jahre.

Gern reden sie alle durcheinander, doch Theaterpädagogin Meike Klapprodt hat die aufgedrehten Jugendlichen schnell im Griff. "Der Anfang ist immer schwierig, weil die Jugendlichen Probleme haben, sich zu öffnen und zu konzentrieren", sagt Klapprodt. Doch dann gebe es "ganz tolle Phasen".

Unter dem Titel "Who is driving?" entwickelt sie mit den Schülern Szenen, in denen deren Zukunft als bewegter Raum aufleuchtet und Fragen auftauchen wie "Wo soll mein Lebenszug hingehen?" Kleine Texte werden geschrieben und im Spiel ausgetauscht, eine Mini-Choreografie gestaltet, damit die 15-Minuten-Spielzeit effektiv genutzt wird. Auch Sequenzen, in denen nur mit dem Körper gesprochen wird, erarbeiten die Schüler im Zug, der immerhin ein Raum mit eigenen Gesetzen ist.

"Einige Schüler haben ein gutes Körperbewusstsein, vor allem aber haben die meisten einen tollen Humor", lobt Klapprodt. Neugierig ist die freie Theaterpädagogin auch auf die Bahnfahrer. Reagieren sie aggressiv auf das Theater in der Bahn? Ignorieren sie es? Oder nehmen sie es mit Humor? "Die Aktion vor zwei Jahren hat gezeigt, dass die meisten Fahrgäste froh über die Abwechslung sind", sagt Christiane Lage, Sprecherin der AKN.

Für Frauke Rörden-Prang jedenfalls ist "Hin und weg" Neuland. Die Lehrerin der Gemeinschaftsschule Harksheide hat sich im Fach Darstellendes Spiel mit ihren Schülern für das AKN-Projekt beworben, weil "der Raum Zug ungeahnte Möglichkeiten bietet und eine Performance ohne viel Sprache zulässt."

Die Kunst-Lehrerin sieht das Spiel in der Bahn als Herausforderung, sich den Zuschauern direkt zu stellen. "Hemmschwellen werden abgebaut, das ästhetische Empfinden von Bildern wird gestärkt, und insgesamt verzeichne ich einen guten Lernzuwachs", sagt Rörden-Prang. Übungen, einander auszuhalten, beispielsweise durch Dauer-Blickkontakt, hätten die Schüler auf das Projekt vorbereitet. Theater ist eben spannender als Kühe gucken.

"Hin und weg"-Termine

Bahnhof Hamburg-Schnelsen, Julius-Leber-Schule: Premiere von "Rasender Stillstand" am Dienstag, 30. April, zirka 11 Uhr. Aufführung: 19 Uhr. Bahnhof Barmstedt, Gemeinschaftsschule Barmstedt: Premiere von "Heute steigen wir nicht aus" am Dienstag, 7. Mai, 12 Uhr. Aufführung: 14. Mai, 12 Uhr.

Bahnhof Norderstedt-Mitte, Gymnasium Harksheide: Premiere am 21. Mai, 11 Uhr, Aufführung 28. Mai, 11 Uhr. Gemeinschaftsschule Harksheide: Premiere von "Who is driving?" am 30. Mai, 11 Uhr, Aufführung am 31. Mai, 11 Uhr. Genaue Termine gibt es unter www.akn.de im Internet.