Eine Glosse von Heike Linde-Lembke

Er ist wieder da! Kaum ist der Schnee weg, kaum wird es wärmer, da reckt er schon wieder seine Spitzen aus dem Boden. Um dann in rasantem Tempo zu wachsen und zu wachsen und zu wachsen. Schneeglöckchen, Krokusse und sogar Tulpen wuchert er in Nullkommanix zu. Minütlich wird er größer und stärker und breiter.

Herr Giersch! Ich hatte diesen grünen Teufel schon verdrängt, da grinst er mich wieder faustisch an, direkt neben meiner Gartenpforte. Sogar im Rasen macht er sich breit. Jedenfalls in der vermoosten Grünfläche, die ich dafür halte. Mit dem Tümpel in der Mitte, aus der die Amsel trinkt und Nachbars Katze auch.

Was mache ich nun mit Herrn Giersch? Ich könnte ihn einem Restaurant fürs Salatbüfett empfehlen. Als Blattsalat ist der Kerl ja geradezu in. Soll Leute geben, die ihn dafür auf den Acker säen. In MacPom beispielsweise. Wir sind aber nicht in MacPom. Soll ich ihm jedes Blatt einzeln ausrupfen? Jedes Würzelchen aus der Erde ziehen? Geht gar nicht. Denn aus jedem gejäteten Ende bildet Herr Giersch sofort zwei neue Anfänge. Triebe nennt man das. Herr Giersch, der Triebtäter.

Oder sollte ich seine gefiederten Blätter selbst zum Salat verarbeiten? Sie meinem Gemüsehändler anbieten? Vielleicht sollte ich Herrn Giersch einfach wachsen lassen. Denn seine weißen Blütendolden sind eine Zierde für jeden Blumenstrauß. Zudem fliegen die Samen ziemlich weit. Damit die Nachbarn im nächsten Jahr auch einen Herrn Giersch haben.